My home is my castle

Von Anatol Stefanowitsch

Ein paar Nachgedanken zu meinem Beitrag vom Fre­itag.

Der Nach­druck, mit dem einige Kom­men­ta­toren auf der Idee bestanden haben, die USA seien ein englis­chsprachiges Land, hat mich ver­wun­dert. Nein, eigentlich nicht. Diese Idee ist nun ein­mal fest in unseren Köpfen ver­ankert. Selb­st meine Stu­den­ten (die ja immer­hin zu einem beträchtlichen Teil Amerikanis­ten wer­den wollen), glauben es mir schlicht nicht, wenn ich es in meinen Sem­i­naren erwähne. Aber es ist eine Tat­sache: die USA haben keine Nation­al­sprache (die Ver­fas­sung ist zwar in englis­ch­er Sprache abge­fasst, aber sie sagt nichts zum Sta­tus dieser Sprache) und sie haben auch keine Amtssprache.

Dreißig amerikanis­che Bun­desstaat­en haben dem Englis­chen eine geset­zlich fest­geschriebene offizielle Rolle auf Staatenebene ver­liehen, die meis­ten seit den 1970er Jahren (darunter auch Flori­da). Aber in der Prax­is gehen viele dieser Staat­en mit dieser Rolle bis­lang recht großzügig um und bieten zum Beispiel Führerschein­prü­fun­gen, Steuer­erk­lärun­gen und öffentliche Bekan­nt­machun­gen in ver­schiede­nen Sprachen an.

Der Kongress der USA beschäftigt sich regelmäßig mit Anträ­gen, die darauf abzie­len, das Englis­che auch auf Bun­de­sebene geset­zlich zu ver­ankern. Der Geset­ze­sen­twurf des New York­er Repub­likan­ers Peter King aus dem let­zten Jahr ist ein typ­is­ches Beispiel. Der entschei­dende Abschnitt darin ist der folgende:

The Gov­ern­ment of the Unit­ed States shall pre­serve and enhance the role of Eng­lish as the offi­cial lan­guage of the Unit­ed States of Amer­i­ca. Unless specif­i­cal­ly stat­ed in applic­a­ble law, no per­son has a right, enti­tle­ment, or claim to have the Gov­ern­ment of the Unit­ed States or any of its offi­cials or rep­re­sen­ta­tives act, com­mu­ni­cate, per­form or pro­vide ser­vices, or pro­vide mate­ri­als in any lan­guage oth­er than Eng­lish. If excep­tions are made, that does not cre­ate a legal enti­tle­ment to addi­tion­al ser­vices in that lan­guage or any lan­guage oth­er than English.

Die Regierung der Vere­inigten Staat­en wird die Rolle des Englis­chen als offizieller Sprache der Vere­inigten Staat­en von Ameri­ka schützen und stärken. Außer dort, wo ein Gesetz es vorschreibt, hat nie­mand ein Recht, ein Anrecht oder einen Anspruch darauf, dass die Regierung der Vere­inigten Staat­en oder ein­er ihrer Beamten oder Vertreter in irgen­dein­er Sprache außer dem Englis­chen zu han­deln, zu kom­mu­nizieren, Dien­stleis­tun­gen auszuführen oder Mate­ri­alien anzu­bi­eten. Wenn Aus­nah­men gemacht wer­den, so ergibt sich daraus kein Recht­sanspruch auf zusät­zliche Dien­ste in dieser Sprache oder irgen­dein­er anderen Sprache außer dem Englischen.

(Im näch­sten Abschnitt wird dann sofort eine Aus­nahme für den Gebrauch ander­er Sprachen „zu religiösen Zweck­en“ gemacht — Reli­gion ste­ht in den USA dann doch über dem Ide­al der Einsprachigkeit).

Der Geset­zes­text ist sehr offen­herzig, was seine Moti­va­tio­nen ange­ht — hier geht es nicht um trans­par­ente Kom­mu­nika­tion, die Ver­mei­dung von Par­al­lelge­sellschaften oder darum, Ein­wan­der­ern vollen Zugang zum kul­turellen und poli­tis­chen Leben zu ermöglichen, wie einige Kom­mentare zu meinem Beitrag vom Fre­itag vorschla­gen. Hier geht es um das genaue Gegen­teil: jed­er, der nicht Englisch spricht, soll von der Teil­nahme am öffentlichen Leben und von der Wahrnehmung sein­er Bürg­er­rechte aus­geschlossen wer­den. Die Amer­i­can Civ­il Lib­er­ties Union hat das durch­schaut und sich wieder­holt gegen solche Geset­zesvorschläge aus­ge­sprochen (zum Beispiel hier).

Der näch­ste Präsi­dent der Vere­inigten Staat­en, Barack Oba­ma, hält solche Geset­ze auch für falsch. Let­zte Woche sagte er in ein­er Frages­tunde nach ein­er Ansprache in Geor­gia fol­gen­des:

Now, I agree that immi­grants should learn Eng­lish. I agree with that. But under­stand this. Instead of wor­ry­ing about whether immi­grants can learn Eng­lish — they’ll learn Eng­lish — you need to make sure your child can speak Span­ish. You should be think­ing about, how can your child become bilin­gual? We should have every child speak­ing more than one language.

Also, ich stimme Ihnen zu, dass Ein­wan­der­er Englisch ler­nen soll­ten. Ich stimme dem zu. Aber sie müssen fol­gen­des ver­ste­hen: Statt sich zu Sor­gen, ob Ein­wan­der­er Englisch ler­nen wer­den — sie wer­den es ler­nen — soll­ten Sie sich darum küm­mern, dass Ihr Kind Spanisch lernt. Sie soll­ten darüber nach­denken, wie Ihr Kind bilin­gual wer­den kann. Wir soll­ten dafür sor­gen, dass jedes Kind mehr als eine Sprache sprechen kann.

Das Inter­es­sante ist, dass Oba­ma mit dieser harm­losen Bemerkung die Mehrheit sein­er poten­ziellen Wäh­ler gegen sich hat: in ein­er Mei­n­ung­sum­frage von Ras­mussen Reports, die eine Woche vor Oba­mas Rede veröf­fentlicht wurde, sprachen sich 68 Prozent der Amerikan­er gegen die Idee aus, dass jed­er Amerikan­er min­destens zwei Sprachen sprechen sollte und 65 Prozent waren der Mei­n­ung, Regierungs­doku­mente und Wahlzettel soll­ten nur in englis­ch­er Sprache veröf­fentlicht werden.

Die Angst der­jeni­gen, die fest im Sat­tel sitzen, vor denen, die derzeit noch neben­her laufen müssen, mag ja ver­ständlich sein. Aber 20 Prozent aller Amerikan­er sind keine englis­chen Mut­ter­sprach­ler, und da die Zuwan­derungsrate in die USA deut­lich über der Geburten­rate liegt, wird sich das Ver­hält­nis weit­er zu Ungun­sten des Englis­chen ver­schieben. Und irgend­wann wird sich das Englis­che in den USA als gle­ich­berechtigte Sprache unter vie­len ver­ste­hen müssen. Oder es wird den Weg des Chero­kee gehen.

Dieser Beitrag wurde unter Bremer Sprachblog abgelegt am von .

Über Anatol Stefanowitsch

Anatol Stefanowitsch ist Professor für die Struktur des heutigen Englisch an der Freien Universität Berlin. Er beschäftigt sich derzeit mit diskriminierender Sprache, Sprachpolitik und dem politischen Gebrauch und Missbrauch von Sprache. Sein aktuelles Buch „Eine Frage der Moral: Warum wir politisch korrekte Sprache brauchen“ ist 2018 im Dudenverlag erschienen.

21 Gedanken zu „My home is my castle

  1. P.Frasa

    Und ich stimme Barack Oba­ma in jedem Punkt zu.

    In den USA (möglicher­weise in der ganzen englis­chsprachi­gen Welt) ist wohl die Erken­nt­nis noch nicht gereift, dass Mehrsprachigkeit keinen neg­a­tiv­en Ein­fluss auf die Sprachkom­pe­tenz hat, würde ich schätzen… ist bei uns ja auch nicht allzu lange her, dass sich das geän­dert hat, wie ich so höre, oder?

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  2. corax

    Ich hab da mal ne Frage.

    Mein Ein­druck ist ja auch, dass der „Durch­schnittsamerikan­er“ ungerne eine Fremd­sprache lernt, bzw sog­ar sich vor einem Urlaub­strip nicht die Mühe macht sim­pel­ste Floskeln zu erlernen.

    Kann das jemand bestätigen/widerlegen?

    Also so in der Gesamtheit, dass es dur­chaus Aus­nah­men gibt ist mir klar.

    Also ich beherrsche lei­der nur lei­dlich englisch, ver­suche mir aber immer einige Sätze in anderen Sprachen zu merken, und ver­suche es im (europäis­chem) Aus­land immer erst auf englisch, auch wenn ich dann auf viele deutsch sprechen­den Men­schen gestoßen bin. (Bel­gien, Nieder­lande, Ungarn, und sog­ar Italien).

    Weil ich in Lon­don diese Chick­en­bu­den nicht lei­den kon­nte, hab ich mich über eine Döner­bude dort gefreut, und ein paar Floskeln auf türkisch gewechselt.

    Guten Tag” “Danke” “Sehr schön” etc.; hat die Besitzer glaub ich auch etwas überrascht.

    Also ich ver­suche zumin­d­est ern­sthaft immer etwas „Good will“ zu zeigen, wenn ich in ein anderes Land reise.

    Wie viele US-Sol­dat­en ler­nen wohl zumin­d­est ein paar Brock­en ara­bisch, die dort im Irak sta­tion­iert sind?

    Mein per­sön­lich­er Ein­druck ist zumin­d­est, dass viele Amerikan­er, was die Sprache bet­rifft, in höch­stem Maße arro­gant durch die Welt reisen.

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  3. L. Rosen

    Es geht weniger um einen neg­a­tiv­en Ein­fluss auf die Sprachkom­pe­tenz, eher um eine all­ge­meine Faul­heit der US-Amerikan­er. Die meis­ten müssen ja nicht ler­nen, da sie kaum Kon­takt mit Spanis­chsprech­ern in ihrem täglichen Leben haben. 

    Steigt der Anteil der Ein­wan­der­er, wer­den mehr langsam anfan­gen, Spanisch zu lernen.

    Zu ihrer Frage vom let­zen Ein­trag: L. Rosen, was hal­ten Sie von fol­gen­der Aussage:

    Sor­ry, aber Leute, die in die USA kom­men, sollen Chris­ten wer­den. Das Chris­ten­tum ist zwar keine offizielle Reli­gion, es ist aber die Haup­tre­li­gion des Lan­des. Den Ein­wan­der­ern ihre eige­nen Welt­sicht­en zu erlauben würde ein gerin­ger­er Anreiz für sie sein, zum Chris­ten­tum zu konvertieren.

    Das kann man nicht ver­gle­ichen. Man muss nicht Christ sein, um in unser­er Gesellschaft gut aufge­hoben zu sein. Um einzukaufen. Um ein Bankkon­to zu eröff­nen. Um durch die Bürokratie zu navigieren. Als ich vor 8 Monat­en nach Deutsch­land gekom­men bin musste ich auch Deutsch sprechen, um alles zu machen. 

    Es tut mir Leid, dass ich so Arro­gant im let­zen Beitrag erschien. In Deutsch­land muss jed­er Ami sich einiger­maßen ange­grif­f­en fühlen. Ich wäh­le für Barack Oba­ma. Ich liebe Sprachen und empfehle. Und ich bin zu arm für eine his­panis­che Putzfrau.

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  4. gyokusai

    Ich ver­ste­he nicht recht, auf welche Weise lose Anek­doten aus der Rei­he „Argu­mente vom per­sön­lichen Ein­druck her“ hier sub­stantiell zur im Hauptein­trag angeregten Debat­te beitra­gen sollen. Fest ste­ht, daß es starke Kräfte in den USA gibt, die Englisch als „offizielle“ Sprache ein­führen wollen, und starke Wider­stände dage­gen, und bei­de Seit­en haben ihre (kultur-)politische Agen­da. Ein guter Ein­stieg in diese Debat­te ist Mark Lieber­manns Ein­trag “Dare to be bilin­gual” auf Lan­guage Log, zum einen wegen der weit­er­führen­den Links (beson­ders auch in den ver­link­ten Kom­mentaren), zum anderen wegen der Erwäh­nung der oft ins Feld geführten (und recht dubiosen) „sym­bol­is­chen Funk­tion“ ein­er solchen Beförderung des Englis­chen zur „offiziellen“ Sprache, und was sich aus dieser Sym­bo­l­ik dann ganz schnell entwick­eln kann.

    Um dazu das ganze auch mal ein wenig in die europäis­che Per­spek­tive zu rück­en, möchte ich zudem auf Marks Ein­trag “The acad­e­my strikes back” hin­weisen: Hier läßt sich ein Ein­druck davon gewin­nen, wie die von vie­len als Extrem­po­si­tio­nen emp­fun­de­nen Stand­punk­te in den USA dur­chaus gängige The­o­rie & Prax­is sind in der Franzö­sis­chen Repub­lik. (Und hier haben wir, neben­bei, auch ein schönes Pen­dant von einem europäis­chen Nach­barn zum kür­zlichen Bana­nendis­put hier auf dem Bre­mer Sprachblog.

    ^_^J.

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  5. Frank Oswalt

    @L. Rosen (#3): Ich wollte nicht Sie per­sön­lich angreifen, son­dern Ihre Aus­sagen. Wenn ich dabei etwas über das Ziel hin­aus­geschossen bin, möchte ich mich dafür entschuldigen. Sie erwäh­nen, dass man sich als Amerikan­er in Deutsch­land schnell ange­grif­f­en fühlt. Dazu kann ich sagen, dass Amerikan­er sich nach mein­er Erfahrung generell sehr schnell ange­grif­f­en fühlen, wenn man ihren häu­fig sehr sim­plizis­tis­chen Sichtweisen nicht zus­tim­men will. Und das ist nicht nur hier so, son­dern auch im eige­nen Land (ich habe viele Jahre in den USA gelebt). Als Europäer ist man doch stärk­er an inhaltliche Auseinan­der­set­zun­gen und Mei­n­ungsver­schieden­heit­en gewöh­nt. Das ist jet­zt NICHT als per­sön­lich­er Angriff gemeint, son­dern als all­ge­meine anek­do­tis­che (Sor­ry, Gyoku­sai) Beobachtung.

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  6. Andreas H.

    Achtung, kein kon­struk­tiv­er Beitrag! (kür­zlich in einem Film gehört):

    Wie nen­nt man jeman­den, der viele Sprachen spricht? — polyglott

    Wie nen­nt man jeman­den, der nur eine Sprache spricht? — Amerikaner

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  7. Zetterberg

    Zur Vertei­di­gung unser­er Fre­unde und Feinde aus den Vereeinigten Staaten:

    Wer es sich leis­ten kann, nur eine Sprache zu “kön­nen”, wieso sollte er oder sie es sich nicht leis­ten! Das hat nichts mit Faul­heit zu tun, das ist neg­a­tiv­er Oppor­tunis­mus. Nen­nt mir einen guten Grund, wieso ein US-Amerikan­er, dessen Mut­ter­sprache Englisch ist und der in Mia­mi lebt, Spanisch ler­nen sollte, wenn sein Fre­und Hans-Jür­gen-Detlef-Franz aus Berlin, Kreuzberg, nichts dafür tut um Türkisch zu ler­nen! Ob die “Haupt­sprache” jet­zt offiziell ist oder nicht, ist doch eher “Schein” als “Wesen des Problems”.

    Ich finde die Amerikan­er gehen viel bess­er mit ihrem kleinen “Sprach­prob­lem” um als die Deutschen. Spanisch ist eine Sprache, die an jed­er nor­malen Schule in den USA unter­richtet wird. Wie viel tut man in Hucht­ing, Bre­men oder in Kreuzberg, Berlin dafür, dass die deutschen Kinder Türkisch ler­nen? Dass die Türken nicht schon seit Karl dem Großen hier leben, ändert nichts daran, dass sie — genau­so wie die Spanisch sprechende Bevölkerung — eine große Min­der­heit sind.

    Das ist auch übri­gens mein Prob­lem mit den ständi­gen Anti-USA-Nör­glern — die man­gel­nde Selb­stre­flek­tion. Natür­lich sind die USA häu­fig die Anführer und Ans­tifter des Elends und des allzu Dum­men, aber von wem haben sie das ursprünglich gel­ernt? Von den Europäern und Europa ist gle­ich auf Rang zwei hin­ter den USA auf der Wel­tran­gliste für die Ver­bre­itung von Elend und Unsinn. Kri­tisiert die USA angemessen, ver­gisst dabei aber Europa (und den Rest der Welt) nicht!

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  8. Allen Ziegenfus

    Ich stimme zu. In Deutsch­land sind Sprachken­nt­nisse sehr wichtig, weil die für beru­flichen Erfolg voraus­ge­set­zt wer­den. Dass die Deutschen mehr Sprachen kön­nen ist daher nicht unbe­d­ingt ein Merk­mal ein­er über­lege­nen kul­turellen Aufgeschlossen­heit. Im Gegen­teil, wie Sie sich geäußert haben, Türkisch wird kaum unterrichtet. 

    Amerikan­er gehen ein­fach anders mit Mei­n­ungsver­schieden­heit­en um. Wir find­en es ein­fach unhöflich, wenn man unaufge­fordert eine starke Mei­n­ung äußert. Vielle­icht hal­ten viele Deutschen es für ein­faltig, aber diese Vorge­hensweise hat auch Vorteile und ist wirk­lich ein kul­tureller Unter­scheid zwis­chen Deutsch­land und den USA. Deswe­gen ist es doch total nachvol­lziehbar wenn sich Amerikan­er manch­mal in der Anwe­sen­heit von Deutschen ange­grif­f­en fühlen.

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  9. L. Rosen

    Wir find­en es ein­fach unhöflich, wenn man unaufge­fordert eine starke Mei­n­ung äußert.

    Stimme ich nicht unbe­d­ingt zu. Ich finde wir sind zu ober­fläch­lich, und höre solche Mei­n­un­gen gern.

    Vielle­icht war “ange­grif­f­en” eine schlechte Wort­wahl. Ich meinte eher, dass ich ja immer erk­lären muss, dass obwohl ich ja Ami sei, wäh­le ich doch für Oba­ma, beschimpfe Bush, inter­essiere mich für die Umwelt, habe eine offene Weltan­schau­ung, und so weit­er und so fort, und deswe­gen nicht ver­ant­wortlich bin für das Ver­hal­ten meines Landes.

    Antworten
  10. corax

    Kann ich das also so inter­pretieren, dass die meis­ten meinen Ein­druck teilen und dass Herr Rosen die berühmte Aus­nahme ist?

    Aber trifft dieser sub­jek­tive Ein­druck auch zu?

    Gibt es da Zahlen drüber?

    Herr Ste­fanow­itsch, was sagen Sie dazu, als Fach­mann und ins­beson­dere als Amerikakenner? 

    @ Zetter­berg,

    das Deutsche ins­beson­dere in Prob­lemvierteln türkisch ler­nen, halte ich für dur­chaus sin­nvoll, bzw Beruf­s­grup­pen die damit ver­stärkt zu tun haben wer­den, Polizis­ten, Sozialar­beit­er, Ärzte; aber Sie verken­nen doch, dass fast alle Deutsche ab der 5. Klasse Englisch ler­nen und sehr viele ab der 8. oder 10. eine weit­ere Fremd­sprache. Für die all­ge­meine Hochschul­reife sind aus­re­ichende Ken­nt­nisse in mind. zwei Fremd­sprachen erforderlich.

    Ist das in den Staat­en auch so?

    Eine Idee von mir ist ja, dass die zweite Frmd­sprache an jed­er Schule, diejenige sein sollte, deren Lan­des­gren­ze jew­eils am Näch­sten liegt.

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  11. Fernundgut

    @ corax:

    > Eine Idee von mir ist ja, dass die zweite Frmd­sprache an jed­er Schule, diejenige sein sollte, deren Lan­des­gren­ze jew­eils am Näch­sten liegt.

    Warum ger­ade geo­graphis­che Nähe, deren Bedeu­tung doch immer mehr abn­immt (Fernkom­mu­nika­tion, Fern­han­del, Fernterrorismus-Angst, …)?

    Als zweite Fremdspache wäre eben­sogut die des größten Im-/Ex­port­part­ner­lan­des gerecht­fer­tigt, oder die des Lan­des / der Region mit der größten wis­senschaftlichen Zusam­me­nar­beit. Oder die Herkun­ftss­pache der meis­ten Immi­granten? Oder die des Ziels der meis­ten Emi­granten. Oder ein­fach die Herkun­ftss­pache der meis­ten aus­ländis­chen Ehepartner. 🙂

    Nach­barschaft ist kaum noch ein räum­lich­er Begriff, oder?

    Antworten
  12. corax

    @ Fer­nundgut,

    nicht jed­er reist viel oder hat geschäftlich mit dem Aus­land zu tun.

    Mein Vater wohnt direkt an der nieder­ländis­chen Gren­ze und hat in Hol­land seine Stammkneipe, (20m vom ehe­ma­ligem Schlag­baum ent­fer­nt). Er ist prak­tisch der einzige Deutsche seit 60 Jahren der dort verkehrt. Fast kein einziger „Ure­in­wohn­er“ dort spricht nieder­ländisch. Andere Seite das selbe Spiel, die Leute in Frankfurt/Oder fahren über die Gren­ze zum Tanken oder zum Frisör aber fast nie­mand spricht polnisch.

    Wir reißen die Schlag­bäume und Zoll­häuschen in Europa ein, aber an den Gren­zen tut sich nix im Sinne der Völk­erver­ständi­gung. Es wäre doch schön wenn man sich mit seinen „Nach­barn“ unter­hal­ten kön­nte, und z.Bsp die Kinder auf der anderen Seite zur Schule gehen weil dort das Ange­bot bess­er ist.

    In Kleve ist halt nieder­ländisch sin­nvoller als türkisch und in Frank­furt pol­nisch und in Dres­den tschechisch.

    Hier bei mir im Pott kön­nte man natür­lich über türkisch als Zweit­sprache nach­denken, und in Han­nover oder Frankfurt/Main über was ganz anderes. Aber in unmit­tel­bar­er Gren­znähe finde ich es schlicht als eine ver­tane Chance nicht deren Sprache zu ler­nen. Außer­dem gäbe es auf diese Weise irgend­wann eine „Durch­mis­chung“ in unser­er Bevölkerung, so daß sich immer irgend­je­mand find­en würde, der die Sprache eines unser­er Nach­bar­län­der beherrscht.

    Ein Polizist in München kön­nte vielle­icht dänisch weil er in Kiel aufgewach­sen ist.

    Wozu soll­ten wir allen unseren Kindern beispiel­sweise griechisch beib­rin­gen, bloß weil viele mit Griechen ver­heiratet sind?

    Ich finde meinen Vorschlag dur­chaus plausibel. ;–)

    Nach­barschaft ist kaum noch ein räum­lich­er Begriff, oder?

    Doch, ist er. Wir sind zwar alle im www unter­wegs aber waren Sie schon­mal bei ebay.nl oder ebay.pl oder ebay.dk?

    Glück auf! :–)

    Antworten
  13. Fernundgut

    Hal­lo, Corax,

    > Ich finde meinen Vorschlag dur­chaus plausibel. ;–)

    Das ist er sich­er. Ich wollte nur darauf hin­weisen, daß es noch andere ver­gle­ich­bare Ziele gibt (und der Smi­ley bei den let­zten wurde doch angezeigt?). 

    » Nach­barschaft ist kaum noch ein räum­lich­er Begriff, oder?

    > Doch, ist er. Wir sind zwar alle im www unter­wegs aber waren Sie schon­mal bei ebay.nl oder ebay.pl oder ebay.dk?

    eBay nur .co.uk und ganz sel­ten .fr. => Die Sprachen aus der Schule, der Punkt geht an Sie. Aber nicht ganz ohne Wider­spruch: Viel Nach­barschaftlich­es wie Flohmarkt, Kaf­feeklatsch, Gesellschaftsspiel, dem­nächst auch noch Sport, Yoga und Tanz [wenn die Wii hält was das Mar­ket­ing ver­spricht] scheint doch aus der räum­lichen in die — ich nehm mal die große Münze — “geistige” Nach­barschaft sub­lim­iert zu wer­den. Würde die gren­züber­schre­i­t­ende bilin­guale Nach­barschaft nicht in Gefahr sein, auf Einkauf, Tanken, Ver­wal­tung und die Prä-WWW-Gen­er­a­tio­nen eingeschränkt zu bleiben? Und durch­führbar? Hier ver­mute ich ein Henne-Ei-Prob­lem zwis­chen Sprach­lehre und ‑Anwen­dungsmöglichkeit­en.

    Schönes Woch­enende, Herr oder Frau Nach­bar, wo immer Sie ger­ade sind! 🙂

    Antworten
  14. Thomas

    Ich habe mich etwas hierüber gewundert:

    Manuel Castil­lo, a Cal­i­for­nia truck­er with twen­ty years expe­ri­ence, was stopped and tick­et­ed by an Alaba­ma state troop­er for fail­ure to speak Eng­lish well enough.”

    http://illinois.edu/blog/view?blogId=25&topicId=2029&count=1&ACTION=VIEW_TOPIC_DIALOGS&skinId=286

    (via http://languagelog.ldc.upenn.edu/nll/?p=378)

    Kurze Anmerkung:

    @gyokusai, Zitat: “Ich ver­ste­he nicht recht, auf welche Weise lose Anek­doten aus der Rei­he „Argu­mente vom per­sön­lichen Ein­druck her“ hier sub­stantiell zur im Hauptein­trag angeregten Debat­te beitra­gen sollen.” Ich ver­ste­he das wiederum sehr gut. Wenn “Anek­doten aus der Rei­he „Argu­mente vom per­sön­lichen Ein­druck her“” hier zu Naserümpfen führen, sollte man die Kom­men­tar­funk­tion vielle­icht bess­er ganz abschaffen.

    Unab­hängig davon stimmte ich dem State­ment von corax nur eingeschränkt zu. Sich­er gibt es in den USA (wie auch in anderen anglo­pho­nen Län­dern!) eine ekla­tante Zurück­hal­tung gegenüber dem Ler­nen von Fremd­sprachen; das ist keine neue oder aufre­gende Beobach­tung. Daraus aber eine beson­dere “Faul­heit” abzuleit­en, ist min­destens so lange unzuläs­sig, wie man nicht nach­weisen (oder zumin­d­est plau­si­bel argu­men­tieren) kann, dass Ange­hörige ander­er Natio­nen bzw. Sprachge­mein­schaften größeren Fleiß an den Tag leg­en wür­den, wenn ihre Mut­ter­sprache zufäl­lig die weltweit mit Abstand ver­bre­it­et­ste Verkehrssprache wäre.

    Antworten
  15. corax

    @ Thomas,

    Daraus aber eine beson­dere “Faul­heit” abzuleit­en, ist min­destens so lange unzuläs­sig, wie man nicht nach­weisen (oder zumin­d­est plau­si­bel argu­men­tieren) kann, dass Ange­hörige ander­er Natio­nen bzw. Sprachge­mein­schaften größeren Fleiß an den Tag leg­en wür­den, wenn ihre Mut­ter­sprache zufäl­lig die weltweit mit Abstand ver­bre­it­et­ste Verkehrssprache wäre.

    das ist ja nun auch falsch.

    a) habe ich gesagt, dass das mein sub­jek­tiv­er Ein­druck ist

    b) habe ich unter #10 nach Erk­lärun­gen gefragt

    c) muss ich, wenn ich einen bes­timmten Sachver­halt attestiere und bemängele,

    doch nicht Beweis erbrin­gen, dass andere nicht auch so han­deln würden.

    Was hat das eine mit dem anderen zu tun?

    Erin­nert mich an Schäu­ble der sagte: „Wer Guan­tanamo kri­tisiert, der muss sagen was die Alter­na­tive sei.“

    Deshalb:

    Der größte Ein­griff in die Rede­frei­heit ist der Aufruf, zu schweigen bevor man es bess­er gemacht.” (Alber­to Green)

    Glück auf!

    Antworten
  16. Thomas

    @corax: Alles vol­lkom­men unbe­strit­ten. Ins­beson­dere dein Recht auf die Kundgabe des sub­jek­tiv­en Ein­drucks (a) hat­te ich ja aus­drück­lich vertei­digt, sodass ich mich von der im Zitat trans­portierten Ermah­nung in kein­er Weise ange­sprochen füh­le — und von dem absur­den Schäu­ble-Ver­gle­ich erst recht. Zu c) — selb­stver­ständlich muss man das nicht, man “muss” gar nichts. Wer aber — wie leise­treter­isch auch immer — an anderen Arro­ganz bemän­gelt, nimmt wohl oder übel in kauf, dass andere dies ihrer­seits als etwas arro­gant empfind­en können. 😉

    Antworten
  17. corax

    @ Thomas,

    das Schäublez­i­tat viel mir nur spon­tan als erstes ein. Das ist natür­lich „Stark­er Tobak“ und war nicht als per­sön­lich­er Angriff gedacht.

    Das Alber­to Green Zitat ist mir neulich untergekom­men und ich finds ganz passend.

    Aber mit Ihrem erstem und let­ztem Satz drehen wir uns doch im Kreis.

    Danach dürfte man doch gar nichts mehr kri­tisieren, ohne sich Ihrer Ansicht nach selb­st kri­tik­würdig zu machen.

    Glück auf!

    Antworten
  18. Marcus Hampel

    Hier hack­en ja alle auf den Amerikan­ern herum. Die sich ja bekan­ntlich weigern andere Sprachen zu sprechen. Dem möchte ich mal etwas entgegenwirken:

    http://www.welt.de/reise/article2234689/Das_sind_die_beliebtesten_Touristen_der_Welt.html

    Zitat: “Eine fremde Sprache zu ler­nen ist schwierig, aber die US-Amerikan­er geben sich die meiste Mühe, Ken­nt­nisse in der Lan­dessprache zu erwerben.”

    Das sagen zumin­d­est die Hote­liers in aller Welt! Deutsche und Nieder­län­der kom­men auch nicht schlecht weg. Aber warum auf die Ver­wandten in Übersee schimpfen, wenn die Sturköpfe doch schon ganz in der Nähe leben:

    Am wenig­sten sprachbe­müht: Fran­zosen, Chi­ne­sen und Japaner.”

    Ich glaube, da sind noch eine ganze Menge Vorurteile im Spiel. Entwed­er bei den Hote­liers (mag ja auch sein) oder in der eige­nen Heimat, wo der Anti­amerikanis­mus seine Blüten treibt.

    Antworten
  19. Jens

    (Im näch­sten Abschnitt wird dann sofort eine Aus­nahme für den Gebrauch ander­er Sprachen „zu religiösen Zweck­en“ gemacht — Reli­gion ste­ht in den USA dann doch über dem Ide­al der Einsprachigkeit).”

    Wie soll der Staat mit jeman­dem “zu religiösen Zweck­en” kom­mu­nizieren? Das wäre doch die Anerken­nung eines religiösen Bekenntnisses.

    Antworten

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