Sick of Sick

Von Anatol Stefanowitsch

Immer wieder werde ich darauf ange­sprochen, warum ich nicht häu­figer über Bas­t­ian Sick schreibe. Ich weiß es auch nicht genau. Irgend­wie tut er mir leid. Ich glaube, anders als Rolf und Wolf Schnei­der oder Welt-Online-Textchef Sönke Krüger inter­essiert er sich wirk­lich für die deutsche Sprache — er ver­ste­ht nur ein­fach nicht furcht­bar viel davon. Er fühlt sich häu­fig sichtlich unwohl mit sein­er Rolle als Ober­lehrer und Besser­wiss­er, aber er kommt aus der Num­mer irgend­wie nicht mehr her­aus:

Als was ver­ste­hen Sie sich eigentlich – als Ober­lehrer der Nation?

Nein, eben gar nicht. So tit­uliert mich die Presse zwar gele­gentlich, aber ich bin kein Lehrer, ich will nie­man­den belehren, son­dern erk­lären, Empfehlun­gen aussprechen und Fra­gen beantworten.

So wie ein Oberlehrer?

Sind Sie ein Besserwisser?

Auch das ist nicht zutr­e­f­fend. Ein „Besser­wiss­er“ ist jemand, der stets im Recht bleiben will, der andere mit­ten im Gespräch unter­bricht und ihnen sein Wis­sen aufdrängt.

Ah, danke, jet­zt habe ich es ver­standen, Herr Sick.

Buchdeckel <em>Sick of Sick</em>

Buchdeck­el Sick of Sick

Wie dem auch sei, für diejeni­gen, die Sick nicht so leicht davonkom­men lassen wollen, hat der Berlin­er Sprach­wis­senschaftler André Mei­n­unger nun mit seinem Buch Sick of Sick: Ein Streifzug durch die Sprache als Antwort auf den „Zwiebelfisch“ Abhil­fe geschaf­fen. Auf 176 Seit­en set­zt er sich detail­liert, fachkundig und unter­halt­sam mit Sicks Samm­lung von Unge­nauigkeit­en, Halb­wahrheit­en, und frei erfun­de­nen oder falsch ver­stande­nen Ben­im­mvorschriften auseinan­der. Dabei mutet er seinen Lesern pas­sagen­weise dur­chaus auch Fachter­mi­nolo­gie und kom­plexe Gedankengänge zu, an die er sie aber immer behut­sam und anhand von ein­prägsamen Beispie­len her­an­führt. So gelingt es ihm, die Kom­plex­ität der disku­tierten Phänomene ver­ständlich zu machen und die Ober­fläch­lichkeit von Sicks Betra­ch­tun­gen ohne per­sön­liche Angriffe zu entlarven.

Mei­n­unger begin­nt seine Über­legun­gen stets mit Zitat­en aus Sicks Büch­ern, Kolum­nen oder Quiz-Spie­len und zer­legt diese dann fach­män­nisch. Zum Beispiel nimmt er sich fol­gende Pas­sage vor (der Text, aus dem sie stammt, find­et sich hier):

Ter­ror­is­ten exeku­tieren US-Sol­dat“. Bedauer­lich war nicht nur der Inhalt der Mel­dung, son­dern auch der Umgang mit der Gram­matik. „Es muss US-Sol­dat­en heißen“, wende ich ein, „denn der Sol­dat wird in Dativ und Akkusativ zum Sol­dat­en.“ – „Aber dann denken die Leser, dass mehrere Sol­dat­en erschossen wur­den“, vertei­digt sich der Textchef, „das wäre doch missver­ständlich. So ist es klar­er!“ So ist es auf jeden Fall falsch­er. Man muss sich schon entschei­den, ob man das Risiko einge­ht, der Leser könne zwei Sekun­den lang an einen Plur­al glauben, oder ob man ihn lieber glauben lassen will, man habe Prob­leme mit der deutschen Sprache.

Seine Erk­lärung dessen, was da sprach­lich tat­säch­lich vor sich geht, begin­nt Mei­n­unger dann so:

Nun, der Textchef hat­te zweimal Recht, Prob­leme mit den Regeln der deutschen Sprache hat­te hier eher Herr Sick. Es ist zwar so, dass ein Sub­stan­tiv wie Sol­dat im Akkusativ zu Sol­dat­en mit Kasusendung wird – aber das ist eine eher schwächere Regel, die bisweilen gegen eine andere gram­ma­tis­che Vorschrift an Durch­set­zungskraft ver­liert. Und diese lautet unge­fähr so: Ste­ht ein Sub­stan­tiv im Sin­gu­lar, also in der Ein­zahl, ohne jegliche Begleit­er da, muss die kasustyp­is­che Endung weg­fall­en. Ganz ein­deutig lässt sich das mit Bas­t­ian Sicks Lieblings­fall, dem Gen­i­tiv illus­tri­eren. Sub­stan­tive wie Brot oder Sand wer­den im Gen­i­tiv reg­ulär zu Brotes und Sandes (oder Brots bzw. Sands): sein Blick war selb­st des glänzen­den Goldes über­drüs­sig oder das Gewicht nassen Sandes. Als soge­nan­nte Massen­nom­i­na ist es Begrif­f­en wie Gold oder Sand auch möglich, ohne Artikel gebraucht zu wer­den. (Sie liebt Gold. Er han­delt mit Sand.) Dann ver­lieren sie aber auch die Möglichkeit, gen­i­tivisch real­isiert zu wer­den: Man kann nicht sagen: er war Goldes über­drüs­sig, und noch weniger: das Gewicht Sands. Das wider­spräche nicht nur der in manchen Gram­matiken for­mulierten Regel, son­dern auch dem Sprachgefühl.

Wer Lust auf den Rest der Erk­lärung hat, der kann das Buch für gut angelegte € 12,80 erwer­ben (Lib­ri/Ama­zon/Ver­lag). Auf der Bestell­seite des Ver­lages find­et sich übri­gens auch die Ein­leitung des Buch­es als Leseprobe.

Wer sich das nicht leis­ten kann, der kann ver­suchen, das Exem­plar zu gewin­nen, das der Autor dem Sprach­blog zu diesem Zweck gespendet hat. Schreiben Sie ein­fach die Begrün­dung, warum ger­ade Sie das Buch bekom­men soll­ten, in den Kom­men­tarthread dieses Beitrags. Ich werde die schön­ste Begrün­dung auswählen und den Gewin­ner per Email kon­tak­tieren. Der Rechtsweg ist selb­stver­ständlich ausgeschlossen.

Nach­trag (18. April 2008):

Der Ver­lags-Chef des Kul­turver­lag Kad­mos, Wol­fram Bur­ck­hardt, ist von der Leser­beteili­gung hier im Blog so ange­tan, dass er sich mit fol­gen­dem net­ten Ange­bot gemeldet hat:

Nach­dem der Autor so spend­abel ist, will der Ver­leger nicht geizen und legt noch zwei drauf für diese wun­der­baren Begrün­dun­gen. Es kann eben nicht nur EINEN geben. Und das Beste: bere­its von der zweit­en Auflage, die heute in Druck gegan­gen ist! Beste Grüße aus Berlin.

Also los!

Nach­trag (23. April 2008):

Der Wet­tbe­werb ist nun been­det. Ich werde mir die Begrün­dun­gen über das Woch­enende genau anse­hen und die Sieger am Mon­tag bekanntgeben!

Mei­n­unger, André

Sick of Sick?

Ein Streifzug durch die Sprache als Antwort auf den „Zwiebelfisch“

Taschen­buch, 176 Seiten

Kul­turver­lag Kadmos

März 2008

ISBN: 978–386599-047–1

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Über Anatol Stefanowitsch

Anatol Stefanowitsch ist Professor für die Struktur des heutigen Englisch an der Freien Universität Berlin. Er beschäftigt sich derzeit mit diskriminierender Sprache, Sprachpolitik und dem politischen Gebrauch und Missbrauch von Sprache. Sein aktuelles Buch „Eine Frage der Moral: Warum wir politisch korrekte Sprache brauchen“ ist 2018 im Dudenverlag erschienen.

37 Gedanken zu „Sick of Sick

  1. David Marjanović

    Schon lange gibt es im Deutschen den Trend, alle Endun­gen (die ja eh schon fast alle iden­tisch sind) als Mehrzahlen­dun­gen zu inter­pretieren. Der Son­nen­schein kommt von der Son­nen Schein, was irgend­wann der Schein ein­er einzel­nen Sonne war… und auf Althochdeutsch war krefti der Dativ Sin­gu­lar von kraft

    [Hin­weis des IAAS-Admin­is­tra­torenteams: Dieser Kom­men­tar wurde bear­beit­et (es wur­den Hin­weise auf inzwis­chen kor­rigierte orthografis­che Fehler ent­fer­nt).]

  2. Lazerte

    Ben­im­mvorschriften” ist genau das Wort, das mir im Zusam­men­hang mit Sick immer gefehlt hat. Danke dafür!

  3. Frank Oswalt

    Na gut, dann mache ich mal den Anfang:

    Ich möchte das Buch gerne gewin­nen und finde, dass ger­ade ich es ver­di­ent habe, weil ich mich in meinem Fre­un­deskreis seit langem unbe­liebt mache, indem ich gegen Sick’sche Über­he­blichkeit und für sprach­liche Tol­er­anz argu­men­tiere. Wenn ich schon keine Fre­unde mehr habe, möchte ich wenig­stens ein Buch lesen, das mir Recht gibt 🙂

  4. L. Rosen

    Ich bin ein Amerikan­er der Deutsch studiert. Ich wohne seit 7 Monat­en in Deutsch­land. Mein endgültiges Ziel ist bess­er Deutsch zu sprechen als die meis­ten Deutschen. Ich lese zurzeit Der Dativ ist Dem Gen­i­tiv Sein Tod, und bevor ich dieses Blog gefun­den habe wusste ich nicht, dass es Kri­tik von Bas­t­ian Sick gab. Gewänne ich das Buch, hätte ich ein großeres Ver­ständ­nis dieser wun­der­schö­nen Sprache.

  5. Renate C.

    Eine schöne Begrün­dung fällt mir nicht ein, aber das Buch klingt span­nend. Ich habe es mir deshalb ein­fach bestellt.

  6. Wolfgang Hömig-Groß

    Puh, was ver­hil­ft mir zu dem Buch?

    Dro­hen? “Wenn ich das nicht kriege, lese ich hier nicht mehr mit!” Da halte ich Sie für resistent.

    Auf die Trä­nen­drüse drück­en? “Schenken Sie mir im Herb­st mein­er Jahre in ein­er grauer und strenger wer­den­den Welt einige wenige Momente des Licht­es!” Ick weeß nich.

    Mitleid? “Wenn Sie mir das Buch nicht über­lassen, sehe ich mich genötigt es mir selb­st zu kaufen, wo das Geld doch kaum für Suff und Puff reicht!” Hm.

    Ich glaube, ich kann mich nicht so recht qualifizieren …

  7. Matthias

    Auf der angegebe­nen „Spiegel Online“-Seite hat der kri­tisierte Pas­sus ver­schwindibus gemacht. Lei­der ist nicht doku­men­tiert, wann.

  8. Christian

    Ich muss sagen, je mehr man hier und an ander­er Stelle sich über Sick aufregt, desto sym­pa­this­ch­er wird er mir. An sich macht er, wie jüngst bei Kern­er, einen unan­genehmen Ein­druck, schwitzig, nervös, viel zu schnell redend, unsich­er eben. Was ihn aber auch men­schlich erscheinen lässt. 

    Ich gebe zu, dass ich damals das Dativ-Buch gerne gele­sen habe, auch die Kolum­nen auf SPIEGEL-online. Ich habe mir davon kaum etwas gemerkt, der Inhalt und die „Unwahrheit­en“ waren mir auch egal. Aber die Artikel waren amüsant geschrieben und gut zu lesen (wenn man nicht ger­ade alle hin­tere­inan­der las). Da schafft es näm­lich ein­er, ein für viele trock­enes The­ma wie die deutsche Sprache und die Rechtschrei­bung denen zu ver­mit­teln, die sich son­st nicht oder kaum damit auseinan­der­set­zen. Der hat doch gar nicht den Anspruch, ein Sprach­wis­senschaftler zu sein. Der will doch unter­hal­ten. Und das schafft er auch. Und er polar­isiert und regt Diskus­sio­nen an, was ich sehr in Ord­nung finde. Auch, wenn er es nicht absichtlich macht. Und nicht nur Diskus­sio­nen regt er an, son­dern auch Inter­esse bei Leuten, die kein Wis­senschaftler mit all seinen Zitat­en und Quel­len­nach­weisen und Fachaus­drück­en je erre­ichen würde. 

    Ein wenig spielt hier auch der Neid der Wis­senschaft eine Rolle, mit Fach­tex­ten und Fachaus­drück­en eben kein Massen­pu­bikum erre­ichen zu kön­nen. Denke ich zumindest.

    Das musste nur mal gesagt sein. 

    Anson­sten finde ich diesen/dieses Blog hier sehr gut!

    Beste Grüße

    C.

  9. E. Gulk

    Ich kön­nte das Buch aus zwei Grün­den ver­di­ent haben: 1. Weil ich viel zu höflich bin, Ana­tol Ste­fanow­itsch öffentlich vorzuw­er­fen, dass er den Sozial­neid fördert, wenn er als Blog­wart per “wer sich das nicht leis­ten kann” einen Teil der hof­fentlich verehrten Leser­schaft von der Preisver­gabe auss­chließt. 2. Als Beloh­nung dafür, dass ich sel­ten kommentiere.

  10. Lazerte

    @ Chris­t­ian

    Ich glaube, mit Sick ver­hält es sich so ähn­lich wie mit Tokio Hotel. Nervig ist gar nicht mal so sehr er selb­st, man kann ja gerne alles als Anstoß zum “Selb­st­denken” nehmen. Nervig sind seine Fans und diejeni­gen, die ihm am Munde hän­gen, als würde da ein­er mit seinen Ben­im­mvorschriften (schönes Wort, ich musst es ein­fach nochmals auf­greifen) das neue Evan­geli­um des Bil­dungs­bürg­er­tums verkünden.

  11. Sastian Bick

    Ich finde, ich sollte das Buch bekom­men, damit ich ein solides Fun­da­ment besitze für meine näch­ste Abhandlung:

    Mei­n­un­gen zu Mei­n­unger: Und noch ein Streifzug durch die Sprache als Antwort auf die “Antwort auf den ‘Zwiebelfisch’ ”

  12. M. Mann

    Gilt ein gewiss­es Unver­ständ­nis, um das Buch zu ver­di­enen? Ich würde gerne darin nach­le­sen, ob das oben geschilderte Phänomen noch aus­führlich­er erläutert wird. Die zitierte Pas­sage bringt mir näm­lich rel­a­tiv wenig.

    Zum einen ist Sol­dat kein Massen­nomen, wenn also die oben behauptete “gram­ma­tis­che Vorschrift” für Massen­nomen gilt, muß sie noch lange nicht für “Sol­dat” gelten. 

    Und was das Beispiel das Gewicht Sands ange­ht, so muß man doch anmerken, daß das Gewicht Sand genau­so sämtlichen Regeln und Gefühlen wider­spricht, obwohl hier die kasustyp­is­che Endung entsprechend dieser “Vorschrift” wegge­fall­en ist. Wenn man nun argu­men­tiert, daß Sand in diesem Fall nicht “ohne jegliche Begleit­er” daste­ht, da es ja ein Gen­i­ti­vat­trib­ut (oder im let­zten Fall eine hypo­thetis­che Appo­si­tion oder etwas der­ar­tiges) zu Gewicht ist, stellt sich wiederum die Frage, warum das Beispiel dann über­haupt gewählt wurde, wenn es mit dem Soldat(en) gar nichts zu tun hat.

    Und schließlich lassen sich auch dur­chaus Beispiele anführen, bei denen die kasustyp­is­che Endung nicht weg­fall­en darf:

    Ter­ror­is­ten exeku­tieren Verdächti­gen (nicht: Verdächtiger),

    Ini­tia­tive hil­ft Bedürftigem (nicht: Bedürftiger, das wäre wieder etwas anderes, usw.

    Im großen und ganzen schließe ich mich Chris­t­ian (oben) an: Auch wenn ich als Selb­st-Sprach­wis­senschaftler in manchen Fällen die sprach­lichen Klis­chees, die Sick aufwärmt, etwas fade finde, und auch wenn Sicks let­zte Kolum­nen längst nicht mehr so spritzig sind wie die ersten — zumin­d­est das erste Buch habe ich ganz amüsiert gele­sen, und wenn es bei manchen Men­schen Inter­esse an der Sprache weckt, so ist doch schon etwas gewon­nen. Man darf die Kolum­nen nur nicht unkri­tisch an- oder nachbeten.

    Im übri­gen erin­nert mich das Beispiel an den soundso­viel­ten Film der “Plan­et der Affen”-Reihe: Die Eroberung vom Plan­et der Affen. Obwohl ich ungerne geste­he, daß ich von Zeit zu Zeit doch von meinem deskrip­tiv­en Herange­hen in eine ober­lehrer-sprach­nör­g­lerische-sprachar­ro­gante Laune ver­falle, muß ich doch sagen, daß dieser Filmti­tel mich bei jedem Hin­se­hen wieder amüsiert.

    Der näch­ste Kom­men­tar wird kürzer,

    viele Grüße

    Michael

  13. Anatol Stefanowitsch

    Michael, ohne dass ich damit zu diesem Zeit­punkt eine Bew­er­tung Ihrer Begrün­dung verknüpfen will, muss ich noch ein­mal klarstellen, dass die von mir zitierte Pas­sage nur den Ein­stieg in die Erläuterung darstellt. Ihr Gege­nar­gu­ment mit dem Gewicht Sand ist natür­lich richtig, aber es geht Mei­n­unger hier darum, an einem vom Sprachge­fühl und von sprach­lichen Nor­men aus betra­chtet unstrit­ti­gen Beispiel zu zeigen, dass es Sit­u­a­tio­nen gibt, in denen die eigentlich erwartete Kasusendung nicht real­isiert wird (oder wer­den kann). Er kommt direkt nach dieser Pas­sage natür­lich auf den von Sick behan­del­ten Fall fehlen­der Akkusativen­dun­gen zu sprechen.

  14. Witness the Sickness

    Ich habe mir ger­ade dieses Buch bestellt. Ich kön­nte aber noch ein weit­eres Buch sehr gut gebrauchen, damit ich es mein­er Mut­ter schenken kann. Meine Mut­ter ist Deutschlehrerin und lei­der begeis­tert von Sicks Büch­ern. Ich habe schon mit dem Buch ‘Lan­guage Myths’ (Her­aus­gegeben von Lau­rie Bauer und Peter Trudg­ill) ver­sucht Sie davon zu überzeu­gen, dass diese Sprach­nörgelei zumin­d­est unnötig ist. Lei­der hat dies nicht ganz funk­tion­iert, da die Sachver­halte, die dort erörtert wer­den, sich nur indi­rekt auf die exzes­sive Nörgelei an dem Sprachge­brauch der Deutschen anwen­den lässt. 

    Soweit ich weiß, hat sie Auss­chnitte aus Sicks Büch­ern schon in ihrem Unter­richt ver­wen­det. Sollte sie nun dieses Buch (Sick of Sick) überzeu­gen, so kön­nte man hof­fen, dass sie diese Debat­te (Sprach­nörgelei vs. Sprach­nörgeleikri­tik bzw. Präskrip­tivis­mus vs. Deskrip­tivis­mus) in ihrem Unter­richt behan­delt und somit das Bewußt­sein ihrer Schüler schärft für die unter­schiedlichen Herange­hensweisen an Sprache und im speziellen für die Frage nach der Grund­lage der Bew­er­tung von Sprache. Anschließend kön­nte sie ihren Kol­legIn­nen davon bericht­en, dass sich dieses The­ma vorzüglich im Deutschuntericht behan­deln lässt. Diese wer­den es ihr natür­lich sofort gle­ich­tun und ihren Lehrplan ändern. Dies bewirkt einen Schnee­ball­ef­fekt und an allen deutschen Schulen wer­den junge Men­schen dazu erzo­gen kri­tisch mit der Kri­tik an dem Sprachge­brauch ander­er Men­schen umzuge­hen. Das geht dann so weit­er und es endet schließlich mit ein­er gerecht­en Verteilung der Güter und der Abschaf­fung jeglich­er Form des gewalt­samen Kon­flik­tes. Und das alles nur weil ich dieses Buch gewon­nen habe. Phänomenal.

    Ich kann zu diesem The­ma übri­gens auch ‘Bad Lan­guage’ von Lars-Gun­nar Ander­s­son und Peter Trudg­ill empfehlen. Dieses Buch ist sowohl infor­ma­tiv als auch unter­halt­sam und hat darüber hin­aus einen hohen prak­tis­chen Nutzen, falls man sein Reper­toire an englis­chen Schimpfwörtern und Fäkalaus­drück­en erweit­ern möchte.

  15. M. Mann

    Dann bin ich ja “beruhigt”… (Zwinkersmi­ley). An meinen Beispiel­sätzen kann man natür­lich eben­falls disku­tieren, inwieweit Verdächtige[rsmn] oder Bedürftige[rsmn] ein gutes Beispiel für ein Sub­stan­tiv ist, aber ohne Diskus­sion wär’s ja auch langweilig.

    Jet­zt hat­te ich fast eine Stunde lang befürchtet, Sie empfehlen hier ein Buch, an dem ich auf den ersten Blick etwas kri­tisieren würde. Wird nicht wieder vorkommen.

  16. corax

    Ich finde, Herr Rosen sollte das Buch bekom­men, da er sich ein hehres Ziel gesteckt hat und es gar nicht genug gut deutsch sprechende Aus­län­der geben kann. Vielle­icht wird er ja auch ein­mal Präsi­dent oder Pab­st oder der näch­ste Al Gore, da kann das für uns nur von Vorteil sein wenn uns jemand bess­er versteht.

  17. Christine Rauch

    Eigentlich wollte ich mich ja an diesem schö­nen Wet­tbe­werb nicht beteili­gen. Nun habe ich aber seit ein paar Stun­den (nicht unbe­d­ingt freiwillig)die “Sprach­nachricht­en” und Ähn­lich­es durchkämmt und kann es nun doch nicht lassen…

    Mit dem Wel­tret­tungsar­gu­ment kann ich lei­der nicht mithal­ten, aber ich kann immer­hin ver­sich­ern, dass das Buch in meinen Hän­den die Leben (oder zumin­d­est die Gesund­heit) einiger “Sprach­pfleger” ret­ten würde! In mein­er momen­ta­nen Stim­mung (die sich nach der Lek­türe eines solchen Buchs sich­er bessern würde) ist näm­lich kein arglos­er Gen­i­tiv-Vertei­di­ger und Anglizis­men­jäger vor mir sicher.

    Und da ich a) keine Auss­chre­itun­gen mein­er­seits wün­sche (und dies wie oben erwäh­nt durch eine auf­munternde Lek­türe ver­hin­dert wer­den kön­nte) und b) lei­der nicht sehr wort­ge­wandt bin und mehr gute Argu­mente auslei­hen müsste, um zumin­d­est die hart­näck­igeren Sick-Jünger in mein­er Umge­bung zu bekehren, 

    wäre das Buch in meinen Hän­den zumin­d­est ein Beitrag zum gewalt­freien Wider­stand gegen meine sprachkon­ser­v­a­tiv­eren Ger­man­is­ten­fre­unde und andere, die aus Verse­hen dieses The­ma ansprechen. 

    Außer­dem muss ich meine Abnei­gun­gen weit­ge­hend neu­tral­isieren, um dem The­ma so schnell wie möglich wieder wis­senschaftlich-objek­tiv ent­ge­gen­treten zu kön­nen. Dabei würde das Buch sich­er helfen! 

    Aber ins­ge­samt bin ich doch der Mei­n­ung, dass das Buch bei Wit­ness the Sick­ness’ Mut­ter sich­er mehr Gutes tun würde. Ich musste es nur trotz­dem loswerden…

  18. Christine Rauch

    Um eventuellen Missver­ständ­nis­sen vorzubeu­gen: Es liegt mir fern, irgendwelchen Men­schen Gewalt anzu­dro­hen, selb­st, wenn Sie ver­suchen soll­ten, mir “das macht Sinn” zu ver­bi­eten. Die etwas ungeschick­te Aus­druck­weise meines Kom­men­tars ist mir lei­der erst nach dem Abschick­en aufge­fall­en, da habe ich mich wohl von der laten­ten Aggres­siv­ität der Sprach­nachricht­en ansteck­en lassen…falls jemand sich dadurch ange­grif­f­en fühlen sollte, möchte ich mich für die drastis­che Bemerkung entschuldigen!

  19. Thomas Müller

    Ich wollte ohne­hin gle­ich sprach- und kul­turz­er­set­zende Comics bei Ama­zon bestellen, da kann ich auch gle­ich noch dieses erzkom­mu­nis­tis­che Sprach­schlud­er­pam­phlet mitbestellen. Daher danke für den Hinweis! 🙂

    @Christian

    Sicks Prob­lem ist es mE, daß er immer wieder Wörter wie “falsch” und “richtig” ver­wen­det, also eben doch genau das Ober­lehrerhafte fab­riziert, das er an ander­er Stelle dann wieder weit von sich weist. Gäbe er offen zu, daß seine Betra­ch­tun­gen rein ästhetis­ch­er Natur sind, wären die Büch­er super. Sie lesen sich ja dur­chaus unter­halt­sam, und sie bieten auch dur­chaus inter­es­sante Ein­blicke in die Sprache, aber diese nor­ma­tive Herange­hensweise macht die Texte für intellek­tuell redliche Sprach­wis­senschaftler ziem­lich unerträglich.

  20. Andreas

    M&Ws Wort des Jahres 2007‘!1! ZOMG, I wantz b00k! Me sick of 5ick 2, he UPed. WTFBBQ!!!! Plz BUFF!!eleventyone!1 Nerv Ger­man. KTHXBye. ^^

    Meine Begrün­dung, warum ich meine, dass ger­ade ich das Buch ver­di­enen würde ist, dass ich mir so viel Mühe gegeben habe, so 1337 zu schreiben, wie es son­st nur welche kön­nen, die halb so alt wie ich sind. Als kleine Bestechung biete ich, so ich das Buch bekom­men sollte, an, die obige Pas­sage ins Deutsche zu über­tra­gen. (Und nein: es ist dur­chaus keine zufäl­lige Ansamm­lung von Buchstaben. 😉 )

    Viele Grüße

    -Andreas

  21. Stefan Praß

    Ich hätte das Buch ver­di­ent, weil ich let­zte Woche Bas­t­ian Sick live in Bre­men gese­hen habe, und mir das sog­ar sehr gefall­en hat.

    Gruß

    Ste­fan

  22. Sandra Zammert

    Ich habe hier ja schon mal einen Büchergutschein gewon­nen und dann vergessen, mich zu melden, um ihn in Emp­fang zu nehmen (ich war auch zu weit weg, im Mut­ter­land der Anglizis­men…). Da kaufe ich mir das Buch lieber gle­ich selber.

    Ich stimme dafür, dass “Wit­ness the Sick­ness” das Buch bekommt, denn wenn seine/ihre Mut­ter ihre Schüler wirk­lich Bas­t­ian Sick lesen lässt, ist ein Gegengift drin­gend nötig.

  23. Jens

    Meine Fre­undin hat das Buch ver­di­ent, weil sie immer so wütend wird, wenn sie Sick im Fernse­hen sieht (und vor allem hört).

    Dann hätte sie etwas, wom­it sie den Fernse­her bew­er­fen kön­nte, um ihrer Wut noch mehr Aus­druck zu verleihen.

  24. stralau

    Ich würde mich sehr über das Buch freuen, weil ich sehr zu meinem Unwillen die Sick-Büch­er regelmäßig geschenkt bekomme („Du inter­essierst Dich doch so für Sprache.“).

  25. Angelika

    Ich finde, ich sollte das Buch gewin­nen, weil ich Jour­nal­istin bin und für Spiegel Online schreibe. Wenn ich es bekomme, würde ich es allerd­ings Wit­ness the Sick­ness’ Mut­ter schenken. Denn es gibt — Über­raschung! — tat­säch­lich auch Spiegel Online Schreiber wie mich, die sich nicht nur von Sick dis­tanzieren, son­dern sog­ar regelmäßig diese Seite lesen, und somit das Buch gar nicht so furcht­bar nötig haben. Sollte an dieser Stelle auch mal gesagt werden…

  26. Hedemann

    Bin sauer. Herr Sick scheint noch nicht mal zu wis­sen, welche Auf­gaben ein Lehrer hat. Sich­er nicht die von ihm unter­stell­ten. Lern­prozesse anre­gen und unter­stützen, manch­mal auch belehren in einem weit gefassten Sinne (eben erk­lären), aber bes­timmt nicht die eigene Mei­n­ung auf­propfen und Diskuta­bles als richtig oder falsch klas­si­fizieren. Aber vielle­icht ist er in sein­er Schul­lauf­bahn nur auf Ober­lehrer gestoßen und imi­tiert deren Habi­tus heute. Was schade wäre.

  27. Thomas Müller

    @Angelika

    Ich sehe ger­ade auf Ihrer Home­page, daß ich prak­tisch alle ihre SPON-Artikel gele­sen habe. Gute The­men, weit­er so! 🙂

    @Buch

    Habe es heute in ein­er Mainz­er Buch­hand­lung gefun­den, erstanden und ange­le­sen. Die Texte sind teil­weise etwas kon­fus aufege­baut, also so, wie man es von Wis­senschaftlern ken­nt. Das ist aber nicht weit­er schlimm, so weit ich es bish­er durch­habe, ist es sehr inter­es­sant und macht Spaß. Ich zäh­le mich ja nun zu denen, die Sick einiger­maßen kri­tisch lesen, aber es ist faszinierend, wieviel Falsches und Frag­würdi­ges einem trotz­dem noch ver­bor­gen bleibt, wenn man nicht genau nach­schaut und nach­fragt, wie Mei­n­unger das löblich tut.

  28. SuMuze

    Ich würde das Buch auch gerne bekom­men, aber lei­der haben sie seine Maße nicht angegeben, so daß ich nicht genau weiß, ob ich es uneingeschränkt werde ver­wen­den oder auch nur auf­be­wahren kön­nen. Bitte holen Sie das schnell nach! Bis dahin fällt mir sicher­lich auch ein, was ich alles mit dem Buch machen werde.

  29. neous

    Ich glaube zwar nicht, dass ich das Buch in irgen­dein­er Weise ver­di­ent hätte. Als triffti­gen Bewer­bungs­grund gebe ich aber an, seit Jahren mit den Sick-Büch­ern bewor­fen zu wer­den. Als ange­hende Sprach­wis­senschaft­lerin muss man so etwas ange­blich lesen, behaupten die Schenk­enden. So bekam ich dann zum Geburt­stag oder zu Wei­h­nacht­en den neuesten Band und — nun der Höhep­unkt — zum let­zten Wei­h­nachts­fest auch noch das Brettspiel. (Lang­weiliger kann ein Spiel übri­gens nicht sein!) Ich werde prak­tisch gezwun­gener­maßen damit ver­fol­gt. Sog­ar Ein­trittskarten für Sicks “Show” wollte man mir zukom­men lassen, ich lehnte dank­end ab und schaffte es dies­mal sog­ar, mich dem zu entziehen. 

    Ich wäre nun zu gern die Beschenk­te, wenn es um dieses Buch geht, damit ich dahin­ter die anderen Büch­er ver­steck­en, sie aber immer noch vorzeigen kann, wenn mich die Schenk­enden danach fra­gen — aus pur­er Höflichkeit natür­lich und um im gle­ichen Atemzug den sinn- und gehaltvolleren Inhalt preiszugeben!

  30. Vivien Mast

    Haben will!

    Erstens bin ich der Tod vom Gen­i­tiv und werde deswe­gen ständig angepö­belt, und zweit­ens, noch viel schlim­mer, werde ich hier in Nord­deutsch­land seit Jahren wegen meinen Schwabizis­men diskri­m­iniert und gedemütigt. 

    Was bitte ist so schlimm an ‘Ich ruf dir an’? Warum muss man gesessen haben und nicht sein? Warum kann ich mit Fuß nicht alles bis zum Ober­schenkel meinen? Und wann akzep­tiert der Duden endlich, dass es auch ‘der But­ter’ heißen kann? Und zwar im Nominativ!

    Und dann kom­men die auch noch an und sagen “Du als Lin­guistin, müsstest das doch bess­er wis­sen!” — Hem­mel­her­rgoddsag­gra­m­en­ta­braunom­mol! Älles Läddagschwädz! Ret­tet mich! Gebt mir das Buch, damit ich es diesen arro­gan­ten Sprachk­lugscheißern um die Ohren hauen kann!

  31. Hermann Claus

    Ich möchte das Buch keines­falls haben! Da will sich doch nur jemand an den Ervolg vom Bas­t­ian Sick anhän­gen. Da lese ich schon lieber das Original.

  32. Ingo Chao

    Ich würde gern das Buch gewin­nen, weil mich die Ver­hohnepipelung im Titel vom Kauf abhält. Hof­fentlich beruhigt sich der Stil dann im Buch. Irgend­wie hätte ich es aber schon gern. Kaufe ich es also doch? Ah, Entschei­dun­gen. Wenn ich es also kaufe, dann melde ich mich bes­timmt noch ein­mal. Wenn nicht, hätte ich es gern gewon­nen. Also ja. Ich kann es mir nicht leis­ten. Zählt das?

  33. Ingo Chao

    Ich würde gern das Buch gewin­nen, weil mich die Ver­hohnepipelung im Titel vom Kauf abhält. Hof­fentlich beruhigt sich der Stil dann im Buch. Irgend­wie hätte ich es aber schon gern. Kaufe ich es also doch? Ah, Entschei­dun­gen. Wenn ich es also kaufe, dann melde ich mich bes­timmt noch ein­mal. Wenn nicht, hätte ich es gern gewon­nen. Also ja. Ich kann es mir nicht leis­ten. Zählt das?

  34. Christian

    @Ingo Chaos

    Ich habe ja nichts zu entschei­den. Aber mein­er Mei­n­ung nach hät­ten Sie allein schon für das Ins-Bewusst­sein-Brin­gen dieses Wortes das Buch ver­di­ent: Ver­hohnepipelung. Ich sehe ger­ade, dass das sog­ar im Duden ste­ht. Köstlich!

    Beste Grüße

    C.

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