April, April

Von Anatol Stefanowitsch

Wie im let­zten Jahr haben wir auch heute einen Aprilscherz zwis­chen drei wahren Geschicht­en ver­steckt. Wer find­et ihn (ohne zu googeln)?

  1. Um mehr Jugendliche für die Bibel zu begeis­tern, hat der Ham­burg­er Pas­tor Mar­tin Drey­er sie ein­fach in die Jugend­sprache über­set­zt. Leseprobe aus der Berg­predigt: „Gut drauf kom­men die Leute, die nie­man­dem mehr auf die Fresse hauen wollen.“
  2. Die handygewöh­n­ten Jugendlichen kom­men mit nor­malen Com­put­er­tas­taturen nicht mehr zurecht. Die britis­che Fir­ma cre8txt hat deshalb eine handtel­ler­große Handy­tas­tatur entwick­elt, die an jeden Com­put­er angeschlossen wer­den kann.
  3. Die vere­in­facht­en Struk­turen der Jugend­sprache haben eine neu­rol­o­gis­che Ursache. Wie der New York­er Neu­ro­bi­ologe Carl J. Miller her­aus­fand, ist die Her­aus­bil­dung der für die Sprache zuständi­gen Scheitel­lap­pen erst nach der Pubertät voll­ständig abgeschlossen.
  4. Die Jugend­sprache hat ein extrem eingeschränk­tes Vok­ab­u­lar. Wie der britis­che Lin­guist Antho­ny McEnery her­aus­fand, beste­ht ein Drit­tel von allem, was die Jugen­lichen von sich geben, aus nur zwanzig häu­fig ver­wen­de­ten Wörtern.
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Über Anatol Stefanowitsch

Anatol Stefanowitsch ist Professor für die Struktur des heutigen Englisch an der Freien Universität Berlin. Er beschäftigt sich derzeit mit diskriminierender Sprache, Sprachpolitik und dem politischen Gebrauch und Missbrauch von Sprache. Sein aktuelles Buch „Eine Frage der Moral: Warum wir politisch korrekte Sprache brauchen“ ist 2018 im Dudenverlag erschienen.

12 Gedanken zu „April, April

  1. E. Gulk

    3.

    Son­st wäre die Vere­in­fachung ja bei jedem hör­bar. Und zumin­d­est die Mit­disku­tan­ten und ‑onkel hier waren doch sich­er schon in früh­ester Kind­heit in Sprache plusquamperfekt.

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  2. Frank Oswalt

    3.) klingt schon etwas komisch, aber 4.) kann ich auch nicht glauben. Ist hier wirk­lich nur ein Aprilscherz dabei?

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  3. L. Rosen

    4 kön­nte ich nicht glauben, dann habe ich mich ein biss­chen darüber nachgedacht. 

    Die 20 am häu­fig­sten ver­wen­de­ten Wörter im Englis­chen. Es wäre nicht so unvernün­fig zu glauben, das diese Wörter (oder andere) 1/3 der Englis­chen sprache ausmachen.

    1 the

    2 of

    3 to

    4 and

    5 a

    6 in

    7 is

    8 it

    9 you

    10 that

    11 he

    12 was

    13 for

    14 on

    15 are

    16 with

    17 as

    18 I

    19 his

    20 they

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  4. Renate C.

    Dass jemand frei­willig so eine Tas­tatur wie in 2 benutzen würde, glaube ich nicht. Das muss ein Scherz sein.

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  5. Chat Atkins

    1 ist exis­tent, wenn auch ein sel­ten däm­lich­er Text, der wohl nie­man­den zum Chris­ten macht; für 2 wird im Netz sog­ar gewor­ben. 3 und 4 sind zwar sehr ähn­lich, indem bei­de die Exis­tenz ein­er stark ‘restringierten’ Jugend­sprache voraus­set­zen. Da es aber einen Neu­ro­bi­olo­gen Carl J. Miller aus New York bei Google nicht gibt, son­dern allen­falls einen Karl J. Miller unbekan­nter Pro­fes­sion, nehme ich an, dass die Sache mit der Pubertät und den Scheitel­lap­pen abstrus ist. Diese Zonen­the­o­rie des Gehirns — ‘hier sitzt die Sprache, da dann die Erin­nerung an Opa und Oma und hier das Gefühl’ — die ist auch generell mehr als dubios.

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