1000 Kommentare

Von Anatol Stefanowitsch

Ein Blog lebt vom Zusam­men­spiel der Beiträge und der Kom­mentare, und deshalb freue ich mich über die aktive Kom­men­tarkul­tur, die sich im Bre­mer Sprach­blog entwick­elt hat. Vor eini­gen Tagen hat­ten wir den ein­tausend­sten Kom­men­tar, näm­lich diesen hier, der mich rel­a­tiv sprach­los macht, der aber die Denkweise viel­er Sprach­nör­gler auf inter­es­sante Weise offen­legt. Mir fehlt lei­der oft die Zeit, mein­er­seits wieder auf Kom­mentare zu antworten, aber zum Glück gibt es mit­tler­weile eine Rei­he von Stammkommentator/innen, die das häu­fig ohne­hin tre­f­fend­er tun, als ich das sel­ber kön­nte. Häu­fig­ster Kom­men­ta­tor ist dabei Wolf­gang Hömig-Groß, gefol­gt von David Mar­janović, corax, Frank Oswalt, Chat Atkins, Bun­tk­lick­er, Christoph Päper, Thomas Müller, Vio­la und K. Hei­dt­mann. Bei ihnen und allen weit­eren Kom­men­ta­toren möchte ich mich an dieser Stelle ein­mal für ein Jahr voller inter­es­san­ter Denkanstöße bedanken.

A pro­pos Sprach­nör­gler — es ist wohl nicht ungewöhn­lich, dass ein Blog haupt­säch­lich Kom­men­ta­toren anzieht, die mit dem Blog­be­treiber im Großen und Ganzen ein­er Mei­n­ung sind, was natür­lich inter­es­sante und ergiebige Mei­n­ungsver­schieden­heit­en in Detail­fra­gen nicht auss­chließt. Aber natür­lich wird es immer beson­ders span­nend, wenn sich die Gegen­seite zu Wort meldet. Das ist hier im Sprach­blog auch immer öfter so, und ich finde, das ist ins­ge­samt eine gute Sache. Manche Kom­men­ta­toren, vor allem die vom VDS, ken­nen zwar den Unter­schied zwis­chen ein­er (von mir aus gerne auch in einem rauen Ton­fall geführten) Diskus­sion und per­sön­lichen Belei­di­gun­gen nicht. Das ist dann für sich genom­men schon inter­es­sant. Andere, von denen ich es auch nicht unbe­d­ingt erwartet hätte, sind aber fähig, eine sach­liche, mit gele­gentlichen Schar­mützeln ver­fein­erte Diskus­sion zu führen, die zwar die Mei­n­ungsver­schieden­heit­en niemals über­winden wird, sie aber zu ein­er Bere­icherung der Debat­te machen.

Neben den Kom­mentaren macht auch die Ver­linkung inner­halb der Blo­gosphäre einen großen Teil dessen aus, was das Bloggen reizvoll macht. Lei­der hat die Track­back-Funk­tion hier im Sprach­blog irgend­wann aufge­hört, zu funk­tion­ieren, ohne dass ich her­aus­find­en kann, warum, aber zum Glück gibt es ja Tech­no­rati. Über das gegen­seit­ige Ver­linken von Blogs gelangt man häu­fig zu inter­es­san­ter Lek­türe. Wenn ich mich (sel­tener, als ich es gerne täte) durch unsere Blogroll klicke, in die jed­er aufgenom­men wird, der (a) auf das Bre­mer Sprach­blog ver­linkt und sich (b) im weitesten Sinne mit Sprache, Lit­er­atur, Medi­en usw. beschäftigt, verge­ht dabei jedes­mal ein Nach­mit­tag mit vergnüglichem Schmök­ern, den ich eigentlich mit dem Kor­rigieren von Klausuren ver­brin­gen müsste (an meine Stu­den­ten: ist ja gut, ich halte mich ja schon an die vorgeschriebe­nen Kor­rek­turfris­ten…). Ich kann nicht alle aufzählen (dazu ist ja die Blogroll da), aber der Wortis­tik­er, Helen DeWitt und das Wis­senschafts-Café sollen hier, neben den oben schon ver­link­ten Blogs ein­mal extra genan­nt werden.

Als ich vor etwas über einem Jahr mit dem Bloggen ange­fan­gen habe, war das für mich als Wis­senschaftler ein Ein­lassen auf das Unbekan­nte (ich habe vor län­ger­er Zeit ein­mal hier als Reak­tion darauf etwas geschrieben). Aber es hat sich gelohnt, und, wie Klaus Jar­chow im derzeit lei­der im Käl­teschlaf befind­lichen Wörterblog diag­nos­tiziert hat, hält mich inzwis­chen das „Web 2.0 fest in seinen Krallen“.

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Über Anatol Stefanowitsch

Anatol Stefanowitsch ist Professor für die Struktur des heutigen Englisch an der Freien Universität Berlin. Er beschäftigt sich derzeit mit diskriminierender Sprache, Sprachpolitik und dem politischen Gebrauch und Missbrauch von Sprache. Sein aktuelles Buch „Eine Frage der Moral: Warum wir politisch korrekte Sprache brauchen“ ist 2018 im Dudenverlag erschienen.

5 Gedanken zu „1000 Kommentare

  1. K. Heidtmann

    Lieber Prof. AS

    irgend so ein unacht­samer Pas­tor hat vor Hun­derten von Jahren zum “T” unseres Fam­i­lien­amens ein “D” hinzuge­fügt. Leicht zu merken anhand des abge­drosch­enen Wort­spiels “mit DT wie Damentoilette”.

    Wir kön­nen uns aber auch auf mein Pressekürzel “khh” eini­gen, aber nur wenn ich Sie weit­er­hin mit AS abkürzen darf.

    Anson­sten bin ich glück­lich bis gerührt, durch Ihr Blog wieder ein wenig “back to the roots” gekom­men zu sein, jeden­falls für kurze Momente. Dafür danke!

    PS: Mit der Ver­linkung kenne ich mich hier noch nicht so richtig aus. Gelobe aber Besserung!

    [Schreib­weise ist kor­rigiert. Mich dür­fen Sie natür­lich gerne weit­er­hin AS nen­nen. A.S.]

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  2. Frank Oswalt

    Toll, ich war noch nie unter den Top Ten von irgend­was! Ich glaube übri­gens, es gäbe noch viel mehr Kom­mentare, wenn die nicht mod­eriert würden.

    Aber find­en Sie wirk­lich, dass aus­gerech­net Herr Paulwitz eine lobende Erwäh­nung verdient?

    Na, egal, ich sage mal: auf die näch­sten 1000 Kommentare!

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  3. Thomas Müller

    Wenn die Kom­mentare nicht mod­eriert wür­den, näh­men einige User die oben aufge­führte Top Ten wohl zum Anlaß, Ver­bal­ren­nen zu fahren — Ran­glis­ten sind halt doch verlockend.

    Auch ist die Recht­slage dies­bezüglich noch immer nicht so klar wie sie sein sollte, d.h. man muß als Blog-Ver­ant­wortlich­er entwed­er äußerst aktiv sein, oder, wenn man das nicht kann, weil z.B. irgendwelche Stu­den­ten meinen, Scheine machen zu müssen, die Mod-Funk­tion zwischenschieben.

    Glück­wun­sch zur 1000er-Marke! Ich kann sagen, daß das Bre­mer Sprach­blog entsch­ieden dazu beige­tra­gen hat, meine Freude an wis­senschaftlich­er Arbeitsweise zu steigern, was ich aktuell als größtes von mir zu vergeben­des Lob betrachte. 🙂

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  4. Anatol Stefanowitsch

    Frank Oswalt, Thomas Müller, eine unmod­erierte Kom­men­tar­funk­tion wäre mich auch lieber — die Mod­er­a­tion dient haupt­säch­lich der Spamver­mei­dung. Eine Zen­sur von mein­er Seite find­et dabei nicht statt, außer bei Kom­mentaren, die auss­chließlich Belei­di­gun­gen oder andere ein­deutige Rechtsver­let­zun­gen bein­hal­ten, oder die per­sön­liche Nachricht­en an mich enthal­ten, die mit den Inhal­ten des Blogs nichts zu tun haben.

    Frank, hier ging es ja nicht um eine lobende Erwäh­nung der Inhalte, son­dern über eine Anerken­nung eines Diskus­sion­sstils, der anderen Anglizis­men­jägern völ­lig unbekan­nt zu sein scheint. Und inhaltlich sor­gen Sie ja selb­st für klare Worte 😉

    Thomas, Ihre Freude an wis­senschaftlich­er Arbeitsweise ist für mich auch das größte vorstell­bare Lob, danke!

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  5. Wolfgang Hömig-Groß

    Hm. Ich war auch eher sel­ten in den Top Ten, geschweige den auf Platz 1. Und was erzeugt es für Gefüh­le? Gemis­chte in jedem Fall. Die vorherrschende Frage ist, ob ich vielle­icht ein biss­chen “inkon­ti­nent” bin. Ürgendwie.

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