Sprachpuzzle

Von Anatol Stefanowitsch

Ines Bal­cik hat sich am Fre­itag über diese Auf­schrift Gedanken gemacht:

 

Puzzeln

Puzzeln

Der Text weicht in zwei Punk­ten von der schrift­sprach­lichen Norm ab, wie sie in Wörter­büch­ern zu find­en ist: erstens sind das e und das l ver­dreht (die deutsche Schreib­weise sollte hier der englis­chen fol­gen: Puz­zle), und zweit­ens find­et sich hier die Dativ-Endung -n — Ines Bal­cik weist darauf hin, dass die Wörter­büch­er hier ein ‑s ver­lan­gen (sie ver­linkt auf canoo.net, aber Duden und Ber­tels­mann-Wörter­buch sehen das genauso).

Die Wörter­büch­er gehen näm­lich davon aus, dass der Plur­al mit -s gebildet wer­den soll (ein Puz­zle, zwei Puz­zles), was zur Folge hätte, dass der Dativ nicht extra markiert würde (Wir spie­len mit den Puz­zles).

Die Plu­ral­en­dung mit -s find­et sich im Deutschen haupt­säch­lich bei Wörtern, die in einem nicht-reduzierten Vokal enden (das Ber­tels­mann-Wörter­burch nen­nt Kakadu, Kobra und Auto als typ­is­che Vertreter). Alle diese Wörter sind ursprünglich Lehn­wörter, da bei ger­man­isch-stäm­mi­gen Wörter, die auf einen Vokal enden, dieser Vokal immer reduziert wird (zu einem Vokal, den man in der Phonolo­gie „Schwa“ nen­nt, und den man so schreibt: ə). Außer­dem find­et man den s-Plur­al auch bei vie­len Lehn­wörtern, die auf Kon­so­nan­ten enden: Teams, Tricks, Tests, usw. — in dieser Rei­he sähen die Wörter­büch­er das Wort Puz­zle gerne und es würde ja auch passen.

Inter­es­san­ter­weise habe ich aber eine starke neg­a­tive Reak­tion gegen den s‑Plural mit Puz­zleIch habe zwei Puz­zles oder Ich spiele mit meinen Puz­zles klingt für mich schlicht falsch.

Woran kann das liegen? Nun, Lehn­wörter inte­gri­eren sich irgend­wann voll­ständig in eine Sprache und übernehmen dann die für diese Sprache gel­tenden gram­ma­tis­chen und mor­phol­o­gis­chen Regeln. Bei der Zuweisung zu Flex­ion­sklassen spielt dabei die laut­liche Ähn­lichkeit zu bere­its vorhan­de­nen Wörtern eine wichtige Rolle. Für Puz­zle kämen da zwei Möglichkeit­en in Betra­cht (ich spreche das Wort mit einem kurzen U aus — es gibt natür­lich auch Sprech­er, die die englis­che Aussprache beibehal­ten, also etwa Pas­sel sagen):

  1. Plu­ral­blidung mit -n, wobei der Dativ Plur­al eben­falls auf -n gebildet würde (wie bei Schüs­sel oder — laut Wörter­buch — Fussel und Schus­sel)
  2. Unmarkiert­er Plur­al, wobei der Dativ Plur­al auf -n gebildet würde (wie bei Schlüs­sel oder Dus­sel — inter­es­san­ter­weise würde ich per­sön­lich übri­gens auch Fussel und Schus­sel in diese Kat­e­gorie stecken).

Nach meinem Sprachge­fühl gehört Puz­zle ganz ein­deutig in die zweite dieser Kat­e­gorien — ein Puz­zle, zwei Puz­zle, mit den Puz­zlen — die Auf­schrift, die Ines Bal­cik zitiert, ist für mich deshalb gram­matikalisch abso­lut unauf­fäl­lig (selb­st die Schreib­weise stört mich nicht besonders).

Nun kön­nte es sein, dass ich das Wort ein­fach all die Jahre auf eine indi­vidu­elle Art falsch ver­wen­det habe, und der Autor der zitierten Auf­schrift hat zufäl­lig den gle­ichen Fehler gemacht. Es kön­nte aber auch sein — und das halte ich für wahrschein­lich­er — dass das Wort Puz­zle dabei ist, sich voll in die deutsche Sprache zu inte­gri­eren und ich (und andere Sprech­er) den Wan­del von einem Fremd­wort zu einem voll inte­gri­erten Wort bere­its vol­l­zo­gen haben, während die Sprach­norm hinterherhinkt.

Um zu über­prüfen, wie weit ver­bre­it­et der endungslose Plur­al ist, habe ich zunächst mit Google und Yahoo das Inter­net nach den Phrasen “zwei Puz­zle mit” und “zwei Puz­zles mit” durch­sucht (das mit habe ich ange­hängt, um Tre­f­fer wie zwei Puz­zle-Spiele oder zwei Puz­zle-Steine auszuschließen (mit ist ein Wort, dass häu­fig auf Puz­zle fol­gt: ein Puz­zle mit 500 Teilen, ein Puz­zle mit kleinen Welpen, usw.).

Die Ergeb­nisse sind nicht ganz ein­deutig: Goolge find­et etwa gle­ichviele Tre­f­fer für bei­de For­men, mit einem leicht­en Vor­sprung für die endungslose Form (791 für Puz­zles, 988 für Puz­zle); Yahoo find­et deut­lich mehr Tre­f­fer für den s-Plur­al (241), aber der endungslose Plur­al ist im Ver­gle­ich auch nicht sel­ten (138).

Bei den Dativ­for­men sieht es etwas ein­deutiger aus: bei­de Such­maschi­nen find­en mehr s-For­men als n-For­men (Such­muster “den Puz­zles” und “den Puz­zlen”, Google: 2940 zu 456, Yahoo: 14300 zu 399).

Die Häu­figkeit­en, die einem Such­maschi­nen nen­nen, müssen mit Vor­sicht behan­delt wer­den (vor allem die 14300 von Yahoo kom­men mir im Ver­gle­ich zu Google unglaub­würdig vor), aber sie zeigen zumin­d­est eines: es gibt Vari­a­tion zwis­chen bei­den For­men. Nun wer­den alle Sprach­be­wahrer auf­schreien und darauf hin­weisen, dass im Inter­net alle möglichen verkomme­nen Sub­jek­te unter­wegs sind, auf deren Sprachge­brauch man nichts geben darf.

Ich habe deshalb eine kleine Umfrage unter acht Akademik­ern und fünf Akademik­erkindern gemacht (mehr kon­nte ich kurzfristig nicht erre­ichen). Die Akademik­er­fam­i­lien waren von Bre­men bis Berlin und von Ham­burg bis Stuttgart über ganz Deutsch­land verteilt. Ich habe allen die fol­gen­den Fra­gen gestellt:

  1. Wenn du ein Puz­zle hast, und noch ein Puz­zle, dann hast du zwei _____?“
  2. Wenn du dann damit spielst, dann spielst du mit den _____?“

Die Ergeb­nisse waren ein­deutig: von acht Erwach­se­nen hat nur ein­er mit Puz­zles/Puz­zles geant­wortet. Alle anderen haben die For­men Puz­zle/Puz­zlen genan­nt. Bei den Kindern haben sog­ar fünf von fünf Kindern mit Puzzle/Puzzlen geant­wortet — selb­st die bei­den Kinder des ein­samen Puz­zles-Ver­fechters.

Ich schließe daraus vor­sichtig, dass es sich bei der oben zitierten Auf­schrift in der Tat um das Symp­tom eines noch nicht voll­ständig abgeschlosse­nen Sprach­wan­del­prozess­es handelt.

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Über Anatol Stefanowitsch

Anatol Stefanowitsch ist Professor für die Struktur des heutigen Englisch an der Freien Universität Berlin. Er beschäftigt sich derzeit mit diskriminierender Sprache, Sprachpolitik und dem politischen Gebrauch und Missbrauch von Sprache. Sein aktuelles Buch „Eine Frage der Moral: Warum wir politisch korrekte Sprache brauchen“ ist 2018 im Dudenverlag erschienen.

19 Gedanken zu „Sprachpuzzle

  1. M. Mann

    Hal­lo Herr Stefanowitsch, 

    nur als klein­er Nach­trag: schneller als das Sub­stan­tiv scheint das Verb die Inte­gra­tion in die deutsche Sprache zu vol­lziehen: “puzzeln” (wie “bus­seln”), nicht “puz­zlen” ste­ht in Duden und Wahrig. Die Ver­schiebun­gen bei den Such­maschi­nen beste­hen aber auch hier: Yahoo find­et 2460 Tre­f­fer für “wir puzzeln” und nur 351 Tre­f­fer für “wir puz­zlen”; Google dage­gen bei “wir puz­zlen”: 4160 Tre­f­fer, bei “wir puzzeln” nur 1140 Tre­f­fer (das kom­plette Par­a­dig­ma habe ich mir gespart).

    Man mag “das Inter­net” wom­öglich als Kor­pus anse­hen kön­nen, aber ver­läßliche Analy­sew­erkzeuge fehlen lei­der noch …

    Ach ja: Die der Erhe­bungsmeth­ode zugrun­deliegende implizite Logik, daß unter Akademik­ern keine verkomme­nen Sub­jek­te mit zweifel­haften Sprachge­wohn­heit­en zu find­en sind, halte ich für fragwürdig. 😉

    Wie dem auch sei: “Wir puzzeln Puz­zle — Puz­zle puzzeln wir” (Quelle: irgend­wo im Internet).

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  2. Ines Balcik

    Immer wieder span­nend, wie unter­schiedlich Sprachempfind­en ist. Für mich klingt “zwei Puz­zle” merkwürdig. 😉

    Ein weit­eres beliebtes Plu­ralthe­ma ist der Plur­al von Piz­za. Ich per­sön­lich kaufe Piz­zas, obwohl sich die Pizzen immer weit­er verbreiten.

    Wer weiß, woher meine s‑Sucht stammt. 😉

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  3. Wolfgang Hömig-Groß

    Ich möchte einen drit­ten Fehler im Quell­text bean­standen; m.E. darf zwis­chen der 3 und dem D kein Binde­strich stehen.

    Anson­sten neigt mein Sprachge­fühl zum s. Ich frage aber noch mal meine Kinder …

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  4. karsten

    Je öfter ich das Wort Puz­zle lese desto schreck­lich­er kommt es mir vor…;)

    Kön­nte da die GfdS nicht mal ein deutsches — räus­per — Pen­dant vorschlagen?(Etwa so etwas wie “Teilelegerät­sel”…)

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  5. Gerhard Antretter

    Zum The­ma Google als Kor­pus hätte ich eine Frage/Bemerkung. Ich habe ein­mal ein Büch­lein pub­liziert und war neugierig auf den Netz-Response. Google zeigt mir zunächst 3625 Tre­f­fer an, beim Weit­erblät­tern ist dann aber schon mit dem siebe­nundzwanzig­sten ! das Ende erre­icht und auch die Ein­beziehung der „über­sprun­genen Ergeb­nisse“ bringt nur 320. Sei­ther traue ich denen nicht mehr (und mir als Buchau­tor auch nicht). – Bei den Puz­zles (und Piz­zas) gehöre ich übri­gens zur sprach­wan­del­re­sisten­ten oder –ren­i­ten­ten –s‑Fraktion (um Frau Bal­ciks Sucht­sor­gen zu zer­streuen – das ist ganz normal:) ).

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  6. Frank Oswalt

    Für mich ein­deutig “Puz­zles”, aber meine bei­den Kinder sind ein­stim­mig für “Puzzle/n”! Woher haben die das bloß…

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  7. Matthias

    Ich empfinde den Plur­al [pusl] (bitte die pseudo­phonetis­che Schreib­weise zu entschuldigen) als vol­lkom­men natür­lich. Ich sage „zwei Schus­sel“, „drei Dus­sel“ – unab­hängig davon, was im Duden ste­ht. Ich sage aber auch: „viele Fusseln“. Vielle­icht liegt es am Genus. Wer „der Fussel“ sagt, kann (laut Duden) den Plur­al auch mit Null­mor­phem bilden. Warum „das Puz­zle“ hier – vielle­icht – den Präze­den­z­fall für das neu­trale Wort­geschlecht darstellt, wäre noch zu klären.

    Was die zweite Beson­der­heit bet­rifft: Dass die Orthografie behut­sam den Sprechge­wohn­heit­en angeglichen wird, ist ja nichts Neues: Zu „recy­clen“ gibt es die Alter­na­tive „recyceln“, „googlen“ wird „googeln“ zur Seite gestellt. Ich hoffe, und sehe viele Anze­ichen dafür, dass sich Let­zteres jew­eils durch­set­zt. *Ein* fremd­sprach­lich­es Graphem ([zz] für [s], [oo] für [u] kann der Leser gut ver­dauen, wenn zwei aufeinan­der fol­gen, gerät er durcheinan­der und liest: [risaiklen], [gu:glen].

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  8. Matthias

    Zum ver­meintlichen drit­ten Fehler (# 4): Wenn Sie mir sagen, was „D‑Puzzel“ (oder „D‑Puzzles“) sind und warum es cool ist, aus­gerech­net drei davon zu haben, bin ich ein­ver­standen. Bis dahin freue ich mich, dass – aus mein­er Sicht – nicht nur Fehler eins und zwei zer­platzen, son­dern auch der Urhe­ber oder die Urhe­berin das mit dem Durchkop­peln ver­standen hat.

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  9. Ernst Dickel

    Wolf­gang Hömig-Groß hat recht: es sollte nicht 3‑D-Puz­zle heißen und auch nicht 3 D‑Puzzle son­dern 3D-Puz­zle. Einverstanden ?

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  10. Wolfgang Hömig-Groß

    Ich habe nicht dafür plädiert, den Binde­strich durch ein Leerze­ichen zu erset­zen, son­dern es ersat­z­los wegzulassen.

    Aber ich kann es auch noch mal ganz genau sagen: Es muss “3D-Puz­zle” heißen. Und damit bas­ta, hätte Ger­hard Schröder gesagt.

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  11. David Marjanović

    (zu einem Vokal, den man in der Phonolo­gie „Schwa“ nen­nt, und den man so schreibt: ə).

    Naja. Sofern er nicht herun­ter­fällt, bleibt er in Öster­re­ich [ɛ]; [ə] wird als par­alin­guis­tis­ch­er Effekt inter­pretiert (so wie ein Klick­laut z. B.), aber nicht als Sprechen. In weit­en Teilen Deutsch­lands gibt es so einen reduzierten Vokal, aber auch dort ist er, mein­er eng begren­zten Erfahrung nach, sel­ten [ə], eher [ɘ] oder [ɵ].

    ——————-

    Um zum The­ma zurück­zukom­men: Ich würde den Plur­al mit s bilden. Endungs­los klingt es komisch.

    Würde” deshalb, weil sich die Frage in der Prax­is nicht stellt: ich glaube nicht, dass ich dieses Wort je in der Schrift­sprache ver­wen­det habe, und im Dialekt bilden alle Wörter auf l den Plur­al auf n

    inter­es­san­ter­weise würde ich per­sön­lich übri­gens auch Fussel und Schus­sel in diese Kat­e­gorie stecken

    Ich sage „zwei Schus­sel“, „drei Dussel“

    Aha. Da haben wir also schon wieder einen Fall, wo es einen Nord-Süd-Gra­di­en­ten gibt und sich die Schrift­sprache irgend­wo in der Mitte ange­siedelt hat, damit es nur ja möglichst kom­pliziert wird.

    ————–

    Verb gibt es dazu keins. Man macht ein Puz­zle, oder man tut puz­zle­spie­len (so wie in “ ‘tun’ tut man nicht” bzw. “ ‘tun’ tut man nicht tun”).

    ————-

    Aussprache im Sin­gu­lar: [pasl̩]. Kurzes [a] und kurzes [s], sodass das Wort über­hastet klingt, so wie Ebbe, Egge, Bag­ger… das wiederum liegt daran, dass es südlich des Weißwurstäqua­tors kein [z] gibt und, mit Aus­nahme von Kärn­ten und zumin­d­est Teilen von Südtirol, auch keine stimmhaften Plo­sive, wed­er in der Schrift­sprache noch sonstwo.

    ———–

    recyceln“

    Da kriegen wir Prob­leme mit der Sequenz ce.

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  12. Matthias

    Lieber Herr Hömig-Groß, mir scheint, ich habe Sie ver­let­zt, indem ich Ihnen unter­stellte, Sie plädierten für ein – nen­nen wir es ruhig so – Dep­pen­leerze­ichen. Das tut mir leid. Ernst Dick­el hat kor­rekt inter­pretiert, was Sie mein­ten. Sie haben es bestätigt (ein­mal hätte allerd­ings gelangt).

    Ein­ver­standen, wonach Ernst Dick­el fragte, bin ich trotz­dem nicht. Die Schrei­bung „3D-Puz­zle“ hat zwar was für sich, aber nicht so viel, dass sich die Abwe­ichung vom Duden bzw. den amtlichen Regeln, an denen sich die Redak­tion des Wörter­buchs ori­en­tiert und die sie hier kor­rekt inter­pretiert, wie ich finde, wirk­lich lohnt. 

    Neben­bei: Kür­zlich war ich gefordert, das Wort „2‑D-Bar­code“ (an sich ein Unwort, aber die Ziel­gruppe gebraucht und ver­ste­ht es; gemeint sind pix­elige Bild­chen, die mit „bars“ – Streifen – nicht viel gemein­sam haben) zu ver­wen­den. Ich nehme an, dass ich die kor­rek­te Schrei­bung auch ohne weit­ere Hil­festel­lung gefun­den hätte, bin aber trotz­dem dankbar, dass mich die Diskus­sion hier schnell auf den richti­gen Weg gebracht hat.

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  13. Wolfgang Hömig-Groß

    Lieber Matthias,

    mit der Ein­schätzung mein­er See­len­lage hat­ten Sie völ­lig recht; wiewohl ich selb­st hier mehrfach zu Ruhe und Gelassen­heit rate, bin ich dazu kaum fähig, wenn meinen Kom­mentaren der Gegen­wind ins Gesicht bläst. Und obwohl ich nicht müde werde, bei Kom­mentare hier wie in anderen Blogs für eine niedrige Schwelle zu plädieren — ich lese und schreibe sie recht schnell und habe und bitte um Ver­ständ­nis für Flüchtigkeits­fehler, wenn der zen­trale Gedanke rüberkommt.

    Bei Ihnen war das aber etwas schw­er für mich, nach­dem ich Sie sys­tem­a­tisch alle Ansätze des ursprünglichen Beitrags habe angreifen sehen, zulet­zt sog­ar meinen — sog­ar hier deswe­gen, weil er inhaltlich und in der Rezep­tion ohne­hin abseits stand. Das hat den ursprünglichen Charme Ihrer Beiträge für mich doch etwas rel­a­tiviert. Mir kam Ihr Vorge­hen dann irgend­was zwis­chen “dekon­struk­tiv”, “don-Qui­chot­ter­isch” und rab­u­lis­tisch vor. Aber am Ende haben wir uns ja zusam­menger­auft — schön!

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  14. pussi

    Im DWDS habe ich soeben “Pus­sel­spiel” gefun­den — im Wörter­buch, nicht im Kor­pus. Wäre das nicht die beste Lösung? Zumal es sich pri­ma mit dem Verb “pus­seln” (herum­pus­seln etc.) verträgt. Meinetwe­gen auch “Pas­sel”.

    @Matthias(8.): Die Vari­ante, die sich “ret­zützeln” liest, fand ich schon immer schlimm. In welchem deutschen Wort wird c vor e wie k gesprochen? Das gibt es in kaum ein­er Sprache — mir fällt im Moment das Latein des Her­rn Kikero ein. Ich erin­nere mich dunkel, vor Jahren in der Brigitte etwas von ein­er “chi­cen”, also schitzen Bluse gele­sen zu haben. Brrrrr.

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  15. Matthias

    Gegen­frage: In welchem deutschen Wort wird denn die Laut­folge „eln“ mit der Buch­stabenkom­bi­na­tion „len“ wiedergegeben? Aber immer­hin ver­ste­he ich jet­zt, was David Mar­janović mit „Da kriegen wir Prob­leme mit der Sequenz ce“ gemeint hat. Ich habe dieses Prob­lem näm­lich nie gesehen.

    Ich denke, es ist eine Frage der Per­spek­tive in diesem phonetisch-orthografis­chen Vex­ier­spiel. Ich schnei­de von den Wort­stäm­men „recy­cl-“ und „googl-“ das L ab und hänge das Suf­fix „-eln“ an. Andere erhal­ten das L (mor­phol­o­gisch näher­liegend, das gebe ich zu) und hän­gen ein „-en“ an.

    Mich jeden­falls irri­tiert die „undeutsche“ Kom­bi­na­tion „-len“ – vielle­icht auch deshalb, weil ich die Wörter „Puz­zle“, „Recy­cling“ und „Google“ in deutschen Sätzen zumin­d­est gegen Ende deutsch ausspreche, also mit hellem „l“.

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  16. David Marjanović

    die Laut­folge „eln“

    Die Laut­folge ist nur “ln”. Oder spricht wirk­lich jemand das e aus? ~:-|

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  17. Matthias

    1. Ich bin mir fast sich­er, dass es Leute gibt, die das „e“ aussprechen, aber ich gehöre nicht dazu, wie man weit­er oben unter der Num­mer 8 erken­nen kann („[pusl]“). Danke jedoch für den Hin­weis, war schlampig formuliert.

    2. Etwas „off top­ic“: Eine inter­es­sante Alter­na­tive zum reg­ulären „gepierct“ las ich kür­zlich bei Max Goldt. Im August 2000 schrieb er über „gepiercete Bauchn­abel“. Selb­st von der mor­phol­o­gis­chen Vorge­hensweise – englis­ch­er Wort­stamm „pierc-“ plus deutsche Endung „-t“ und PPP-Ken­nung „ge-“ – wird hier abgewichen. Aber warum? Warum Herr Goldt bzw. sein Lek­torat den „gepierzeten“ Bauchn­abel (rein orthografisch) akzept­abler find­et als den „gepierk­ten“, ist mir nicht klar. Die etablierte Kon­ven­tion, die man halt ken­nen und ver­ste­hen muss, dann aber damit umge­hen kann, finde ich dage­gen prak­tisch und leserfreudlich.

    3. Zurück zum The­ma mit noch einem Beispiel. „Dou­ble“ mit dem dazuge­höri­gen Verb „doubeln“ (nicht „dou­blen“) ist ganz auf mein­er Lin­ie: Laut­folge „ln“ – schriftliche Repräsen­ta­tion „eln“. (Ich schreibe das nur zur Doku­men­ta­tion, ich will hier nie­man­den überzeu­gen oder gar bekehren.)

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  18. Tom S. Fox

    Ich glaube, ich kann deine Ver­wirrung über Fussel und Schus­sel aufklären:

    Laut dem Duden kön­nen Fussel und Schus­sel sowohl Fem­i­ni­na als auch Maskuli­na sein. Fem­i­ni­na auf -el müssen den Plur­al mit -n markieren, da der Artikel dazu offen­sichtlich nicht aus­re­icht. (Bei Kartof­fel blieb der Plur­al früher unmarkiert, aber das hat sich zugun­sten eines ein­deuti­gen Plu­rals geän­dert.) Bei Maskuli­na auf -el bleibt der Plur­al meis­tens (vielle­icht auch immer, ich bin mir nicht sich­er) unmarkiert.

    Das heißt, behan­delt man Fussel und Schus­sel als Fem­i­ni­na, laut­en die Plu­rale Fusseln und Schus­seln; behan­delt man sie wie Maskuli­na, bleibt es bei Fussel und Schus­sel.

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