Angeblich hat George Bernhard Shaw einmal gesagt, dass England und Amerika zwei Länder sind, die ihre gemeinsame Sprache trennt. Vielleicht stammt das Zitat auch von Oscar Wilde oder Winston Churchill, oder von allen dreien. Wer auch immer der Urheber dieser Beobachtung ist, er hat nicht ganz Unrecht. Wenn wir uns schon Sorgen machen, dass unsere von Scheinanglizismen verwirrte Jugend sich englischen Muttersprachlern gegenüber durch das Gerede von Handys, Fotoshootings, Longsellern oder Talkmaster lächerlicht macht, wie muss es dann erst Briten in den USA oder Amerikanern in England ergehen?
Ganz fürchterlich, wie David Beckham feststellen muss:
Für den britischen Fußballstar David Beckham hat das Leben in Los Angeles eine Kehrseite: Seine Kinder sprechen zunehmend mit US-Slang. „Sie klingen, als ob sie aus London kämen, so wie ich es mir wünsche. Aber sie nehmen kleine Häppchen vom amerikanischen Akzent an“, zitierte die Zeitung „Daily Mirror“ ein Fernsehinterview Beckhams. Romeo benutze ständig das Wort „awesome“ (britisch: ehrfürchtig, im US-Slang: großartig, toll).
Also, wenn Romeo awesome mit der US-amerikanischen Bedeutung verwendet, hat das natürlich nichts mit dem amerikanischen „Akzent“ zu tun. Der Begriff Akzent bezieht sich auf die Aussprache, und die ist ja scheinbar so, wie sie sich für einen Londoner gehört. Es hat etwas damit zu tun, dass Romeo den US-amerikanischen Dialekt übernimmt. Ob das eine „Kehrseite“ des Lebens in den USA ist, darf man wohl bezweifeln. Wenn ein Wort für die Menschen um mich herum etwas anderes bedeutet, als ich es von zu Hause gewöhnt bin, dann muss ich mich an die anderen anpassen.
Gerade heute habe ich an der Uni folgendes Zitat gelernt: “A language is a dialect with an army and a navy.” (Max Weinreich)
Dann macht es wohl Sinn, daß die Amerikaner bisweilen behaupten, sie sprächen “Amerikanisch”. 🙂
Daß “awesome” in der Bedeutung “großartig” nur AE ist, wußte ich übrigens nicht. Die Engländer müssen sich schon mehr anstrengen, wenn sie die Deutungshoheit über “ihre” Sprache behalten wollen.
Wer mehr zum Unterschied zwischen amerikanischem und englischem Englisch lesen möchte, dem empfehle ich, im kurzweiligen Blog “separated by a common language” (Observations on British and American English by an American linguist in the UK) von Lynne Murphy zu stöbern. Da wird das Zitat übrigens auch George Bernard Shaw zugeschrieben.
Ich wundere mich eher, wie die auf die Übersetzung awesome=ehrfürchtig kommen. M.E. stimmt die überhaupt nicht. Awesome heißt ehrfurchtgebietend.