Im englischsprachigen Teil der Blogosphäre sind Wissenschaftsblogs inzwischen eine Selbstverständlichkeit. Blogs wie RealClimate, Language Log oder The Panda’s Thumb erreichen regelmäßig tausende von Lesern und bieten fachkundige Informationen ebenso wie Raum für kontroverse Diskussionen. Im Rahmen der jährlich stattfindenden Weblogawards gibt es sogar eine eigene Kategorie für Wissenschaftsblogs, in der sich dieses Jahr die Anhänger von Phil Plaits klugem und sachlichem Bad Astronomy eine Stimmenschlacht mit den Anhängern des weniger klugen und sachlichen Klimaschwindelschwindelblog Climate Audit lieferten. Wer sich einen Überblick über die weit verzweigte Gemeinschaft der englischsprachigen Wissenschaftsblogger verschaffen will, kann das auf dem Academic Blog Portal tun, das hunderte von Blogs nach Disziplinen kategorisiert auflistet (wobei allerdings keine Unterscheidung getroffen wird zwischen Blogs, in denen es um Wissenschaft geht und privanten Blogs, deren Betreiber zufällig Wissenschaftler sind).
In Deutschland fristen Wissenschaftsblogs bislang eher ein Schattendasein. Unter den Top 50 der deutschsprachigen Blogs, beispielsweise, findet sich kein einziges. Sie sind auch schwer zu finden, da ein zentrales Verzeichnis wie das Academic Blog Portal bislang fehlte. Das hat Marc Scheloske, der mit der Wissenswerkstatt selbst ein (soziologisches) Wissenschaftsblog betreibt, jetzt geändert: vor einer Woche eröffnete er das Wissenschafts-Café, das als Einstiegspunkt in die kleine, aber hoffentlich wachsende, Gemeinschaft bloggender Wissenschaftler dienen soll. Das Bremer Sprachblog ist dort natürlich vertreten, und wer Lust hat, kann es dort kommentieren und sogar bewerten oder themenverwandte Blogs entdecken.
Marc Schloeskes Initiative ist vor allem deshalb zu begrüßen, weil einige große deutsche Verlage das Potenzial von Wissenschaftsblogs entdeckt haben und wir in den nächsten Jahren deshalb einen interessanten Kampf um Marktanteile erwarten können. Wissenschaft kann es nie genug geben und deshalb freue ich mich auf und über die Blogs, die dort vielleicht entstehen werden, aber die unabhängigen Wissenschaftsblogs könnten da schnell untergehen. Das Wissenschafts-Café wird hoffentlich dazu beitragen, dass das nicht geschieht.
Da kann man der Blogosphäre nur wünschen, dass sich hier so eine Art Qualitätsoffensive entwickelt. Irgendwie hatte ich die letzten Monate den Eindruck, es würde vermehrt in Richtung Link-Dealer und Suchmaschinen-Schmeichler gehen.