Der schweizer Kanton Bern hat verfügt, dass Lehrer und Schüler ab diesem Schuljahr im Unterricht statt ihres muttersprachlichen Berndeutschen nur noch Schweizer Standarddeutsch (die schweizer Variante des Hochdeutschen) sprechen dürfen. Auch über ein Verbot des Berndeutschen auf den Pausenhöfen wird diskutiert. Der Kanton will damit allerdings nicht schulische Gewalt bekämpfen, sondern sie erhoffen sich eine Verbesserung der schriftlichen Kompetenz der Berner Schüler (die Schweizer haben in der Pisastudie bei der Lesekompetenz fast so schlecht abgeschnitten, wie die Deutschen). Diese Hoffnung zersört der Berner Lehrer Klaus Bartlome zwar in einem Interview mit dem Bund:
Klaus Bartlome: … Die konsequente Verwendung der Standardsprache führt aber nicht zu einer besseren Lesekompetenz.
Genau das erhofft sich die Politik nach dem mittelmässigen Abschneiden der Schweizer Schüler in der Pisa-Studie aber von dieser Massnahme.
In der Sprachwissenschaft gibt es keinen Hinweis, dass diese Hoffnung berechtigt ist. Sprech- und Lesekompetenz sind zwei verschiedene Dinge, und es gibt keine Quersubventionierung zwischen den beiden.
Trotzdem verteidigt er die radikale Durchsetzung des Hochdeutschen mit einem merkwürdigen Argument:
Wir leben mit der Parallelität von zwei Sprachformen. Beim Schriftlichen macht uns das überhaupt keine Mühe und ist selbstverständlich. Das sollte es nun zumindest in der Schule auch beim Mündlichen werden. Wir manifestieren damit auch, dass wir zum europäischen Kulturraum gehören. Das ist für mich persönlich ein wichtiges gesellschaftspolitisches Anliegen.
Während die Schweizer sich mit tatsächlichen sprachplanerischen Problemen herumschlagen, nörgelt der Rheinische Merkur an der Verwendung des Englischen in der Werbesprache. Dabei bezieht man sich auf die unvermeidliche Endmark-Studie, die seit Jahren durch die Presse geistert (natürlich ohne die Quelle zu nennen):
Dabei ist längst erwiesen, dass mehr als die Hälfte der deutschen Konsumenten die englischsprachigen Reklamesprüche entweder gar nicht versteht – oder völlig falsch interpretiert.
Viele Konzerne haben deshalb die Notbremse gezogen. So hat etwa der Konzern Douglas seinen Werbespruch „Come in and find out“ durch „Macht das Leben schöner“ ersetzt. McDonald’s tauschte „Every time a good time“ durch „Ich liebe es“ aus. Aus „Freedom of speech“ beim Mobilfunkunternehmen Base wurde die „Die neue Redefreiheit“.
Ob die Ergebnisse dieser Studie tatsächlich stimmen, kann ich nicht beurteilen. Sie ist von einer Werbeagentur durchgeführt worden, eine wissenschaftliche Überprüfung gibt es bislang meines Wissens nicht. Zwei Aspekte werden bei der Diskussion aber immer vergessen. Erstens braucht man einen Slogan nicht zu verstehen, damit er wirken kann. Und zweitens sind die deutschen Alternativen oft genauso bedeutungsleer wie das nicht verstandene Englisch.
Ich denke deshalb, man sollte sich über englische Werbesprüche nicht so aufregen. Irgendwie zeigen sie doch auch, dass wir zum europäischen Kulturraum gehören.