Seit ein paar Wochen sucht die Initiative deutsche Sprache gemeinsam mit der Stiftung Lesen den „Schönsten ersten Satz“ eines deutschsprachigen Romans. Noch bis zu 21. September 2007 kann man seinen Vorschlag online einreichen. Insgesamt gefällt mir diese Aktion. Der erste Satz eines Romans entscheidet ja oft darüber, ob man überhaupt weiterliest (zumindest, wenn man, wie ich, eine kurze literarische Aufmerksamkeitsspanne hat). Und wenn es einen schönsten solchen Satz gibt, dann ist der Versuch, ihn in einem deutschsprachigen Roman zu finden, eine schöne Art, sich für die deutsche Sprache zu begeistern ohne dabei auf anderen Sprachen herumzuhacken.
Aber ganz ohne Nörgeln geht es trotzdem nicht. Erstens: was hat ein Handballtrainer in der Jury zu suchen? Ich bin durchaus sportbegeistert (für die Bundesliga kann ich sehr viel mehr Ausdauer aufbringen als für die Klassiker der amerikanischen Gegenwartsliteratur, und obwohl ich kein großer Handballfan bin, bin ich auf „unseren“ Weltmeistertitel natürlich stolz). Aber warum Sport und Kultur ständig in einem Atemzug gedacht und genannt werden ist mir trotzdem ein Rätsel. Zweitens: es wird der schönste erste Satz eines deutschen Romans gesucht, und der erste Preis ist dann ausgerechnet eine Reise nach New York?
Parallel dazu hat Spiegel Online ein Quiz zu den Enden berühmter Romane: http://www1.spiegel.de/active/spquiz/fcgi/spquiz.fcgi?name=buchendequiz
Ich weiß nicht, ob es tatsächlich stimmt, aber ich habe mal gehört, dass die Times einen Wettbewerb für den kürzesten Roman ausgeschrieben hat. Der Gewinner war “God lay dying”.
Literatur ist Sport — nicht unbedingt bei Romanen, die durch Verkauf zum Lebensunterhalt der Autoren beitragen, — aber z.B. bei Gedichten. Da geht es oft darum, gegeneinander anzutreten, Wettbewerbe zu gewinnen, Trainings- (äh Förder-) Stipendien zu ergattern usw. Das Gedicht ist so dem Sprung vergleichbar oder dem Lauf — vielleicht schön, vor allem aber entweder siegreich oder nicht.
Herr Schröder, Sie haben — wie immer — Recht und ich war in meinbem Urteil zu voreilig. Sport und Poesie haben ja eine miteinander verquickte Geschichte, die mindestens bis ins alte Griechenland zurückreicht. Allerdings sähe ich lieber einen Dichter, der eine Handballmanschaft trainiert als ein Handballtrainer, der die Qualität von Dichtung beurteilt.