Sonntags räume ich immer meinen Spamordner auf und dabei ist mir heute dieser schöne Satz aufgefallen:
Du bist als einer von zwei Siegern des BRITISCHEN NATIONALEN LOTTERIE-Computerstimmzettels zeichnest vorgewählt worden und folglich bist du eine privilegierte Empfänger des großartigen Betragpreiss von £650,412.00 (sechs hundert und fünfzig tausend vierhundert und zwölf Briten zerstoßen Sterling), im Bargeld.
„Warum tun die das?“ habe ich mich natürlich sofort gefragt. Wozu brauchen die zerstoßenes Geld oder zerstoßene Autos oder zerstoßene Maschinengewehre oder zerstoßene Katzen oder zerstoßene — gut, ich hör’ ja schon auf.
Die Lösung des Rätsels deutet sich ja schon in dem Geldbetrag an, der vor dem besagten Satz steht. Netterweise haben die Spammer aber den englischen Originaltext in der selben Email gleich mitgeliefert:
You have been selected as one of two winners of the UK NATIONAL LOTTERY computer ballot draws and thus you are a privileged recipient of the grand draw prize of £650,412.00 (Six Hundred and Fifty Thousand Four Hundred and Twelve British pounds sterling) in cash.
Diesen Text haben die Spammer offensichtlich mit den Google Language Tools übersetzt (probieren Sie es selbst aus!), und diese Language Tools haben das Wort pounds für ein Verb gehalten (to pound — schlagen, hämmern, zertrümmern, zerstoßen, usw.).
Das zeigt zumindest, dass wir keine Angst davor zu haben brauchen, dass die Maschinen in nächster Zeit die Weltherrschaft übernehmen: wenn pounds das Verb wäre, wäre es ja die dritte Person Singular und würde deshalb nicht zu dem Subjekt im Plural passen. Vor einer KI, die das nicht erkennt, dürfte John Connor relativ sicher sein.
Zur Ehrenrettung der Computerlinguistik sei gesagt, dass die kostenlosen Tools von Google (eigentlich Systran) nicht dem aktuellen Stand der Technik entsprechen.
Ich habe mal andere Übersetzungsdienste ausprobiert, mit gemischten Ergebnissen:
1. Sie sind als einer von zwei Siegern des Vereinigten Königreichs NATIONALE LOTTERIE-Computerstimmzettel-Attraktionen ausgewählt worden, und so sind Sie ein privilegierter Empfänger des großartigen Attraktionspreises £ 650,412.00 (Sechshundertfünfzigtausendvierhundertzwölf Briten hämmert Sterling), im Bargeld. [http://www.online-translator.com]
2. Sie sind ausgewählt worden, als Ein von zwei Gewinnern von den britischen NATIONALEN LOTTERIEN Computernstimmzettelnzügen und folglich Sie ein privilegierter Empfänger vom großartigen Zugpreis von £650,412.00 sind (Sechs Hundert und Fünfzig Tausend Vier Hundert und Zwölf britisch schlägt Sterling) in bar. [http://ets.freetranslation.com]
3. Sie sind als einer von zwei Siegern des Vereinigten Königreichs NATIONALE Lotterycomputerstimmzettel-Attraktionen ausgewählt worden, und so sind Sie ein privilegierter Empfänger des großartigen Attraktionspreises von 650,412.00 £ (Sechshundertfünfzigtausendvierhundertzwölf britisches Pfund-Sterling) im Bargeld. [http://translation2.paralink.com]
Nummer 3 ist hier die einzige Übersetzung, die die “British Pounds” richtig übersetzt hat (ist aber auch an der Mehrzahl gescheitert). Interessant ist auch, dass keine der Übersetzungen “draw” korrekt als “Ziehung” übersetzt hat.
Als interessant und passend finde ich einen Beitrag über „Spam-Kunst“ im Spiegel Online: http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,403481,00.html
Was die kommende Herrschaft der Maschinen angeht:
“durch den verwelkenden Sand des Alters”; “Tonhöhenschwankungen eines Wortes hinter seinen Augen”; “gerechte empfindliche Motten, schnell sterbend — Flattern, fallend, absolut”; “Gedachtes Verdunsten”; “Seine Finger, geschrägt im Staub, Kälte als Tod.”; “Blind machende Sonne in den Anstarrenaugen.”; “Wege. Und Zeitdurchläufe.”; “Boden hinter ihm enträtselte mit der punktierten Linie von Schritten.”; “Sein Abstürzen des vollständigen Körpers, unwiderstehlich gezeichnet durch den Boden”; “Die Weltbandspulen. Das Bild zerbröckelt, um zu versanden. Er findet sich auf seinen Knien in einer Wüste der aufgelösten Gedächtnisse. (…) Gedächtnis, das weg siebt.”
- Diese expressionistischen Apercus entstanden, als ich Google Translate auf eine Kurzgeschichte (eigener Produktion, Originalsprache Englisch) losließ. Man könnte daraus den Schluß ziehen, daß es mit maschinellen Übersetzungen ja nun noch nicht so sehr weit her ist. Aber wer weiß, vielleicht täuschen wir uns — vielleicht sind die Maschinen in ihrer ästhetischen Entwicklung einfach schon einen Schritt weiter und haben die Schönheit des abstrakten, absurden und dissonanten entdeckt. 😉
Addendum:
Ich habe keine Ahnung, weshalb ich das Abstrakte, Absurde und Dissonante im vorigen Kommentar klein geschrieben habe.
Frau Hansen,
…vielleicht sind die Maschinen in ihrer ästhetischen Entwicklung einfach schon einen Schritt weiter…
Ihre Beispiele dafür sind sehr überzeugend. Also: John Connor kann ruhig schlafen, aber die hier sollten sich schon mal warm anziehen 😉