Spam-Update

Von Anatol Stefanowitsch

Hier habe ich noch ver­sucht, es zu ver­hin­dern — lei­der verge­blich: die Aktion Lebendi­ges Deutsch hat sich bei ihrer über­flüs­si­gen Suche nach einem Ersatz für das Wort Spam aus­gerech­net für ein neck­isches Wort­spiel entschieden:

Für spam, die com­put­er-ver­stopfende Massen­wer­bung, hat sich die Aktion „Lebendi­ges Deutsch“ aus 4.730 Vorschlä­gen für den häu­fig­sten entsch­ieden: E‑Müll –- schw­eren Herzens, denn gut gefall­en hat ihr auch Quäl­mail, Mogel­post, Net­zpest und Digimist.

Mein einziger Trost ist, dass die Alter­na­tiv­en noch schlim­mer waren („Digimist“ — ich bitte Sie). Warum nur glauben „Anglizismen“-Jäger immer, dass man die englis­chen Lehn­wörter mit gewollt drol­li­gen Ein­deutschun­gen bekämpfen kann? Ein Wort wie E‑Müll kann man in ern­sthaften Diskus­sio­nen des The­mas schlicht nicht verwenden.

Außer­dem macht die Aktion, wie jeden Monat, einen eige­nen Vorschlag:

Das Ange­bot des Monats lautet: statt Nordic Walk­ing Sportwandern.

Gegen­vorschlag: Schaf­fen wir doch bitte ein­fach die Aktiv­ität selb­st ab, dann brauchen wir auch kein Wort dafür.

Ach und dann:

Gesucht wird dies­mal ein deutsches Wort für: Pay-TV.

Wozu die Mühe? Mit dem Wort „Bezahlfernse­hen“ gibt es eine anerkan­nte Alter­na­tive mit über 75.000 Google-Tre­f­fern.

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Über Anatol Stefanowitsch

Anatol Stefanowitsch ist Professor für die Struktur des heutigen Englisch an der Freien Universität Berlin. Er beschäftigt sich derzeit mit diskriminierender Sprache, Sprachpolitik und dem politischen Gebrauch und Missbrauch von Sprache. Sein aktuelles Buch „Eine Frage der Moral: Warum wir politisch korrekte Sprache brauchen“ ist 2018 im Dudenverlag erschienen.

Ein Gedanke zu „Spam-Update

  1. NvonX

    E‑Müll“ –- da hat die Aktion „Lebendi­ges Deutsch“ ja ger­ade noch mal die Kurve gekriegt. Man stelle sich nur vor, sie hät­ten statt des ver­has­sten Anglizis­mus Spam das deutsch-englis­che Wort­getüm Quäl­mail gewählt, das ihnen so gut gefall­en hat …

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