Wie die Beiträge im Bremer Sprachblog verbindet in dieser Woche auch unsere Presseschau zwei Perspektiven auf das Thema „bedrohte Sprachen“.
Auf der einen Seite stehen die Herren vom Verein Deutsche Sprache, die das Verschwinden der deutschen Sprache beschreien, weil ein ein paar sprachlich herausgeforderte Werbemenschen unüberlegt englischen und pseudoenglischen Wortschatz im öffentlichen Raum abladen. Und sie finden sogar Journalisten, die diese Aufgeregtheiten unreflektiert nachbeten: in der Berliner Rundschau findet sich ein Artikel, der fast wortwörtlich den ARD-Film „Wer rettet die deutsche Sprache?“ zusammenfasst (ohne dabei die Quelle zu nennen).
Auf der anderen Seite stehen eine Reihe von Meldungen über tatsächlich bedrohte Sprachen. Die Süddeutsche Zeitung berichtet vom Jahrestreffen der American Association for the Advancement of Science, die sich unter der Überschrift „Dynamik des Aussterbens“ unter anderem mit der Tatsache beschäftigt hat, dass im Schnitt jede Woche eine der derzeit über sechstausend Sprachen der Welt verschwindet. Die Financial Times Deutschland schreibt über Forscher, die in Nepal versuchen, zwei dieser Sprachen zu dokumentieren (das Bremer Sprachblog hat diese Meldung gestern ausführlich diskutiert). Und aus dem Schweizer Beobachter erfahren wir, dass dieses Sprachsterben auch vor unserer Haustür stattfindet: das Schweizer Radio DRS stellt sein Programm vom Schweizerdeutschen auf Hochdeutsch um und sendet damit künftig in einer Sprache, die fast achzig Prozent ihrer Hörer als Fremdsprache empfinden.
Bei sovielen schlechten Nachrichten macht ein Artikel in der Zeitschrift P.M. Mut, der über den Beruf des „Sprachretters“ berichtet. Leider sind nur die ersten paar Zeilen online verfügbar, der Rest findet sich in der aktuellen Ausgabe des P.M. Perspektive (dem archäologischen Ableger des P.M. Magazin). Wer sich nach der Lektüre für diesen Beruf interessiert, kann übrigens an der Universität Bremen ab Oktober den brandneuen BA Linguistik/Language Sciences studieren (wir berichten demnächst ausführlicher).
Sprachretter wirklich bedrohter Sprachen, das hört sich spannend an.
Sprachretter: Eine Wortschöpfung, die gern allgemein gebräuchlich sein sollte. Retter ist etwas Gutes und unsere Sprache entwicklet sich schließlich immer mehr zur bedrohten Spezies.
http://nordnews.wordpress.com/2007/02/21/auf-gut-deutsch/#more-42
Eveline, man kann natürlich über „Anglizismen“, „Deppenapostroph“ und die „falsche“ Verwendung des Dativs jammern, bis der Arzt kommt, aber mit über 100 Millionen Muttersprachlern ist die deutsche Sprache gesund und munter. Andere Sprachen siechen wirklich dahin oder kämpfen ums Überleben und um die geht es den hier erwähnten Sprachrettern.