Im Rahmen eines EU-Forschungsprojektes wollen Sprachwissenschaftler der Universität des Saarlandes die maschinelle Übersetzung verbessern. Das ist auch dringend notwendig, wenn man sich zum Beispiel folgenden Babelfish-Unfall ansieht, mit dem ein sprachlich argloser Spammer neulich mein Vertrauen zu gewinnen versuchte:
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Diese Verbesserung soll erreicht werden durch eine Kombination von symbolischen Verfahren (bei denen anhand grammatischer Regeln übersetzt wird, die die Sprachwissenschaftler dem Computer vorher mühsam beibringen) und statistischen Verfahren (bei denen anhand statistischer Regeln übersetzt wird, die der Computer sich durch den Vergleich existierender Originale und Übersetzungen selbst beibringt). Ich wünsche den Kollegen viel Erfolg und hoffe, dass ich meine Spam in naher Zukunft in fehlerfreiem Deutsch lesen kann. Aber ich fürchte, das wird noch eine Weile dauern.
Kurzfristig erfolgversprechender klingt da ein Projekt des Amtes für Rheinische Landeskunde, über das unter anderem der Kölner Stadtanzeiger berichtet: das Rheinische MitmachWörterbuch. Alle Rheinländerinnen und Rheinländer sind aufgerufen, Vorschläge für Einträge einzureichen. Die Dialektforscher haben schon einmal vorgelegt — ca. 1000 Wörter von A wie asselig bis Z wie Zahlemann sind im Wörterbuch bereits zu finden. Das Vertrauen der Wörterbuchmacher in das Dialektverständnis ihrer potenziellen Beiträger ist allerdings schwach ausgeprägt. Sie weisen explizit darauf hin, dass nur Wörter gewünscht sind, „die im Rheinland tatsächlich zu hören sind. Dialektale Ausdrücke aus Bayern oder Sachsen gehören nicht dazu.“
Und auch diese Woche hat es ein Bremer Sprachwissenschaftler in die Presse geschafft, allerdings über einen ziemlichen Umweg: die WELT brachte diese Woche einen Artikel über den Vorstandsvorsitzenden der RAG (der früheren Ruhrkohle AG), Dr. Werner Müller. Bevor Müller diesen Posten übernahm, war er einige Jahre Wirtschaftsminister unter Gerhard Schröder. Seinen Doktortitel erwarb er 1978 an der Universität Bremen. Der Titel seiner Dissertation: „Zur Analyse numerischer Eigenschaften nichtnumerischer Massenphänomene wie zum Beispiel Sprache“. Als quantitativer Linguist sehe ich nun der Zukunft optimistisch entgegen und melde hiermit für den Fall, dass es Michael Glos zurück nach Bayern zieht, schon einmal mein Interesse an seinem Posten an.