Pippi, geh von Bord

Von Anatol Stefanowitsch

In meinem Beitrag vom Mon­tag habe ich das Prob­lem des Wortes Neger und sein­er Ableitun­gen in Astrid Lind­grens Pip­pi Langstrumpf geht an Bord und Pip­pi in Taka-Tuka-Land disku­tiert und argu­men­tiert, dass es aus über­set­zungs­the­o­retis­ch­er Sicht falsch wäre, Lind­grens schwedis­ches neger aus den 1940er Jahren im 21. Jahrhun­dert mit dem deutschen Neger zu über­set­zen, da ersteres zur Zeit Lind­grens ange­blich neu­tral, let­zteres spätestens heute aber neg­a­tiv belegt ist. Ich habe weit­er argu­men­tiert, dass auch seman­tisch angemessene Über­set­zun­gen wie dunkel­häutiger Men­sch das eigentliche Prob­lem tief in diese Erzäh­lun­gen ver­woben­er ras­sis­tis­ch­er Stereo­type nicht lösen. Die Frage, die am Ende offen­blieb und mit der ich mich heute befassen will, war die, wie man mit diesem Prob­lem am besten umgeht.

Der Oetinger-Ver­lag, der die deutschen Über­set­zun­gen der Pip­pi-Langstrumpf-Büch­er ver­legt, hat sich 2009 zu ein­er Neubear­beitung entschieden:

In allen Neuau­fla­gen und Neuauf­nah­men ab 2009 sind die Worte „Neger“ und „Zige­uner“ nicht mehr zu find­en. Diese Begriffe sind heute nicht mehr zeit­gemäß, entsprechen im deutschen Sprachge­brauch nicht mehr dem heuti­gen Men­schen­bild und kön­nen missver­standen wer­den. Sie wur­den deshalb entwed­er gestrichen oder durch neue For­mulierun­gen erset­zt. So wird beispiel­weise Pip­pi Langstrumpfs Papa jet­zt als „Süd­seekönig“ beze­ich­net, der die „Taka-Tuka-Sprache“ spricht. [Web­seite, Ver­lag Friedrich Oetinger] 

Der Ver­lag betont außer­dem, dass Astrid Lind­gren „tol­er­ant und allem Frem­den gegenüber aufgeschlossen war“, dass ihre Büch­er „Liebe und Ver­ständ­nis gegenüber allen Men­schen“ trans­portieren und von einem „human­itären Anspruch“ charak­ter­isiert sind. Ihre Erben seien es, die „sich bis­lang sprachbe­d­ingt gegen eine Änderung ihrer Texte aus­ge­sprochen“ haben, wom­it der Ver­lag andeutet, dass man eine solche Über­ar­beitung gerne schon früher vorgenom­men hätte.

Stattdessen hat­te man sich vorher damit beholfen, bei der ersten Erwäh­nung des Wortes Neger fol­gende Fußnote hinzuzufügen:

[I]n diesem und fol­gen­den Kapiteln wird der Aus­druck „Neger“ ver­wen­det. Als Astrid Lind­gren Pip­pi Langstrumpf geschrieben hat, war das noch üblich. Heute würde man „Schwarze“ sagen [Pip­pi Langstrumpf geht an Bord (Auflage von 1986), S. 10]. 

In Bezug auf den Umgang mit sprach­lich oder inhaltlich diskri­m­inieren­den Tex­ten gibt es im Prinzip drei Möglichkeit­en (auf eine vierte komme ich später zu sprechen), von denen der Ver­lag erst mit der Fußnote und dann mit der Über­ar­beitung zwei angeris­sen hat.

Erstens kann man den Text so über­ar­beit­en, dass die sprach­liche und inhaltliche Diskri­m­inierung ent­fer­nt wird. Dazu muss man gegebe­nen­falls so stark in den Text ein­greifen, dass ein völ­lig neuer Text entsteht.

Zweit­ens kann man den Text so lassen, wie er ist, ihn aber in eine kri­tis­che Diskus­sion ein­bet­ten, in der den Leser/innen (oder Hörer/innen) der Geschichte das Hin­ter­grund­wis­sen ver­mit­telt wird, das nötig ist, um die Diskri­m­inierung im Text zu erken­nen und angemessen einzuordnen.

Drit­tens beste­ht natür­lich die logis­che Möglichkeit, die Diskri­m­inierung im Text wohlwol­lend und unkom­men­tiert hinzunehmen und den Text dazu zu ver­wen­den, die diskri­m­inieren­den Ideen an die näch­ste Gen­er­a­tion weit­erzugeben (der Oetinger-Ver­lag will das ganz ein­deutig nicht, aber bei vie­len Kri­tik­ern der Über­ar­beitung — auf die ich hier nicht ver­linke, die aber leicht zu ergoogeln sind — hat man den Ein­druck, dass es ihnen genau darum geht).

Lassen wir die dritte Möglichkeit außen vor und betra­cht­en die anderen bei­den genauer.

Den Text von Zeit zu Zeit zu über­ar­beit­en, um ihn so an sprach­liche und gesellschaftliche Gegeben­heit­en anzu­passen, ist eigentlich die offen­sichtlich­ste Lösung. In allen lit­er­arischen Tra­di­tio­nen der Welt lässt sich beobacht­en, dass Stoffe immer wieder neu aufge­grif­f­en und im jew­eils aktuellen kul­turellen Rah­men aus­ge­formt wer­den. Der Kern der Geschichte bleibt dabei rel­a­tiv sta­bil, die Einzel­heit­en ändern sich manch­mal drastisch.

Obwohl die Weit­er­en­twick­lung und Wiederver­wen­dung lit­er­arisch­er Stoffe eher die Regel als die Aus­nahme ist, gibt es gegen dieses Vorge­hen die stärk­sten Proteste. Der Oetinger-Ver­lag hat die Texte 2009 äußerst behut­sam über­ar­beit­et und sich dabei weit­ge­hend auf sprach­liche Aspek­te beschränkt — und trotz­dem harsche Kri­tik geern­tet. Das Ide­al­bild eines kün­st­lerischen Indi­vidu­ums, das ein unverän­der­lich­es Werk schafft, ist offen­sichtlich in unser­er Gesellschaft im Moment so dom­i­nant, dass es als Frev­el betra­chtet wird, wenn andere in ein solch­es Werk eingreifen.

Und natür­lich birgt ein unbe­dacht­es und allzu forsches Über­ar­beit­en von Tex­ten die Gefahr, dass dabei his­torisch rel­e­vante Werke so bear­beit­et wer­den, dass ihr his­torisch­er Kon­text zer­stört wird, und mit ihm die Chance, etwas über diesen Kon­text zu ler­nen. In Diskus­sio­nen um die Neubear­beitung von Pip­pi Langstrumpf wur­den immer wieder die Beispiele von Mark Twains „Die Aben­teuer des Huck­le­ber­ry Finn“ und Har­ri­et Beech­er Stowes „Onkel Toms Hütte“ genannt.

Soll etwa auch dort diskri­m­inierende Sprache ent­fer­nt wer­den (wie es in eini­gen amerikanis­chen Neuaus­gaben der Werke der Fall ist)? Soll gar der Inhalt umgeschrieben wer­den, sodass beispiel­sweise die Sklaven zu nach Tar­i­flohn bezahlten Angestell­ten wer­den? Die Antwort ist natür­lich „Nein“, und zwar aus einem ein­fachen Grund: In „Huck­le­ber­ry Finn“ und in „Onkel Toms Hütte“ geht es expliz­it um die The­men Sklaverei und Ras­sis­mus und die Sprache und die Erzäh­lebene sind in ein­er spez­i­fis­chen his­torischen Peri­ode ver­ankert. Die Sprache der Fig­uren spiegelt die Sprache dieser Peri­ode und ist ja — anders, als das bei Pip­pi Langstrumpf (ange­blich) der Fall ist — an vie­len Stellen der jew­eili­gen Romane diskri­m­inierend gemeint. Wenn man die Sprache verän­dert, reißt man die Romane aus ihrem his­torischen Kon­text und ver­dreht die Inten­tio­nen der Charak­tere. Das gilt auch für den Inhalt der Romane: Wenn man den verän­dert, manip­uliert man die Kern­mo­tive der Geschicht­en. Damit will ich nicht sagen, dass eine solche Manip­u­la­tion grund­sät­zlich unmöglich sein muss: Wenn die Geschichte von „Onkel Toms Hütte“ gut wäre, kön­nte man sie auch in den Kon­text aus­ge­beuteter Fab­rikar­beit­er im Eng­land der indus­triellen Rev­o­lu­tion oder im heuti­gen Asien erzählen. Aber natür­lich wäre das dann eine neue, eigen­ständi­ge Geschichte, die mit „Onkel Toms Hütte“ nur die grundle­gende Struk­tur des Plots gemein­sam hätte und die deshalb „Onkel Toms Hütte“ nicht erset­zen dürfte.

Aber das heißt nicht, dass man „Die Aben­teuer des Huck­le­ber­ry Finn“ und „Onkel Toms Hütte“ jun­gen Men­schen ein­fach kom­men­tar­los zum Lesen in die Hand drück­en kön­nte. Bei­de Büch­er, beson­ders „Onkel Toms Hütte“, erfordern ein umfassendes Hin­ter­grund­wis­sen über die Geschichte der Sklaverei in den USA und über amerikanis­che Sozialgeschichte all­ge­mein, über die Absicht­en, das Leben und die Ideen­welt der Autor/innen und möglicher­weise sog­ar über bes­timmte lit­er­arische Kon­ven­tio­nen. Liest man etwa „Onkel Toms Hütte“ ohne dieses Hin­ter­grund­wis­sen, bekommt man leicht den Ein­druck, Sklaverei sei nur ein sekundäres Prob­lem und das eigentliche Prob­lem seien böse Sklaven­hal­ter, und man bekommt den Ein­druck, dass selb­st die dunkel­sten Seit­en der Sklaverei erträglich waren, wenn die Sklaven nur einen aus­re­ichend fes­ten christlichen Glauben hat­ten. Keins von bei­dem wollte Beech­er Stowe in dieser Plaka­tiv­ität sagen, aber um das zu erken­nen, darf man nicht naiv und ohne Vor­wis­sen an ihr Buch herangehen.

Bei­de Büch­er kön­nen (und müssen) bleiben, wie sie sind, aber zumin­d­est „Onkel Toms Hütte“ gehört nicht mehr in die Jugendlit­er­at­urabteilun­gen heutiger Buch­hand­lun­gen. Es sollte im Druck bleiben, aber nur noch in wis­senschaftlich auf­bere­it­eter Form (mit aus­führlichem erk­lären­dem Vor­wort und Fußnoten). Auch bei „Huck­le­ber­ry Finn“ kann ein erk­lären­des Vor- oder Nach­wort nicht schaden, aber da Twain die Prob­leme des Ras­sis­mus und der Sklaverei, sowie der sozialen Ungerechtigkeit­en sein­er Zeit ganz all­ge­mein, direkt im Text sehr viel dif­feren­ziert­er und intel­li­gen­ter the­ma­tisiert als Beech­er Stowe das in „Onkel Toms Hütte“ tut, kann man das Buch tat­säch­lich noch als Jugend­buch behandeln.

Bei­de Büch­er kön­nen auch her­vor­ra­gen­des Mate­r­i­al liefern, um sich eben jenes Hin­ter­grund­wis­sen anzueignen, das nötig ist, um sie zu ver­ste­hen. Und bei­de Büch­er wer­den dazu auch herange­zo­gen, in der englis­chsprachi­gen Welt aber auch im Englis­chunter­richt in Deutschland.

Kön­nte man dieses Argu­ment also nicht auch für die Pip­pi-Langstrumpf-Büch­er machen? Die Fußnote des Oetinger-Ver­lags soll ja eine Art hochkon­den­sierte Ver­sion des nöti­gen Hin­ter­grund­wis­sens liefern und sie kön­nte Anstoß für eine aus­führlichere Beschäf­ti­gung sein. Ich glaube aber, dass es zwei Gründe gibt, die im Fall der Pip­pi-Langstrumpf-Büch­er gegen ein solch­es Vorge­hen sprechen.

Erstens sind die Büch­er ursprünglich für Kinder im Alter von acht oder neun Jahren gedacht, wer­den heute aber mein­er Erfahrung nach eher schon Fün­fjähri­gen vorge­le­sen. Fün­fjährige, und auch Achtjährige, haben aber schlicht noch nicht genug All­ge­mein­wis­sen, um sich mit der Prob­lematik ern­sthaft auseinan­derzuset­zen. Der Päd­a­gogikpro­fes­sor Jörg Kil­ian hat 2007 einen Unter­richtsvorschlag veröf­fentlicht, der die Oetinger-Fußnote zum Aus­gangspunkt ein­er Beschäf­ti­gung mit diskri­m­inieren­der Sprache nimmt [Kil­ian 2007]. Die Schüler sollen mit­tels von his­torischen und gegen­warts­be­zo­ge­nen Wörter­büch­ern des Deutschen die Bedeu­tungsen­twick­lung des Wortes Neger erkun­den, sie sollen mith­il­fe von dig­i­tal­en Sprachko­r­po­ra den aktuellen Sprachge­brauch in ver­schiede­nen Vari­etäten des Deutschen erforschen, und sie sollen nach alter­na­tiv­en Über­set­zungsmöglichkeit­en suchen.

Es ist ein gelun­gener und sin­nvoller Unter­richtsvorschlag, aber er ist mit gutem Grund für die Klassen­stufen 7–10 gedacht, also für Schüler zwis­chen 13 und 16 Jahren. Fün­fjährige dürften mit allen Aspek­ten dieser Auf­gaben­stel­lung über­fordert sein. Es braucht aber Auf­gaben dieser Art, um wirk­lich zu ver­ste­hen, warum Lind­gren und ihre Über­set­zerin in den 1940er und 1950er Jahren möglicher­weise Neger schreiben kon­nten, wir das Wort aber heute nicht mehr ver­wen­den. Die Kurz­erk­lärung, dass das Wort früher gut war und heute böse ist, hil­ft da nicht weit­er und hin­ter­lässt beim Kind höch­stens Ver­wirrung und halb ver­standene offene Fragen.

Zweit­ens, selb­st wenn man es mit beson­ders klu­gen Fün­fjähri­gen zu tun hätte, gäbe es gute Gründe, nicht ger­ade die Pip­pi-Langstrumpf-Büch­er zum Zweck der sprach­lichen Sen­si­bil­isierung heranzuziehen.

Zum einen geht es in diesen Büch­ern ja eben nicht um Diskri­m­inierung im All­ge­meinen oder Ras­sis­mus im Beson­deren, son­dern um die Aben­teuer ein­er anar­chis­tis­chen Super­heldin in Gestalt eines Kindes (um es nett zu sagen; böse gesagt geht es um ein hyper­ak­tives Kind, das unfähig ist, sich zu konzen­tri­eren oder pro­duk­tiv in soziale Zusam­men­hänge einzubrin­gen und dessen Vater sich vor sein­er Ver­ant­wor­tung für das Kind mit Kof­fern voller Gold freikauft). Die diskri­m­inierende Sprache, und die dazuge­höri­gen diskri­m­inieren­den Inhalte, wer­den ganz neben­bei mit­geliefert, und wenn man sie the­ma­tisiert, bleibt vom ohne­hin mäßi­gen Lesev­ergnü­gen nicht viel übrig.

Zum anderen spielt die Geschichte von Pip­pi Langstrumpf in kein­er spez­i­fis­chen his­torischen Peri­ode. Es ist the­o­retisch möglich, dass in Astrid Lind­grens Schwe­den der 1940er Jahre das Wort Neger keine ras­sis­tis­chen Untertöne hat­te. Es ist auch möglich, dass die beschriebe­nen Sit­u­a­tio­nen und Ereignisse keinen ras­sis­tis­chen Beigeschmack hat­ten. Dass es als Zeichen von „Tol­er­anz und Aufgeschlossen­heit gegenüber allem Frem­den“ gedacht war, als Lind­gren sich einen fet­ten weißen Kapitän eines schwedis­chen Fis­chkut­ters aus­dachte, der wegen sein­er Haut­farbe und prächti­gen Kör­per­fülle von den Bewohn­ern ein­er Süd­seein­sel zum König gemacht wurde. Dass es „Liebe und Ver­ständ­nis gegenüber allen Men­schen“ sig­nal­isieren soll, wenn die schwarzen Inselkinder ganz selb­stver­ständlich davon aus­ge­hen, „dass weiße Haut viel fein­er sei als schwarze“. Dass ein „human­itär­er Anspruch“ hin­ter der Idee steckt, dass Pip­pi von einem „eige­nen Neger“ träumt, der sie mit Schuhcreme poliert.

Das Prob­lem ist nur, dass die Pip­pi-Langstrumpf-Büch­er nicht im Schwe­den der 1940er Jahre spie­len, son­dern in ein­er zeit­losen Phan­tasiewelt, und dass Astrid Lind­gren zwar die Autorin der Büch­er ist, nicht aber die Erzäh­lerin. Wed­er der schwedis­che Sprachge­brauch der 1940er noch die per­sön­liche Tol­er­anz und Aufgeschlossen­heit der Autorin spie­len deshalb irgen­deine Rolle bei der Inter­pre­ta­tion der erzählten Ereignisse und der Sprache der Charak­tere. Anders als „Huck­le­ber­ry Finn“ oder „Onkel Toms Hütte“ ste­hen die Pip­pi-Langstrumpf-Geschicht­en und deren Sprache isoliert von jedem his­torischen Kon­text da und kön­nen nur aus sich selb­st her­aus inter­pretiert werden.

Eine Über­ar­beitung ist deshalb im Falle von Lind­grens Büch­ern der einzig sin­nvolle Umgang mit dem Ras­sis­mus der Orig­i­nal­fas­sun­gen. Diese Über­ar­beitung müsste aber wesentlich radikaler aus­fall­en als die des Oetinger-Ver­lags. Nicht nur die (ange­blich) nicht diskri­m­inierend gemeinte Sprache müsste angepasst wer­den, auch die (ange­blich) nicht diskri­m­inierend gemein­ten Sit­u­a­tio­nen und Ereignisse müssen umgeschrieben wer­den. Mit anderen Worten, die Änderun­gen müssten so radikal aus­fall­en, dass es ein­fach­er wäre, nur die Charak­tere beizube­hal­ten und sich gle­ich ganz andere Geschicht­en auszu­denken. Und übri­gens haben das die Adap­tio­nen der Pip­pi-Büch­er für Film und Fernse­hen auch aus­giebig getan, ohne dass das jeman­den gestört hätte.

Und wenn man zu der Ein­sicht gelangt ist, dass nur eine Umdich­tung noch helfen kann, sollte man auch noch über eine vierte Möglichkeit nach­denken, mit diskri­m­inieren­den Kinder­büch­ern umzuge­hen: Ver­lage kön­nten aufhören, sie nachzu­druck­en und sie kön­nten stattdessen neuen Autor/innen und neuen Geschicht­en eine Chance geben, bessere Geschicht­en zu schreiben. Und Konsument/innen kön­nten aufhören, sie ihren Kindern vorzule­sen. Es ist ja nicht so, als ob eine Welt ohne Pip­pi Langstrumpf unvorstell­bar oder eine lit­er­arische Dystopie wäre. Pip­pis fün­fzehn Minuten Ruhm dauern jet­zt schon sechzig Jahre. Schick­en wir sie doch ein­fach in den wohlver­di­en­ten Ruhestand.

 

KILIAN, Jörg (2007): Pip­pi Langstrumpf als „Negerprinzessin“. Deutschunter­richt 2/2007, S. 15–19.

LINDGREN, Astrid (Aufl. 1986): Pip­pi geht an Bord. Über­set­zt von Cäcile Heinig. Ham­burg: Oetinger.

VERLAG FRIEDRICH OETINGER (o. Datum): Die Begriffe „Neger“ und „Zige­uner“ im Werk Astrid Lind­grens [Link]

 

[Dieser Beitrag erschien ursprünglich im alten Sprachlog auf den SciLogs. Die hier erschienene Ver­sion enthält möglicher­weise Kor­rek­turen und Aktu­al­isierun­gen. Auch die Kom­mentare wur­den möglicher­weise nicht voll­ständig übernommen.]

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Über Anatol Stefanowitsch

Anatol Stefanowitsch ist Professor für die Struktur des heutigen Englisch an der Freien Universität Berlin. Er beschäftigt sich derzeit mit diskriminierender Sprache, Sprachpolitik und dem politischen Gebrauch und Missbrauch von Sprache. Sein aktuelles Buch „Eine Frage der Moral: Warum wir politisch korrekte Sprache brauchen“ ist 2018 im Dudenverlag erschienen.

185 Gedanken zu „Pippi, geh von Bord

  1. Ü wie Übersetzen

    Pip­pi Langstrumpf bere­it­et (Übersetzungs-)Probleme… hat heute in seinem Sprachlog einen Beitrag unter dem Titel Pip­pi Langstrumpf, Negerprinzessin und Über­set­zung­sprob­lem veröffentlicht …

  2. Helmut Wicht

    Nach­frage
    Vielle­icht bin ich hyper­empfind­lich — aber was soll das wer­den? Ein Index? Ein Ver­bot gar?

  3. Fantasyguide

    Kinderz­im­mer­ras­sis­ten… äußerte sich Ana­tol Ste­fanow­itsch ziem­lich radikal zum Ras­sis­mus in Astrid Lind­grens »Pipi Langstrumpf«. Er stellt dort fest, dass die im Text vorhan­dene Diskri­m­inierung von Schwarzen so sehr im Text ver­ankert sei, dass man auch darüber nach­denken könne, diese Geschicht­en ganz aus den Kinderz­im­mern zu verbannen …

  4. Bernhard H.

    Ein Anstoß zum Nach­denken über den Umgang mit inhaltlich frag­würdi­gem Material?

  5. MOLOsovskysCHRONIK

    Druck­blick… einen näheren Blick auf Pipi Langstrumpf und den dort enthal­te­nen Ras­sis­mus. Das The­ma ist sach­lich analysiert …

  6. Anatol Stefanowitsch

    @Helmut Wicht
    Ver­boten wer­den Büch­er in Deutsch­land ja nur, wenn jemand meint, sich in ein­er der Fig­uren wieder­erkan­nt zu haben.
    Mein Text ist, und so for­muliere ich doch auch, ein Vorschlag an den Ver­lag (der ver­mut­lich unge­hört ver­hallen wird) und an die poten­ziellen (Vor-)Leser/innen (der hof­fentlich disku­tiert wird).
    Wenn wir die Kat­a­loge der in den 1950ern erschienen Kinder­büch­er durch­se­hen, wer­den wir Dutzende von Büch­ern find­en, die inzwis­chen ver­grif­f­en sind. Warum ist es so unvorstell­bar, dass auch Pip­pi Langstrumpf ihren Platz im Verze­ich­nis liefer­bar­er Büch­er für etwas frischeres und mit weniger sinnlos­er his­torisch­er Erk­lärungsnot belastetes freimacht?

  7. Helmut Wicht

    @ A.S.
    Wenn Ange­bot und Nach­frage das regeln sollen — von mir aus gerne. Gegen irgendwelche Indices würd’ ich auf die Bar­rikaden gehen.
    Sen­si­bil­isiert hat mich ein Satz — ein Wort, um genau zu sein — den/das Du in einem Dein­er Kom­mentare im vor­gange­gan­genen Beitrag gschrieben hast:
    “Bei ein­er Min­der­heit (die sich hier glück­licher­weise bis­lang nicht blick­en lässt) dürfte es darum gehen, dass einem die ursprüngliche Über­set­zung eine Entschuldigung bietet, straf­los „Neger“ zu sagen.”
    Am “straf­los” hän­gen meine Bedenken. Heisst das im Umkehrschluss, dass bestraft wer­den soll, wer “Neger” sagt?

  8. Anatol Stefanowitsch

    @Helmut Wicht
    Ange­bot und Nach­frage regeln nur in trans­par­enten Märk­ten mit sym­metrisch­er Machtverteilung irgen­det­was. Da es solche Märk­te nicht gibt, bin ich diesem Prinzip gegenüber skep­tisch und set­ze lieber auf Argu­mente und Diskussion.
    Statt straf­los hätte ich vielle­icht lieber unges­traft schreiben sollen, um klarzustellen, um welche Bedeu­tung von Strafe es mir hier geht. Davon abge­se­hen bin ich dafür, dass unbe­d­ingt jed­er, der Neger sagen will, das auch laut und deut­lich tut — so lerne ich schließlich etwas wichtiges über den Sprecher.

  9. Bernhard H.

    @Helmut Wicht
    Geset­zlich? ‘Neger’ fällt m.E. noch nicht unbe­d­ingt in die Kat­e­gorie Has­srede oder Ver­het­zung, zumin­d­est nicht prinzip­iell. Aber wenn jemand als ‘Neger’ beze­ich­net wird und deswe­gen Anzeige wegen Belei­dung erstat­tet, sehe ich per­sön­lich kein Prob­lem darin.
    Und gesellschaftlich-sozial? Habe ich abso­lut kein Prob­lem mit Abstrafen, was für mich per­sön­lich Mei­dung ein­er Per­son wäre.

  10. Ute

    Ich schließe mich da der Mei­n­ung von Hel­mut Wicht an.
    Im übri­gen ist es in unser­er Fam­i­lie eh schon zu spät. Die Geschicht­en — aus ein­er Aus­gabe aus den 70er Jahren — habe ich längst vorge­le­sen. Und diese meine alten Exem­plare werde ich wohl sich­er nicht als Gefahrgut entsorgen.
    Heiliger Stroh­sack, wenn ich dran denke, welche Jugend­büch­er mein­er Eltern & Großel­tern ich als Kind und Jugendliche schon vom Dachbo­den geholt und gele­sen habe, wenn ich in den Ferien bei let­zteren zu Besuch war… Wenn ich dann noch bedenke, daß meine Eltern meine Lek­türe auf­grund ihrer Blind­heit nie kon­trol­lieren oder auch nur kom­men­tieren kon­nten, geschweige denn zen­sieren… Him­mel hilf! ^^
    Nicht böse sein, bitte, ich bin anson­sten eine große Bewun­derin Dein­er Texte und Leis­tun­gen. Aber bei der Lek­türe Dein­er let­zten bei­den Ein­träge hier wird mir unge­fähr so unbe­haglich wie Dir anscheinend beim Lesen von Pip­pi Langstrumpf. Da ist die Ver­hält­nis­mäßigkeit doch etwas auf der Strecke geblieben.

  11. Schwarzmaler

    Ihr kön­nt doch nicht im Ernst anfan­gen, Buchk­las­sik­er poli­tisch-kor­rekt säu­bern zu wollen. Soll aus Huck­le­ber­ry Finn ein amerikan­er Staats­bürg­er mit Migra­tionsh­in­ter­grund wer­den? Und wie oft wollt ihr die Büch­er umschreiben, wenn ich mir anse­he wie oft der Begriff allein für Aus­län­der sich in den let­zten zwanzig Jahren geän­dert hat? Übri­gens stets mit dem sel­ben Ergeb­nis — die neg­a­tiv­en Vorurteile wan­derten stets mit kurz­er Verzögerung mit. Auch bekan­nt als Euphemismus-Tretmühle.

  12. Daniel

    Das Buch ein­fach “ver­ban­nen” zu wollen weil es einem per­sön­lich nicht gefällt finde ich eine etwas zu bil­lige Lösung. Die Bal­ance zwis­chen kri­tis­ch­er Betra­ch­tung und Zen­surgelüsten geht hier mein­er Ansicht nach etwas verloren.
    Wie schon richtig fest­gestellt geht es bei Pip­pi Langstrumpf nur sehr neben­säch­lich um Ras­sis­mus. Mit der Umdich­tung zu Taka-Tuka-Süd­see­be­wohn­ern ist zumin­d­est der Ras­sis­mus (zurecht) rel­a­tiv ein­fach zu tilgen. Auch die Über­legen­heit der weis­sen haut etc, sowas lässt sich ver­gle­ich­sweise ein­fach umschreiben.
    Die kolo­nialen Phan­tasien die sich durch das ganze Buch ziehen sind sich­er nicht unbe­d­ingt begrüssenswert, aber sie ste­hen ein­er­seits nicht im Zen­trum der Geschichte, ander­er­seits spielt die Geschichte in ein­er Fan­tasiewelt, die auch für 5Jährige klar als solche erkennbar ist.
    Zum Ver­gle­ich denke man z.B. an die Puc­ki-Büch­er. Hier wird unge­niert ein braun ange­haucht­es Frauen­bild zur Nachah­mung empfohlen.
    Bei Pip­pi Langstrumpf dage­gen wird wed­er absichtsvoll ein bes­timmtes Men­schen­bild propagiert, noch wer­den die hand­lungsweisen von Pip­pi zur Nachah­mung emp­fohlen. Selb­st Jähri­gen ist klar, sowas wie die, das macht man nicht. Grade darin liegt ja für die meis­ten Kin­drn auch der Spass an der Geschichte.

  13. Buchstabensüchtig

    Irgend­wie Links: Kam­er­aüberwachung, OpFace­book und Razz­ia… Pip­pi, geh von Bord …

  14. Christian S.

    Mh. Ist nicht mein Fachge­bi­et. Ich finde aber, wenn “Astrid Lind­gren” drauf ste­ht, dann soll das auch drin sein. Wenn man also der Mei­n­ung ist, dass ein Text so nicht mehr halt­bar ist, dann hat man zwei Alter­na­tiv­en: a) Ihn umschreiben und “nach ein­er Geschichte von Astrid Lind­gren” schreiben, um deut­lich zu machen, dass es nicht der Orig­inal­text ist. b) Darauf verzicht­en, den Text abzudrucken.
    Was m.E. nicht geht, ist, weitre­ichende Änderun­gen am Text vorzunehmen, ohne dies ken­ntlich zu machen.
    Büch­er atmen den Geist ihrer Zeit, das kann man nicht ein­fach bei­seite schieben.

  15. Carl

    Auch Pip­pi Langstrumpf ste­ht doch in einem zeit­geschichtlichen Kon­text. Warum sollte man die Neger im Taka-Tuka-Land aus­rot­ten? Ein Buch ste­ht doch auch für die Sprache der Zeit in der es ent­stand. Natür­lich wird man heute nicht mehr so unbe­fan­gen das Wort Neger in den Mund nehmen wie man das noch in den 1960ern tat. Damals war es nie und nim­mer als Schimpf­wort gemeint, son­dern bedeutete nur Schwarz­er Mann. Der berühmt-berüchtigte Nick­neger in der katholis­chen Kirchen wird heute ja auch nicht zum Nicksüdseeinsulaner.
    Ich behaupte, dass die Ver­wen­dung des Wortes Neger früher nicht ras­sist­sich oder her­ab­würdi­gend gemeint war. Es gehörte zur Umgangssprache.
    Wenn wir bei Pip­pi anfan­gen, müssen wir gle­ich bei Wil­helm Busch weit­er machen. Das ganze Werk ist nicht poli­tisch kor­rekt. Damals war der Neger zwar noch ein Mohr, aber das ist auch nicht bess­er. Und was wird aus den 10 kleinen Negerlein?
    Der Aufruf Pip­pi Langstrumpf abzuschaf­fen klingt für mich nach virtueller Bücherver­bren­nung. Pip­pi Langstrumpf bzw die Über­set­zung als polti­isch nicht kor­rek­tes Mach­w­erk darzustellen geht mir zu weit.
    Ein­fach die Kirche im Dorf lassen!

  16. Felix Rauch

    Schwule Sprachkri­tik
    Die mein­er Mei­n­ung nach ehren­werteste Art mit diskri­m­inieren­der Sprache umzuge­hen fehlt im Text. Die selb­st­be­wusste Umdefinierung eines neg­a­tiv kon­notierten Begriffs. Die Schwulen haben es vorgemacht. Es ist der Gege­nen­twurf zur wiederkehren­den Euphemis­mus-Tret­müh­le, die auch vor ein­er jeden Neuüber­set­zung von Pip­pi Langstrumpf nicht Halt machen wird.
    Lan­guage does not dis­crim­i­nate peo­ple. Peo­ple dis­crim­i­nate people.

  17. Christian

    Es wäre bes­timmt bess­er sich auf die rezente Jugendlit­er­atur zu konzen­tri­eren wenn diese qual­i­ta­tiv eine ähn­liche Güte hätte wie ger­ade die Werke von Astrid Lind­gren (das meine ich jet­zt nicht spez­i­fisch auf Pip­pi Langstrumpf bezo­gen, welche ich per­sön­lich nie son­der­lich gut lei­den kon­nte, son­dern all­ge­mein). Man kann die Sprache zerpflück­en und zer­schießen (und das z.T. ganz bes­timmt mit recht!) aber die Orig­i­nal­ität **und** die Phan­tasie wird erre­icht – ja, von wem eigentlich? J. K. Rowl­ing, welche ihre Büch­er z.T. zumin­d­est für mich ganz offen­sichtlich von Dutzen­den von Quellen abgeschrieben hat? Echte Orig­i­nal­ität und Phan­tasie empfinde ich als etwas anderes. Wal­ter Moers, dessen »Blaubär« zwar ohne jede Frage enorm phan­tasiere­ich ist, sich aber ohne großen Sinn auf diese Phan­tasie stützt und dessen Inhalte auch dur­chaus zweifel­haft sind?
    Es gibt dur­chaus wis­senschaftlich Belege daß die aus­giebige Kri­tik an vorhan­den­em Mate­r­i­al nur sehr wenig zur kon­struk­tiv­en »Erziehung« beiträgt. Es würde der Hin­weis reichen daß der Autor die Sprache heute als nicht mehr zeit­gemäß empfind­et und die Inhalte offen­bar als frag­würdig (warum er sie dann über­haupt vor­li­est und nicht auf bessere Lit­er­atur zurück­greift ist mir ehrlich gesagt ein Rät­sel). Viel inter­es­san­ter wäre es dann aber die Zeit auf die Analyse eines kon­tem­porären Werkes zu ver­wen­den, mit den Hin­weisen was genau an Inhal­ten und Sprache bemerkenswert gelun­gen ist. Wenn die vorgestell­ten Werke tat­säch­lich qual­i­ta­tiv hochw­er­tig sind und dazu noch ansprechend für die Ziel­gruppe, dann wer­den die ange­blich so schlecht­en Büch­er von ganz allein in den Regalen ver­stauben. Das wäre dann wenig­stens mal ein kon­struk­tiv­er Ansatz. Alles Andere ist im Prinzip (wenn auch berechtigte) Sprachnörgelei.

  18. Klausi

    Gelassen­heit und Vorbild
    Das riecht mir alles zu sehr nach Zen­sur, Umerziehung und Men­schheits­beglück­ung. Nur ungerne nehme ich das Wort Bücherver­bren­nung in den Mund, aber in der Kon­se­quenz kommt auch so ein Ruf nach Umdich­tung, Kaufen­thal­tung oder Ver­bot von lit­er­arischen Werken dem sehr nahe. Nun will ich das A.S. nicht unter­stellen, um Gottes willen, aber die schlimm­sten Ver­brechen wur­den meist aus vorge­blich guter Absicht selb­ster­nan­nter Apos­teln her­aus begangen.
    Nix gehört ver­boten, nicht die “Satanis­che Verse” und noch nicht ein­mal “Mein Kampf”. Auch Parteien nicht, selb­st wenn sie sich für die Abschaf­fung der Demokratie oder des Grundge­set­zes ein­set­zen. Zen­sur wider­spricht dem Wesen von Demokratie, die Absicht dahin­ter spielt dabei keine Rolle.
    Komisch, man hält die Men­schen immer für dumm. Und Kinder wer­den immer unter­schätzt, dabei haben sie ein hohes Urteilsvermögen.
    Ras­sis­mus wird von Lit­er­atur nicht gefördert, es sei denn, der Boden dafür wäre längst schon vor­bere­it­et. Ver­bote kön­nen ras­sis­tis­che Strö­mungen, wenn sie ein­mal vorhan­den sind, auch nicht aufhalten.
    Meine Empfehlung: Gelassen­heit üben und Vor­bild sein.

  19. Helmut Wicht

    @ Rauch / Inver­sion der Konnotation
    Eben. Noch zwei Anek­doten dazu:
    Wenn ich recht informiert bin, nen­nen sich die Afroamerikan­er in USA im Slang untere­inan­der gerne “Nig­ger”.
    “I stand in front of the mir­ror every morn­ing and I say: ‘Nig­gerNig­gerNig­ger…’ at least a hun­dred times — it makes my teeth white.”
    Das hab’ ich mal als Zitat irgen­deines schwarzen Pop- oder Sport­stars wo gele­sen. Ich kann es lei­der nicht mehr zuord­nen. Der Witz ist her­rlich. Vor allem, wenn man sich einen makel­los weiss zäh­nebleck­enden, grim­mi­gen Pracht­neg… Afroamerikan­er dazu vorstellt.

  20. Sarah

    Ich habe keine Angst
    Ich kann mir nicht ern­sthaft vorstellen, dass ein Kind, welch­es man vernün­ftig, respek­tvoll und ehrlich aufzieht durch bes­timmte Worte in Vor­lese­tex­ten geschädigt wird. Meine “Pflegekinder” haben trotz aus­führlich­er Pip­pi-Lek­türe nie das Ver­lan­gen nach einem Affen geäußert oder sich im Unterricht/Kindergarten abnorm verhalten.
    Man muss sich auch mal die Märchen vor Augen hal­ten und deren Frauen­bild analysieren. Trotz diesem sind Märchen ein wertvolles Kul­turgut, das meine Kinder aus­führlich ken­nen ler­nen werden.
    Ich bin mit Astrid Lind­grens Werken (und natür­lich denen ungezählter ander­er Autoren) aufgewach­sen, habe diese Phan­tasiewel­ten immer sehr genossen und bin trotz­dem fähig, meinem Näch­sten gegenüber adäquate Sprache zu finden.

  21. anonym

    So fängt’s an…
    Im Namen der Tol­er­anz sollen jet­zt Kinder­büch­er umgeschrieben oder “frei­willig”, trotz großer Nach­frage”, nicht mehr gedruckt wer­den. Ich nehme an, die Filme sollen auch nicht mehr gezeigt wer­den und aus öffentlichen Büchereien sollen die Büch­er ver­schwinden. Nur die Pip­pi, oder kön­nte es sich lohnen zu schauen, ob evtl. in anderen Büch­ern der Krypto­faschistin Lind­gren noch mehr ras­sis­tisch-frauen­feindlich­es Mate­r­i­al lauert? Ich geh jeden­falls jet­zt gle­ich auf die Seit­en des ZVAB und bestellt mir eine alte Aus­gabe der Pippi.

  22. David

    Ich behaupte, dass die Ver­wen­dung des Wortes Neger früher nicht ras­sist­sich oder her­ab­würdi­gend gemeint war. Es gehörte zur Umgangssprache.

    Der Ras­sis­mus war “früher” ohne­hin schon in extremen Dosen im besten Teil dessen all­ge­gen­wär­tig, was man wei­thin für die kor­rek­te ‘wis­senschaftliche’ Erken­nt­nis vom Wesen der ’schwarzen Män­ner’ hielt: Geistig unter­en­twick­elte, arbeitss­cheue, zer­streu­ungssüchtige und sex­uell über­ak­tive Wilde, als solche der wohlwol­len­den, wenn auch manch­mal harten erzieherischen Hand der kul­tivierten Weißen bedürftig, aber doch selb­stre­dend nim­mer so wertvoll wie diese. Ein eigenes Wort zum diskri­m­inieren war da über­flüs­sig, die diskri­m­inierende The­o­rie war ja schon Kon­sens. Der Ras­simus lag also vielle­icht nicht im Wort selb­st, das man sich darum heute als damals gän­zlich ras­sis­mus­frei und neu­tral erträu­men kann, son­dern in dem, was man für ’neu­trale’ Fak­ten hielt, die unter Ver­wen­dung des Wortes heiß disku­tiert wur­den, und woran sich, wie schon aufgezeigt, auch bei Lind­gren deut­liche Anklänge finden.

  23. David

    Im Übri­gen ermöglicht es die mod­erne Tech­nik, allen voran Fre­und Google, sich einen groben Überblick über die Ver­wen­dungskon­texte des N‑Wortes in der Lit­er­atur der neu­tralen Zeit­zone zu ver­schaf­fen, etwa indem man nach Ver­wen­dun­gen zwis­chen 1850 und 1950 googlet.

  24. anderer Daniel

    Frage ich mich
    Let­zendlich stellt sich hier doch wieder die gle­iche Frage wie schon bei den let­zten Artikeln über geschlecht­sneu­trale Sprache (bei denen A.S. selt­samer­weise deut­lich mehr Unter­stützung unter den Kom­men­ta­toren hat­te): bee­in­flusst denn unsere Art über irgen­deine Men­schen­gruppe zu sprechen merk­lich unseren Umgang mit ihr? Und bessert er sich bei kün­stlich­er Verän­derung der Sprache?
    Das wird immer so stillschweigend voraus­ge­set­zt. Vorstellen kann ich mir das nicht so recht, aber es würde mich doch mal inter­essieren. Vielle­icht wäre das mal einen Blog­a­r­tikel wert.

  25. Anton Maier

    @Anatol
    Ich seh das mal als Ankündi­gung. Wann ist den der Veröf­fentlichung­ster­min deines neuen Kinderbuches? 😉
    P.S.: Ich kon­nte auch schon als Grund­schulkind den Hype um Pipi Langstrumpf nicht ver­ste­hen, aber das liegt wohl eher daran, dass ich noch nie etwas mit Kinder­büch­ern anfan­gen konnte.

  26. Muriel

    Me gus­ta.
    Es fehlt hier bish­er deut­lich an begeis­tert­er Zus­tim­mung, deswe­gen stelle ich mich mal auf diese Seite der Waagschale: Jawoll!
    Also, nicht nur deswe­gen. Wo es gegen Astrid Lind­gren geht, bin ich generell gerne dabei.
    Sie mag als Per­son der phan­tastis­chste Men­sch der Welt gewe­sen sein, aber das ändert nichts an dem Ras­sis­mus in ihren Geschichten .
    Kleine Ein­schränkung: Auch wenn’s schw­er fällt, muss ich Chris­t­ian S. zus­tim­men. Eine Umschrei­bung sollte natür­lich erkennbar sein und nicht heim­lich vorgenom­men wer­den. Aber ich ver­mute, dass du das auch nicht anders siehst.

  27. Ute

    @Carl.
    Nun ja, im End­ef­fekt muß man es mal real­is­tisch betra­cht­en: Solange Pip­pi Langstrumpf sich gut verkauft (Nr. 5 der beliebtesten Kinder­fig­uren bei Ama­zon), wird wohl kein Ver­lag sie so schnell fall­en lassen. Und wenn, nimmt sie halt anschließend ein ander­er ins Pro­gramm mit auf und freut sich, daß ihm dieser Lecker­bis­sen auf dem Sil­bertablett serviert wurde.
    Von daher ist die Diskus­sion eigentlich müßig. Pip­pi wird höchst­wahrschein­lich erst dann vom Buch­markt ver­schwinden, wenn tat­säch­lich die Nach­frage sinkt und das Buch aus Überzeu­gung nicht mehr gekauft wird, statt aus kün­stlich her­vorgerufen­em Man­gel. Und dann ist es ja auch für alle Beteiligten in Ordnung.

  28. Bernhard H.

    Da gibt es die Hoff­nung, dass die Leute durch aktiv­en Anstoss zum Umdenken in der Ver­wen­dung der Sprache auch ihr Denken im Umgang mit den Men­schen zumin­d­est überdenken.
    Zum The­ma polit­i­cal cor­rect­ness im All­ge­meinen, die ja so gerne zum Buh­mann gemacht wird: ich per­sön­lich trete lieber in der Euphemis­men­tret­müh­le, als dass ich bewusst belei­di­gende Begriffe ver­wende. Man kann das tun und trotz­dem daran arbeit­en, dass sich die all­ge­meine Ein­stel­lung dahin ändert, dass neue Begriffe nicht erneut als Belei­di­gung gebraucht werden.
    Es ist immer inter­es­sant zu beobacht­en, dass die, die sich am meis­ten über poli­tisch kor­rek­te Sprache aufre­gen, die sind, die am wenig­sten unter Ungle­ich­heit­en und Diskri­m­inierung zu lei­den haben (der “klas­sis­che” straight white cis able-bod­ied male).

  29. Anatol Stefanowitsch

    Divers­es
    @ Daniel, Klausi: Wer hat denn dafür plädiert, Büch­er zu ver­ban­nen oder zu ver­bi­eten? Hät­ten Sie einen Link auf den betr­e­f­fend­en Text?
    @ Chris­t­ian S.: Dann dür­fen Sie Astrid Lind­gren nur auf Schwedisch lesen.
    @ Carl: Dass ein Wort zur Umgangssprache gehört, bedeutet lei­der nicht, dass es nicht ras­sis­tisch oder her­ab­würdi­gend gemeint ist. Und wie irgen­det­was in katholis­chen Kirchen genan­nt wird, ist nun wirk­lich kein gutes Argu­ment für die Unbe­den­klichkeit des Wortes Neger.
    @ Felix Rauch, Hel­mut Wicht: Die „selb­st­be­wusste Umdefinierung eines neg­a­tiv kon­notierten Begriffs“ kön­nen nur die damit Beze­ich­neten vornehmen, und zwar nur indi­vidu­ell und nur aus ein­er eige­nen Entschei­dung. Und „die“ Afroamerikan­er nen­nen sich untere­inan­der ganz sich­er nicht Nig­ger.
    @ David: „Der Ras­simus lag also vielle­icht nicht im Wort selb­st, das man sich darum heute als damals gän­zlich ras­sis­mus­frei und neu­tral erträu­men kann, son­dern in dem, was man für ’neu­trale’ Fak­ten hielt…“ — tre­f­fend for­muliert, danke! Ich würde hinzufü­gen: „… und in dem, was man auch heute noch für ‘neu­trale’ Fak­ten hält — zum Beispiel, dass es doch ver­dammt nochmal ein Wort geben dür­fen muss, das eine bes­timmte Unter­menge von Men­schen auf­grund ihrer wahrgenomme­nen Haut­farbe in eine ein­heitliche Kat­e­gorie wirft.“
    @ ander­er Daniel: „[B]eeinflusst denn unsere Art über irgen­deine Men­schen­gruppe zu sprechen merk­lich unseren Umgang mit ihr?“ — Ich sage mal: Offen­sichtlich. Allein die Tat­sache, dass wir die durch das Wort Neger beze­ich­nete zufäl­lige Unter­menge von Men­schen für eine „Gruppe“ hal­ten, dürfte etwas mit der Exis­tenz des Wortes zu tun haben.
    @ Anton Maier: Ich set­ze es auf meine „To-Do“-Liste…
    @ Muriel: Danke für die „begeis­terte Zus­tim­mung“, obwohl es mir tat­säch­lich eher um inter­es­sante Diskus­sio­nen geht. Wenn ich auf begeis­terte Zus­tim­mung aus wäre, würde ich über das Recht auf die Ver­wen­dung von Pseu­do­ny­men auf G+ schreiben…

  30. Dr. Bernd Walter

    Neger vs. Schwarzer
    Sprache und Ter­mi­nolo­gien ändern sich. Ich habe vor nun­mehr 60 Jahren in der dama­lig­ben DDR in der Schule gel­ernt: “Die aus­ge­beuteten Neger in den afrikanis­chen Kolonien des Impe­ri­al­is­mus wer­den im impe­ri­al­is­tis­chen Jar­gon abw­er­tend als “Schwarze” beze­ich­net.” Und ich habe heute noch starke Hem­mungen, das Wort “Schwarz­er” in den Mund zu nehmen.

  31. Ute

    @Bernhard H.
    Das zieht aber auch Prob­leme mit sich. In den Kom­mentaren des vorigen Beitrags wird z.B. das Beispiel der früheren Hil­f­ss­chulen erwäh­nt, die dann umbe­nan­nt wur­den in Son­der­schulen und inzwis­chen Förder­schulen heißen.
    Meine (2.) Mut­ter ist irgend­wann in den 60ern als “Son­der­schullehrerin der Fachrich­tung Blind­en­päd­a­gogik” aus dem Studi­um her­vorge­gan­gen und hat diesen Begriff samt dem Wort “Son­der­schule” völ­lig verin­ner­licht. Er war Jahrzehn­te­lang Bestandteil ihres Beruf­slebens und des dazuge­höri­gen Schriftverkehrs.
    Inzwis­chen wird sie schräg von der Seite angeguckt, wenn sie “Son­der­schule” sagt. Das sei doch diskri­m­inierend! Und schwup­ps: Ohne sie über­haupt bess­er zu ken­nen, steckt man sie direkt in die Schublade “Hat was gegen Schüler mit Förderbedarf”.
    Da wird’s dann langsam vol­lends absurd.

  32. anderer Daniel

    @ A.S.
    „Allein die Tat­sache, dass wir die durch das Wort Neger beze­ich­nete zufäl­lige Unter­menge von Men­schen für eine „Gruppe“ hal­ten, dürfte etwas mit der Exis­tenz des Wortes zu tun haben.“
    Äh ja, warum auch nicht? „Neger“ sind genau so eine Gruppe (oder Menge, wenn Ihnen das Wort „Gruppe“ schon wieder nicht passt) wie Schwarze oder Men­schen mit Migra­tionsh­in­ter­grund oder Linkshän­der oder Süd­seein­su­lan­er. Dass es nicht furcht­bar viele sin­nvolle Ver­wen­dun­gen für das Wort gibt, ist klar. Und dass es Leute gibt, die es trotz­dem ver­suchen, daran soll die Exis­tenz des Wortes „Neger“ schuld sein?

  33. Ute

    And Then There Were None”…
    Ein Text aus dem Jahr 2005, ger­ade über Twit­ter gefunden:
    “(…)
    Diese neue Episode im Kampf um eine saubere Sprache kon­trastiert mit einem Kon­flikt, der sich let­ztes Jahr in Eng­land abspielte. Dort wollte der Sender Chan­nel 4 gegen poli­tisch unko­r­rek­te Gesten der Gebär­den­sprache vorge­hen. Doch dadurch erregte er aus­gerech­net den Zorn eines Behin­derten­ver­bands. Nach einem Bericht des «Sun­day Tele­graph» ging es um die Gesten, mit denen Juden and Min­der­heit­en sym­bol­isiert wer­den. Für die Homo­sex­uellen war das offen­bar ein Hüftschwung and für die Juden eine angedeutete Haken­nase. Chan­nel 4 wollte «mod­ernere, weniger ver­let­zende» Gesten ein­führen. So kön­nten die Juden mit der Meno­ra, dem siebe­nam­ri­gen Leuchter, beze­ich­net wer­den.. Die Behin­derten­vertreter wolten sich das nicht gefall­en lassen. Chan­nel 4 mis­che sich in die Kul­tur und das Gesellschafts­bild der Gehör­losen ein, erk­lärten sie. Das sei eine Form von Diskriminierung. (…)”
    Quelle: http://www.daube.ch/opinions/sprache12.html

  34. Thomas

    Lind­grens Humanismus
    Ich denke, Human­is­mus war damals anders ver­standen als heute. Manche mögen meinen, es wäre human­is­tisch, den “unter­en­twick­el­ten” Völk­ern zu helfen, indem man wie in ein­er Eltern-Kind-Bezei­hung sozusagen die Vorherrschaft über sie übern­immt. Manche meinen das bis heute, siehe Entwick­lung­shil­fe: “Wir wis­sen, was gut für euch ist”. Eine solche Ein­stel­lung mag damals nor­mal gewe­sen sein, würde heute aber als ras­sis­tisch betra­chtet. Insofern passt “Neger” eher, weil das auch eine gewisse Ein­stel­lung wider­spiegelt. Das Prob­lem, das ich sehe ist, dass durch den Aus­tausch von Begrif­f­en so getan wird, als gäbs heute keinen Ras­sis­mus mehr.

  35. Christoph Päper

    Daseins­berech­ti­gung von Wörtern

    Ich würde hinzufü­gen: „… und in dem, was man auch heute noch für ‘neu­trale’ Fak­ten hält — zum Beispiel, dass es doch ver­dammt nochmal ein Wort geben dür­fen muss, das eine bes­timmte Unter­menge von Men­schen auf­grund ihrer wahrgenomme­nen Haut­farbe in eine ein­heitliche Kat­e­gorie wirft.“

    (A.S.)
    Es muss jedes Wort geben dür­fen! Ob jed­er es braucht oder man es selb­st aktiv ver­wen­den möchte, ist eine ganz andere Frage.
    Wenn es um die Beze­ich­nung eines Phäno­typs geht, kann man zur entsprechen­den Grup­pen­beze­ich­nung auch ein­fach Deriv­ieren: dun­kle Haut => Dunkel­häutige (statt Neger etc.), blonde Haare => Blondhaarige, blaue Augen => Blauäugige, … Dieses Ver­fahren wird wohl immer pro­duk­tiv bleiben, also lohnt sich das Herum­re­it­en auf oder Ändern von entsprechen­den Wörtern mit Lex­em­sta­tus nicht so recht.
    Auch wenn die Sozi­olin­guis­tik selb­stver­ständlich ihre Daseins­berech­ti­gung hat, soll­ten tiefliegende sozi­ol­o­gis­che Prob­leme nicht an der lin­guis­tis­chen Ober­fläche ange­gan­gen wer­den, zumin­d­est nicht primär.
    Was das Faz­it des Artikels anbe­langt, komme ich prak­tisch zum gle­ichen Ergeb­nis: Wer seine Kinder poli­tisch kor­rekt erziehen will – und das muss nicht jed­er wollen –, sollte entsprechend „reine“ Lit­er­atur verwenden.
    Aber, um es mit den Worten irgen­deines Musik- oder Film­stars, an dessen Namen ich mich genau­sowenig wie an den genauen Wort­laut erin­nere, zu sagen: „Keine Dro­gen nehmen ist ein­fach, aber lang­weilig; viele Dro­gen nehmen ist ein­fach, aber unge­sund; wenige Dro­gen nehmen ist schw­er, aber toll.“

  36. Christoph Päper

    PS ad „reine“ Literatur
    Manche Glaubens‑, Werte- und Reli­gion­s­ge­mein­schaften geben Lit­er­a­turempfehlun­gen für ihre Mit­glieder bzw. Anhänger und deren Kinder her­aus. Lei­der habe ich bei den „Poli­tisch Kor­rek­ten“ – wenn ich diese mal so als Gruppe beze­ich­nen darf und bis zu einem gewis­sen Grad sehe ich mich als Teil der­sel­ben – manch­mal das Gefühl, dass sie das nicht selb­st tun wollen, son­dern ihre gerechte Sache für so erleuchtet, neu­tral und all­ge­me­ingültig hal­ten, dass dies die ver­fasste Gesellschaft, d.h. der Staat, übernehmen solle.

  37. Ute

    @Christoph Päper
    “(…), son­dern ihre gerechte Sache für so erleuchtet, neu­tral und all­ge­me­ingültig hal­ten, dass dies die ver­fasste Gesellschaft, d.h. der Staat, übernehmen solle.”
    Da scheint mir was dran zu sein. Aber wie heißt es doch so schön: “Alle Sprachge­walt geht vom Volke aus.”
    😉

  38. überschaubare Relevanz

    Reste­bloggen (73)… aber ich find’s empfehlenswert, ob man ihm nun zus­timmt oder nicht …

  39. Mueller

    Wenn man Wikipedia trauen darf — meist ist das so — sind es nicht bloß die Erben, die sich gegen ein Umschreiben gewandt haben, son­dern auch Astrid Lin­gren in ihren alten Tage, als der Aus­druck “Neger” längst (wenig­stens von der jün­geren Gen­er­a­tion) schon als diskri­m­inierend emp­fun­den wurde. Vor diesem Hin­ter­grund fragt sich, ob das Umschreiben im Gegen­satz zum Kom­men­tieren nicht einen Urhe­ber­rechtsver­stoß darstellt. Der Blog­beitrag dif­feren­ziert m. E. nicht hin­re­ichend zwis­chen lit­er­aturgeschichtlich­er Inter­tex­tu­al­ität (da geht alles) und dem Recht auf geistigem Eigen­tum (da geht nach deutschem Recht bis 70 Jahre nach dem Tod des Autors sehr wenig).

  40. susanna

    Ich habe jet­zt nur den Artikel und nicht die gesamten anderen Kom­mentare gele­sen, aber hän­genge­blieben bin ich gle­ich an ein­er sehr frühen Stelle:
    Der Ver­lag betont außer­dem, dass Astrid Lind­gren „tol­er­ant und allem Frem­den gegenüber aufgeschlossen war“, dass ihre Büch­er „Liebe und Ver­ständ­nis gegenüber allen Men­schen“ trans­portieren und von einem „human­itären Anspruch“ charak­ter­isiert sind.
    Das Prob­lem ist ja, dass sie sich wahrschein­lich dafür hielt und es wahrschein­lich im Ver­gle­ich zu ihren Zeitgenossen auch war, dass aber sie aber aus heutiger Sicht sich sehr stark patro­n­isierend und her­ablassend ver­hält. Die Vorstel­lung von Süd­see­be­wohn­ern, die einen Weißen automa­tisch zum König machen, ist heutzu­tage unmöglich, wurde damals aber nicht in Frage gestellt. Dass man das Wort “Neger” durch ein anderes erset­zt, kann dies nicht wettmachen.
    Das heißt, aus heutiger Sicht dürfte man zumin­d­est den drit­ten Band über­haupt nicht mehr drucken…
    Ich glaube übri­gens nicht, dass die Geschicht­en um Pip­pi zeit­los sind. Annikas Mut­ter, die selb­stver­ständlich nicht beruf­stätig ist, aber ein Dien­st­mäd­chen hat, der Kauf­mannsladen, der Jahrmarkt mit dem “starken Mann” — das alles gehört offen­sichtlich nicht in unsere Zeit, son­dern in eine frühere Epoche.
    Ich muss geste­hen, dass ich Schwierigkeit­en mit dem Verän­dern von Werken habe (Möglichkeit 1), auch mit sprach­lichen Verän­derun­gen wie “Schwarze” statt “Neger”. Das Wort “Neger” drückt ger­ade die her­ablassende Sichtweise auf schwarze Men­schen aus, die die Geschichte kennze­ich­net. Für mich wird eine solche Geschichte dann zu einem his­torischen Doku­ment. Ich würde also grund­sät­zlich Möglichkeit 2 bevorzu­gen. Die Frage ist: wie kann Möglichkeit 2 so aus­ge­führt wer­den, dass sie für fün­fjährige Kinder, oder auch für achtjährige Kinder angemessen ist? (und die eventuell auf die Mitar­beit vor­lesender Eltern ver­trauen muss.)
    Vielle­icht reicht es auch, sich eine Möglichkeit auszu­denken, die für achtjährige Kinder angemessen ist — ein fün­fjähriges Kind ist nicht ein für alle­mal “geprägt” (war ich ja auch nicht, und ich habe die Büch­er in ihrer alten Form gele­sen). Wenn das achtjährige Kind dann noch ein­mal kri­tisch reflek­tiert, was es mit fünf naiv genossen hat, ist ja auch eine Menge gewonnen.
    (Und jet­zt lese ich die anderen Kommentare.)

  41. hinterwald

    mich gruselt es
    wenn ich mir vorstelle, in mein­er jugend hätte es nicht im deutschbuch eine geschichte gegeben, in der _zigeuner_ einen igel in lehm ein­rollen und über dem feuer rösten. diese geschichte incl. des darin ver­wen­de­ten wortes hat­te bei mir jeden­falls eine nach­haltige wirkung — ich fand “zige­uner” roman­tisch, obwohl alle um mich herum beton­ten, wie wichtig es wäre, die wäsche von der leine zu holen, wenn sich die ersten blick­en liessen.
    ich sage heute noch “zige­uner” und ich sage “negerkuss” und keine PC-polizei der welt wird mich davon abhalten.
    im moment komme ich mir vor, als hätte mich jemand in orwell’s “1984” ver­set­zt — da sind also leute damit bechäftigt, dinge aus büch­ern und fil­men zu löschen, die sie für“nicht kor­rekt” hal­ten — und stelle mir livius vor, wenn erst die ganze unzivil­isierten kriegstreiber zugun­sten ein­er pazi­ifizierten welt her­aus­gestrichen wurden …
    was bitteschön ste­ht im ORIGINAL? ste­ht da “neger”? wenn ja, dann sollte da auch in der über­set­zung “neger” ste­hen, alles andere ist kleinkari­ert­er mist.
    wer nicht in der lage ist, sein kind beim vor­lesen beim auf­tauchen des wortes “neger” in ein kleines gespräch zum the­ma zu ver­wick­eln und ihm klar zu machen, daß es men­schen gibt, die diese worte her­ab­würdi­gend ver­wen­den, das wort selb­st es aber nicht ist, dem ist eh nicht zu helfen und er sollte lieber walt dis­ney filme mit ihm gucken.
    was für eine elende debat­te. ich ver­ste­he langsam das hys­ter­ische gekreisch neokon­ser­v­a­tiv­er, die vor zu viel “PC” war­nen. ich jeden­falls möchte nicht von ein­er PC-nan­ny betreut werden.

  42. David

    im moment komme ich mir vor, als hätte mich jemand in orwell’s “1984” versetzt

    Lesen Sie das Buch doch erst mal, bevor Sie sowas schreiben.

  43. Thomas Schmidt

    Kenn wir das nicht schon?
    Ich will ja nicht kri­tisch erscheinen… aber ihre Methodik ist auch eine, wenn nicht sog­ar sehr heftige Form von Ras­sis­mus: Das unbe­d­ingte Bere­ini­gen von poli­tis­ch­er Unko­r­rek­theit führt dazu, orginale Werke zu ver­stüm­meln und ein­er Maxime der der Weich- und Gle­ich­macherei zu unter­w­er­fen… wird sehr gerne in Dik­taturen, unfreien Sys­te­men und son­sti­gen For­men der Unter­drück­ung genom­men, Gedankengut zu bere­ini­gen und anzu­passen… DA schüt­telt es mich.

  44. Studierendenfutter

    Euphemism tread­mill
    1986

    Heute würde man „Schwarze“ sagen.

    1995

    Heute würde man „Far­bige“ sagen.

    2005

    Heute würde man „col­ored Peo­ple“ sagen.

    2011

    Heute würde man „Peo­ple of Col­or“ sagen.

    2020

    Heute würde man diesen Umstand nicht benennen.

  45. Felix Rauch

    @susanna
    “Die Vorstel­lung von Süd­see­be­wohn­ern, die einen Weißen automa­tisch zum König machen, ist heutzu­tage unmöglich, wurde damals aber nicht in Frage gestellt.”
    Auch wenn die meis­ten aufgek­lärten Europäer es ungern hören: In Afri­ka gibt es auch heute noch immer wieder Fälle, wo Weiße zu Köni­gen von “einge­bore­nen” Stäm­men gekrönt wer­den. Mir ist per­sön­lich die Geschichte des ehe­ma­li­gen Bun­destagsab­ge­ord­neten Klaus Thüs­ing, einem Brud­er im Geiste von Efraim Langstrumpf, bekan­nt, der sich vor Jahren zum König eines Volkes in Ghana krö­nen ließ (auf aus­drück­lichen Wun­sch der betrof­fe­nen Unter­ta­nen wohlge­merkt). Finde lei­der nur einen sehr ober­fläch­lichen Internetbeleg:
    http://www.buchladen46.de/…1&archive=2009–03

  46. stan

    @ ander­er daniel: Sie reden noch von Gruppe. Ein Kom­men­ta­tor zu dem ersten Langstrumpf — Beitrag von A.S. wird deut­lich­er, indem er das Wort “Volk” benutzt. Das Volk der Neger? Ich würde mich tot­lachen, wenn es nicht so trau­rig wäre.
    @ A.S.
    …böse gesagt geht es um ein hyper­ak­tives Kind, das unfähig ist, sich zu konzen­tri­eren oder pro­duk­tiv in soziale Zusam­men­hänge einzubrin­gen und dessen Vater sich vor sein­er Ver­ant­wor­tung für das Kind mit Kof­fern voller Gold freikauft.
    Danke! Sel­ten eine bessere Charak­ter­isierung von P.L. gelesen.
    Ganz all­ge­mein: Ich finde es inter­es­sant, dass so viele Men­schen nicht nur auf ein Wort nicht verzicht­en kön­nen, son­dern sich auch noch mit Hän­den und Füßen gegen den Verzicht wehren. Kein Schwarz­er will “Neger” genan­nt wer­den, aber p.c. — mäßig oder nicht aus­ge­drückt klingt das heute so: “Ich lasse mir von dir scheiß dunkel­häutigem Mit­bürg­er afrikanis­ch­er oder sonst­welch­er Herkun­ft nicht meinen Sprachge­brauch vorschreiben!”

  47. Thomas R.

    @A.S.
    “zum Beispiel, dass es doch ver­dammt nochmal ein Wort geben dür­fen muss, das eine bes­timmte Unter­menge von Men­schen auf­grund ihrer wahrgenomme­nen Haut­farbe in eine ein­heitliche Kat­e­gorie wirft.”
    Sie argu­men­tieren, dass es in ein­er per­fek­ten Welt keine Worte bräuchte für zufäl­lige Teil­men­gen der Men­schheit, und da haben Sie sich­er recht.
    In der Real­ität sehe ich das lei­der anders. Es ist wahr, dass diese Teil­men­gen eine Gefahr für jed­er­manns Denken sind, weil sie dazu ver­leit­en, anzunehmen, die Mit­glieder der Teil­menge teil­ten noch andere Eigen­schaften als die eine zufäl­lige, die sie eben zum Teil der Menge macht.
    Aber sie vergessen dabei eine Eigen­schaft, die sie automa­tisch immer teilen: Die Reak­tio­nen der restlichen Welt, die nicht so denkt.
    Wenn irgend­wo auf der Welt Völk­er­mord stat­tfind­et, Ungle­ich­heit herrscht, Sys­temge­walt die Regel ist, dann muss man anerken­nen, dass sich das häu­fig gegen eine Gruppe richtet, die nur durch Herkun­ft oder Haut­farbe geeint wird.
    Wenn ich nun also sage: “In Land X ver­di­ent ein Schwarz­er nur halb so viel wie ein Weißer” oder “In Land Y ist die Chance für einen Schwarzen z‑mal höher als für einen Weißen, für ein Ver­brechen die Todesstrafe zu bekom­men”, dann erkenne ich schon die Notwendigkeit von Worten, die die Men­schheit­steil­men­gen “mit heller Haut” und “mit dun­kler Haut” beschreiben.

  48. Helmut Wicht

    Men­gen­lehre
    Erstens bilden Men­schen von sich aus Men­gen, um sich von anderen abzu­gren­zen und (Gruppen-)Identitäten zu find­en. Zu diesem Zweck verän­dern sie sog­ar Köper­me­rk­male, um ein men­gen­typ­is­ches, sie von anderen Men­schen­men­gen unter­schei­den­des Merk­mal zu erzeu­gen (Tat­toos, Beschnei­dung etc.)
    Zweit­ens tra­gen Men­schen von Natur aus kör­per­liche Merk­male, die es erlauben, Teil­men­gen zu unter­schei­den: Kinder, Erwach­sene, Greise, Frauen, Män­ner, Dicke, Dünne, Grosse, Kleine. Die Unter­schei­dung dieser Teil­men­gen ist trotz aller “PC” sin­nvoll. Ich zum Beispiel möchte nicht 40 “Men­schen­ho­sen” anpro­bieren, bevor ich die eine Hose für den mit­teldick­grossen Mann finde.
    Drit­tens ist es unbe­strit­ten, dass man mit dem Ter­mi­nus “Schwarz­er, Neger, Far­biger” (was auch immer) eine genetisch extrem het­ero­gene, wenn nicht gar DIE het­ero­gen­ste Men­schen­gruppe beze­ich­net (evol. Anthro­pol. -> “out of Africa”). Biol­o­gisch ist das eine hirn­ris­sige Kategorie/Menge. Das ändert aber nichts daran, dass die amerikanis­chen Schwarzen selb­st, ganz selb­stver­ständlich, das Merk­mal “schwarz” zur Selb­stab­gren­zung gewählt haben. Black Pow­er, Black Mus­lims, Black Pan­thers, Black Peo­ple of Amer­i­ca (etc.).
    Viertens ist es eben­so unbe­strit­ten, dass es auch durch kör­per­liche Merk­male, die keineswegs “zufäl­lig” oder “selb­st­gewählt” sind, definier­bare Men­schen­grup­pen gibt, deren Abgren­zung voneinan­der Sinn hat. Das reicht von (über­lebenswichti­gen) Triv­ia wie “Träger der Blut­gruppe A”, bis zu (wis­senschaftlichen) Non-Triv­ia, wie etwa der Frage, ob der “Hob­bit”, dessen Knochen kür­zlich auf Flo­res gefun­den wur­den, eine eigene Zwergform (Art?) des Homo sapi­ens war.
    Was soll mir also der sprach­liche Ein­heit­skleis­ter vom “Men­schen”?
    Men­schen sind es alle­mal, Grup­pen­bil­dung und Dif­feren­zierung ist natür­lich und notwendig. Stre­it­en kön­nen wir darüber, ob BESTIMMTE Grup­pen resp. Merk­male, die man als Definiens her­anzieht, Sinn haben. Und welchen Sinn sie haben.

  49. Achim

    Kirche im Dorf lassen
    Als Kind habe ich Pip­pi Langstrumpf geliebt, allerd­ings fand ich den drit­ten Band schon immer sehr schwach im Ver­gle­ich zu den anderen. Nicht nur wegen des darin enthal­te­nen Ras­sis­mus, son­dern auch son­st. Das übliche Fort­set­zung­sprob­lem. Lind­grens übrige Büch­er sind ja auch nicht unprob­lema­tisch, und wed­er die “Brüder Löwen­herz” noch “Mio mein Mio” würde ich heute empfehlen. Bei Ron­ja bin ich hin- und herg­eris­sen, auf der Pos­i­tivliste ste­hen eigentlich nur noch “Michel aus Lön­neber­ga” (der im Orig­i­nal übri­gens Emil heißt) und die Bullerbü-Bücher.
    Man sollte diese Büch­er nicht verän­dern. Die her­ablassende Sicht auf Nich­teu­ropäer ist in der Geschichte drin und wird durch den Aus­tausch eines Worts auch nicht geheilt, son­dern eher getarnt. Man kann Kindern das dur­chaus erk­lären, ich habe beim Lesen von Kinder­büch­ern viel erk­lärt bekom­men. (Auch bei uns gab es noch viele Kinder­büch­er von den Eltern, d.h. aus den 20er und 30er Jahren.) Ich habe allerd­ings Pip­pi Langstrumpf oder auch Emil Tis­chbein nicht mit 5 vorge­le­sen bekom­men, son­dern irgend­wann in der Grund­schulzeit selb­st gele­sen. Ich halte auch nichts davon, Fün­fjähri­gen “Urmel aus dem Eis” vorzulesen.
    Dadurch, dass wir nicht mehr “Neger” sagen, ändert sich nicht die Hal­tung diesen Men­schen gegenüber. Und die Euphemis­mus-Tret­müh­le hat ja schon bizarre Blüten getrieben: Irgend­wann war “Far­bige” nicht mehr erlaubt, und manch beflis­sener Anti­ras­sist meint jet­zt, “Men­schen of colour” sagen zu müssen. Als wenn es auf Englisch bess­er wäre 🙂
    In Mark Had­dons Roman “The Curi­ous Inci­dent of the Dog in the Night-Time” ste­ht ein autis­tis­ch­er Junge im Mit­telpunkt. Er geht auf eine Sonder^H^H^H^H^H^HFörderschule für “chil­dren with spe­cial needs”. Jet­zt dür­fen alle rat­en, was die anderen Kinder rufen, wenn die Förder­schüler über die Straße laufen…
    Und Sprache als Werkzeug ist immer auch auf Ökonomie bedacht, weswe­gen die Ver­wen­dung von Aus­drück­en wie “behin­derte Men­schen”, “Men­schen afrikanis­ch­er Herkun­ft” etc. sich wohl wirk­lich nie ganz durch­set­zen wird.

  50. Joe Dramiga

    @Anatol
    Als jemand der sich sein Leben lang mit diesem schlim­men Wort auseinan­der­set­zen muss, erst­mal Danke dafür, dass Du den Mut oder die Lust hast dich mit diesem unan­genehmen The­ma auseinan­derzuset­zen. Als Kind dachte ich, dass dieses Wort nur für Schwarze unan­genehm ist (milde aus­ge­drückt). Heute weiß ich, dass es auch für Weiße unan­genehm ist, näm­lich in zweier­lei Hin­sicht: Den einen ist es unan­genehm, weil sie sich Fremd­schä­men, den anderen ist es unan­genehm, weil man ihnen etwas, in frühen Kind­heit­sta­gen lieb gewonnenes, weg­n­immt. Wahrschein­lich hat dieses Wort für Sie so etwas Anheimel­ndes und Ver­trautes wie Omas Erd­beerkuchen mit frisch­er Schlagsahne. Dabei sind Let­ztere sich nicht bewusst, dass das, dessen Gebrauch sie für so nor­mal wie den Kaf­fee am Früh­stück­stisch hal­ten, in Wirk­lichkeit auf einem Priv­i­leg beruht, dass vor Jahrhun­derten durch Ras­sis­mus und Impe­ri­al­is­mus in der Welt ver­bre­it­et wurde. Wer möchte schon gerne diese Priv­i­legien aufgeben? Das ist der Grund, warum manche sich so mit Klauen und Zäh­nen dage­gen wehren, diesen dif­famieren­den Begriff aufzugeben. Es hängt für sie eben sehr viel daran. Und wer sagt Ihnen, dass es in manchen Orten der Welt am Mor­gen keinen Kaf­fee und erst recht kein Früh­stück gibt. Ras­sis­mus aufgeben ja, aber nicht die damit ver­bun­de­nen Priv­i­legien. Wasch mich, aber mach mich nicht nass. Ich schreibe dieses Wort, wenn es denn unbe­d­ingt sein muss, über­haupt nur noch mit Anführungszeichen.

  51. Achim

    Ich habe allerd­ings Pip­pi Langstrumpf oder auch Emil Tis­chbein nicht mit 5 vorge­le­sen bekom­men, son­dern irgend­wann in der Grund­schulzeit selb­st gelesen. 

    Sollte heißen: “Ich habe allerd­ings Pip­pi Langstrumpf oder auch Emil Tis­chbein nicht mit 5 beim Vor­lesen ken­negel­ernt, son­dern irgend­wann in der Grund­schulzeit durchs Sel­ber­lesen.” Wenn man hier Kom­mentare edi­tieren könnte…

  52. Sophie Lang

    Astrid Lind­grens Humanismus?
    Auch ich kann mich denen anschliessen, die Astrid Lind­grens Human­is­mus nicht glob­al lobpreisen.
    Ich denke nicht, dass sie durch und durch von Human­is­mus geprägt war. Ich denke, sie wollte das Ver­ständ­nis für Kinder stärken, was damals sich­er drin­gend notwendig war. Pip­pi ist daher auch eine ide­al­isierte überze­ich­nete Kinder­fig­ur, die aufzeigen sollte, dass man an (dur­chaus spez­i­fis­chem) kindlichem Ver­hal­ten Pos­i­tives sehen sollte. Zu diesem Ver­hal­ten gehörte ganz grundle­gend die Pro­voka­tion — und so sehe ich auch die Taka-Tuka-Pas­sage. Dass diese Pro­voka­tion im Laufe der Jahre durch die gesellschaftliche Änderung ohne ihr Zutun größer wurde, mag Astrid Lind­gren gefreut haben oder nicht, dadurch, dass andere von Pip­pis Pro­voka­tio­nen heute nicht mehr auf­fall­en, kann ich mir aber vorstellen, dass sie darauf bestanden hat, dass sie zu bleiben hat.
    Und tat­säch­lich hat Pro­voka­tion als Kinder- und Jugendlichen­recht inzwis­chen völ­lige gesellschaftliche Akzep­tanz — aber bei weit­em nicht alle Kinder sind von sich aus provokant.
    Durch und durch human­is­tis­che Kinder­büch­er auch für 5‑jährige aus inzwis­chen schon dur­chaus his­torisch­er Zeit finde ich bei Mira Lobe, die lei­der viel weniger gehypt wird.
    Die meis­ten, die von Astrid Lind­gren und ihren Werken begis­tert sind und ihren Kindern kaufen (Ama­zon-Best­sellerlis­ten wer­den nicht von Kindern gemacht son­dern deren Eltern), haben ihre Prä­gung wohl weniger aus den Orig­i­nalen, son­dern von den Fil­men und Serien. Und die sind — im Ver­gle­ich zu den Büch­ern — deut­lich weichgespült.
    Auch meine Mut­ter war von Pip­pi wenig begeis­tert, und ich hab ihr so lange wider­sprochen, bis ich das Buch selb­st gele­sen hat­te — kurz bevor ich es meinen eige­nen Kindern vor­lesen wollte.
    Andere ihrer Büch­er finde ich auch schw­er erträglich, wie etwa Karls­son vom (auf dem?) Dach, wieder andere jedoch harm­los bis fade, die Ver­gan­gen­heit verk­lärend, Ferien­lek­türe halt, wie etwa die Kinder aus Büller­bü. Wieder andere, wie Kalle Blomquist, sind span­nend, würde ich aber auch nicht als beson­ders päd­a­gogisch wertvoll einstufen.
    Bei uns ste­hen ein paar Astrid-Lind­gren-Büch­er im Regal, wur­den aber bish­er von meinen Kindern nicht gele­sen. Soll­ten sie sie ein­mal zur Hand nehmen, würde ich sie ihnen nicht ver­bi­eten, da ich denke, dass sie dadurch nicht ver­bo­gen wür­den (Ich habe in mein­er Jugend in der Ferien-Verzwei­flung alle “Trotzkopf” aus dem Ver­mächt­nis mein­er Tante gele­sen, und habe mich fürchter­lich geärg­ert, aber trotz­dem weit­erge­le­sen, und es hat mein Welt­bild nicht verän­dert 😉 ). Ich werde sie ihnen aber auch nicht à la “Weltlit­er­atur, muss man lesen” aufzwingen.
    Ich habe es bish­er meis­tens so gehal­ten, dass ich die Büch­er mein­er Kinder zuerst selb­st gele­sen habe, und würde das auch allen empfehlen. Dann müsste man Pip­pi Langstrumpf gar nicht ver­bi­eten. Sie würde ein­fach san­ft entschlum­mern, so gut ist nicht.

  53. Felix Rauch

    Real­satire Asta FU
    “Mai 2009, Vor­lesung der Semitistik/Arabistik am Fach­bere­ich Geschichts- und Kul­tur­wis­senschaften der Freien Uni­ver­sität Berlin. Für eine in Äthiopi­en behei­matete Gruppe benutzt der weiße Pro­fes­sor das N‑Wort. Nur eine von ca. 60 Studieren­den protestiert gegen diese abso­lut inakzept­able, ras­sis­tis­che Äußerung.”
    http://www.astafu.de/…fdahlem/nr10/content/text2

  54. Ute

    Wer möchte schon gerne diese Priv­i­legien aufgeben? Das ist der Grund, warum manche sich so mit Klauen und Zäh­nen dage­gen wehren, diesen dif­famieren­den Begriff aufzugeben. Es hängt für sie eben sehr viel daran.”
    Selb­st wenn das beim Begriff “Neger” eventuell vielle­icht(!) in Einzelfällen zutr­e­f­fen sollte, trifft diese The­o­rie aber eben nicht mehr auf die Ersatz-Begriffe zu, die das Wort “Neger” sei­ther in bunter Folge erset­zt haben — und inzwis­chen (bis auf den jew­eils aktuellen) eben­falls ver­pönt sind. Da ist dann nix mit mehr “liebge­wonnenen Priv­i­legien”, die man nicht aufgeben will. Da ist ein­fach immer wieder nur ein Begriff, der gestern akzept­abel und sog­ar erwün­scht war, und heute plöt­zlich nicht mehr.
    Jemand, der so einen Begriff über Jahre oder gar Jahrzehnte benutzt hat und dessen Ein­stel­lung gegenüber “Them Who Must Not Be Named” vol­lkom­men in Ord­nung war und immer noch ist, ste­ht dann plöt­zlich als Diskri­m­inier­er da, nur weil er ein Wort benutzt, das aus der Mode gekom­men ist oder vielmehr aus der Kollek­tion genom­men wurde.
    Nehmen wir der Ein­fach­heit hal­ber nochmal das Beispiel der Hil­fs-Son­der-Förder­schule. Die Schulen sind immer noch die sel­ben, ihre Auf­gabe auch und ihre Ziel­gruppe eben­so. Und genau deshalb wird es nichts nützen, immer wieder neue Begriffe zu erfind­en. Denn wer “Those Who Must Not Be Named” als Men­schen zweit­er Klasse betra­chtet, wird das auch dann noch tun, wenn das näch­ste und übernäch­ste Wort gefun­den und zum poli­tisch kor­rek­ten Stan­dard erhoben ist.
    Für eine Weile kön­nen die echt­en Diskri­m­inier­er dann sich und ihre Hal­tung hin­ter diesem neuen Begriff ver­steck­en, bis der Kon­text, in dem sie es benutzen, ihre wahre Hal­tung ent­larvt. Und wenn das aktuell poli­tisch kor­rek­te Mod­e­wort sich oft genug in inakzept­ablen Kon­text wiederge­fun­den hat, wird es qua­si zum Sün­den­bock für die dahin­ter ste­hende Ein­stel­lung. Es wird in die Wüste geschickt und ein neues muß her. Etc. ad infini­tum. _Das_ ist meines Eracht­ens doch das eigentliche Problem.
    Und genau deshalb habe ich eben kein Prob­lem damit, meinem Kind ein Buch vorzule­sen, in dem das Wort “Neger” vorkommt. Weil ich weiß, wie ich und mein per­sön­lich­es Umfeld zu den Men­schen ste­hen, die mit diesem Wort und all seinen tem­porär poli­tisch kor­rek­ten Nach­fol­gern gemeint sind. Daß ich natür­lich mein Kind über den Euphemis­mus-Teufel­skreis aufk­läre und ihm von der eige­nen Benutzung des Wortes abrate, damit es keinen Ärg­er bekommt, ste­ht auf einem anderen Blatt.
    Und noch etwas vergißt evtl. der eine oder andere: Was, wenn die Kinder dann sel­ber lesen kön­nen und merken, daß die Erwach­se­nen jahre­lang herumzen­siert haben? Sag mir bitte nie­mand, dann seien die Kinder ja alt genug, um es zu ver­ste­hen. Immer mehr Kinder kön­nen schon vor der Schule lesen, und selb­st wenn nicht, hat man vielle­icht ger­ade mal ein Jahr gewon­nen. Was dann?
    Klar bleibt dann zumin­d­est in der The­o­rie die oben angeregte Ver­ban­nung vom Bücher­markt. Nur wird das wohl in der Form tat­säch­lich nur über einen Index funk­tion­ieren. (Siehe oben.) An den sich aber der Rest von Europa im Fall eines Fall­es wahrschein­lich auch nicht hal­ten wird. Dann kaufen die Eltern die liebge­wor­de­nen Geschicht­en aus ihrer Kind­heit halt als Re-Import aus Öster­re­ich oder der Schweiz, während die echt­en Ras­sis­ten sich weit­er­hin fröh­lich hin­ter dem jüng­sten Mode­be­griff ver­steck­en. Glückwunsch…

  55. Daniel

    @A.S.
    Ich habe “ver­ban­nen” extra in Anführungsze­ichen geschrieben, daran ist eigentlich nichts missver­ständlich. Es sei denn man ver­sucht absichtlich das falsch zu verstehen.
    @Joe Dramiga
    Inter­es­sante Sichtweise! Ich sehe da noch 2 weit­ere Aspek­te des Behar­rens auf dem Wort “Neger”:
    1. Hat man das Buch selb­st (vor)gelesen und sich nicht weit­er am Wort Neger gestört, empfind­et man den Hin­weis auf die diskri­m­inierende Bedeu­tung des Wortes ver­mut­lich leicht als Angriff auf sich selbst.
    2. Das Zusam­men­leben mit Schwarzen und die Erfahrung von damit ggf. auftre­ten­dem Ras­sis­mus sind für den Durch­schnitts­deutschen kein Teil der realen Lebenswelt.
    Ich glaube nicht, dass jemand der einen schwarzen Freund/Kollegen/Bekannten hat sich diesem gegenüber hin­stellen würde und von den Nachteilen der Euphemis­mus­müh­le faseln würde, weswe­gen man ihn in Zukun­ft als Neger beze­ichen wolle. Wer Ander­s­far­bige nur aus dem Fernse­hen ken­nt, ist eben nicht zwan­sweise sen­si­bil­isiert dafür, was das Wort Neger alles Neg­a­tive impliziert und wie es einem “Betrof­fe­nen” aufgenom­men wer­den würde.

  56. Berufebilder

    Pip­pi Langstrumpf, Glück, Eliten & die Pri­vatisierung der Öffentlichkeit… Pipi Langstrumpf eines der besten Kinder­büch­er – auch weil es im Gegen­satz zu vie­len anderen ein selb­st­be­wusstes, unkon­ven­tionelles Frauen­bild ver­mit­telt, das sein­er Zeit weit voraus war …

  57. Klausi

    Mäd­chen­it­er­atur
    Pip­pi Langstrumpf wurde und wird eh nur von Mäd­chen gele­sen, interssiert(e) also nur etwa die Hälfte der Men­schheit. Für einen Jun­gen wie mich war damals, und ist die Haupt­fig­ur für die Jung’s von heute ver­mut­lich auch noch, eine völ­lig unmögliche, ja unvorstell­bare Per­son. Man bedenke, ein Mäd­chen will in den Geschicht­en stärk­er als ein Junge sein! Das gibt es doch gar nicht, denkt sich beim Lesen doch ein jed­er vor­pu­bertär­er Knabe, stellt das Lesen augen­blick­lich ein und schüt­telt ver­ständ­nis­los den Kopf! Sollen doch die Mäd­chen den Quatsch glauben, ich tu das nicht! Enteilt — und ver­passt neben­bei sein­er Schwest­er einen ger­ade noch fre­und­schaftlich gemein­ten, aber dur­chaus kräfti­gen Schubser.

  58. Dierk

    @Klausi
    Käse. Nicht IHRE per­sön­liche Geschichte, aber die all­ge­meine Aus­sage. Pip­pi Langstrumpf — alle drei Büch­er in einem Sam­mel­band — war das erste richtige Buch, das ich selb­ständig [und mehrfach] las. Als ich in die Schule kam, hat­te ich es schon 3x gele­sen. Dann fing ich — klausigemäß — mit Karl May an.
    In diesem Zusam­men­hang notwendi­ge Info: Ich bin kein Weibchen, son­dern habe dick Haare auf der Brust*.
    *Für die Ern­st­nehmer: Das ist ein satirisch­er Seit­en­hieb auf übliche Geschlechter­bilder [und wahr].

  59. Joe Dramiga

    @Ute Euphemis­mus und sprach­liche Diskrim
    “Jemand, der so einen Begriff über Jahre oder gar Jahrzehnte benutzt hat und dessen Ein­stel­lung gegenüber “Them Who Must Not Be Named” vol­lkom­men in Ord­nung war und immer noch ist, ste­ht dann plöt­zlich als Diskri­m­inier­er da, nur weil er ein Wort benutzt, das aus der Mode gekom­men ist oder vielmehr aus der Kollek­tion genom­men wurde.”
    1. Dann war dessen Ein­stel­lung gegenüber diesen eben nicht in Ord­nung, denn son­st würde er sie nicht so nen­nen — und das obwohl er weiß das die Betrof­fe­nen nicht so genan­nt wer­den sollen.
    2. Wir haben August 2011 anno domi­ni. Nicht nur das Wort ist aus der Mode gekom­men, son­dern auch der Ras­sis­mus, hoffe ich zumin­d­est immer noch.
    “Daß ich natür­lich mein Kind über den Euphemis­mus-Teufel­skreis aufk­läre und ihm von der eige­nen Benutzung des Wortes abrate, damit es keinen Ärg­er bekommt, ste­ht auf einem anderen Blatt.”
    Damit sagst Du ja ger­ade deinem Kind, dass ein Men­sch mit dun­kler Haut­farbe etwas Schlecht­es ist, welch­es zur Beschrei­bung, die Ver­wen­dung von beschöni­gen­den Begrif­f­en notwendig macht, weil dein Kind son­st wenn es die Dinge “beim Namen nen­nt” sozial geächtet wird.
    Deine einzige Moti­va­tion das Wort nicht zu benutzen ist also nur die soziale Äch­tung die Du für dein Kind fürcht­est, nicht die Ver­mei­dung sprach­lich­er Diskri­m­inierung der Men­schen dun­kler Haut­farbe. Dabei ist Diskri­m­inierung doch die größte Äch­tung die ein Men­sch von der Gesellschaft erfahren kann. Deshalb sollte das eigentlich der wahre Moti­va­tion­s­grund sein. Nun gut, es hat nicht sollen sein.

  60. Ute

    1. Dann war dessen Ein­stel­lung gegenüber diesen eben nicht in Ordnung,”
    Falsch. Im Übri­gen ist es ein Unter­schied, ob ich in einem Buch von Anno Tobak einen Begriff als qua­si his­torisch toleriere und meinem Kind erläutere, oder ob ich einen Mit­men­schen heute “Neger” nenne. Wo ste­ht denn bitte, daß ich das je tun würde?
    “Damit sagst Du ja ger­ade deinem Kind, dass ein Men­sch mit dun­kler Haut­farbe etwas Schlecht­es ist, welch­es zur Beschrei­bung, die Ver­wen­dung von beschöni­gen­den Begrif­f­en notwendig macht, weil dein Kind son­st wenn es die Dinge “beim Namen nen­nt” sozial geächtet wird.”
    Ach was? Das ist mir nun aber völ­lig neu. Mit welchem Wort­laut ich meinem Kind sowas erk­läre, dürfte Ihnen wohl kaum bekan­nt sein. Zur Info: “Die möcht­en nicht so genan­nt wer­den” kam darin vor. “Die sollen sich nicht so anstellen, diese Hal­baf­fen” hinge­gen keines­falls. Soweit alles klar jetzt?
    Solche halt­losen, wild abgeleit­eten Unter­stel­lun­gen liebe ich ja mal wieder… Tolle Diskus­sion­s­grund­lage, vie­len Dank. Und tschüß.

  61. Carolin Liefke

    Beze­ich­nun­gen
    Kann es sein, daß unsere Gesellschaft ein generelles Prob­lem damit damit hat, anderen Volks­grup­pen, Min­der­heit­en etc. einen konkreten Namen zu geben? So zumin­d­est kommt es mir vor.
    Daß “Neger” tabu ist, wurde mir erzieherisch mit auf den Weg gegeben. “Schwarz­er”? Geht auch nicht. “Men­schen mit dun­kler Haut­farbe”? Jet­zt wirds aber langsam umständlich.
    Meine ganz konkrete Frage an jeman­den wie Joe wäre daher: Wie beze­ich­net er sel­ber — völ­lig wert­frei — Men­schen mit dun­kler Haut­farbe, wenn er sie von hell­häuti­gen Men­schen oder Asi­at­en abgren­zen möchte, und zwar wenn möglich in einem Wort?
    Beze­ich­nun­gen für Bevölkerungs­grup­pen, Anhänger von Reli­gio­nen, Min­der­heit­en usw. wer­den im All­ge­meinen nicht von den­jeni­gen geprägt, die damit beze­ich­net wer­den, son­dern eben von anderen Leuten, die sich sel­ber gegen diejeni­gen abgren­zen möcht­en. Demzu­folge sind solche Beze­ich­nun­gen häu­fig mit Anfein­dun­gen, Beschimp­fun­gen oder eben auch Unter­drück­ung zu bringen.
    Ich beze­ichne einen dunkel­häuti­gen Men­schen nicht als Neger, weil der­jenige es als her­ab­würdi­gend empfind­en wird. Das heißt aber noch lange nicht im Umkehrschluß, daß jemand der einen dunkel­häuti­gen Men­schen als Neger beze­ich­net das auch automa­tisch abw­er­tend meint.
    ich habe es beim let­zten Beitrag schon geschrieben, warum muß ein Wort auf ewig mit dem Label “poli­tisch inko­r­rekt” auf der schwarzen Liste ste­hen? Viele Homo­sex­uelle sagen heute mit Stolz “Ich bin schwul!” und sprechen damit genau das Wort aus, das noch eine Gen­ra­tion zuvor fast auss­chließlich in abw­er­tender Bedeu­tung genutzt wurde.
    Aber wer weiß. Erin­nert sich noch jemand an die Fernsehserie Time Trax? Der Serien­held wird in der Zukun­ft aus der er stammt und in der die Weißen nicht mehr diejeni­gen sind die mehrheitlich an den Hebeln der Macht sitzen als “Blan­co” beschimpft. Vielle­icht kehren sich die Ver­hält­nisse also auch ein­fach um.
    Ich hänge jeden­falls nicht an irgendwelchen “Priv­i­legien” (welche sollen das in Bezug auf Kolo­nial­is­mus eigentlich sein, die ich als in den 80er Jahren Geborene genossen haben soll?), wenn ich einen Kinder­buchk­las­sik­er wed­er zwang­haft der heuti­gen Sprachregelung anpassen, noch ihn eben wegen der Tat­sache, daß er aus ein­er anderen Zeit stammt, radikal aus der Lek­türeliste der heuti­gen Jugend stre­ichen will. Wer das tut, macht es sich mein­er Mei­n­ung nach ein wenig zu ein­fach. Seinem Kind muß er trotz­dem erk­lären, warum es nicht “Neger” sagen darf.

  62. flatolino

    Die Diskus­sion um die Beze­ich­nung des dunkel­häuti­gen Teils der Welt­bevölkerung ist unsäglich wein­er­lich; wie wohl ums Herz macht dage­gen die Reak­tion der Schwulen, die einen ein­deutig pejo­ra­tiv gemein­ten Begriff stolz aufgenom­men und gegen ihre Belei­di­ger gewen­det haben. Ob Neger, Far­bige oder Schwarze: unwürdig und zuhauf gestor­ben wird wie ehe­dem, siehe Soma­lia, während im fer­nen Europa im Rah­men des Anti­ras­sis­mus Kinder­büch­er zen­siert wer­den. Es ist eine Beruf­skrankheit von Intellek­tuellen zu meinen, das Bewusst­sein deter­miniere das Sein, nur weil sie sich mit jen­em beson­ders gut ausken­nen. Wer das Sprach­spiel beherrscht, verbessert damit noch lange nicht die realen Lebens­be­din­gun­gen der Mitspieler.

  63. Schwarzmaler

    Vorschlag zur Güte
    Der Ver­lag gibt in Zukun­ft zwei Ver­sio­nen her­aus: die Stan­dard­ver­sion (poltisch kor­rekt): 9,99 Euro sowie die Orig­i­nalver­sion (höher­w­er­tige “Klas­sikaus­gabe”): 19,99 Euro . Und bei den eBooks läßt sich sich­er ein­fach ein Freis­chalt­code imple­men­tieren, der nach Alter­snach­weis das Lesen des Orig­i­nals ermöglicht.

  64. Ute

    Zitat Car­olin Liefke: “Ich beze­ichne einen dunkel­häuti­gen Men­schen nicht als Neger, weil der­jenige es als her­ab­würdi­gend empfind­en wird. Das heißt aber noch lange nicht im Umkehrschluß, daß jemand der einen dunkel­häuti­gen Men­schen als Neger beze­ich­net das auch automa­tisch abw­er­tend meint.”
    Genau das ist der Punkt. Sin­ngemäß habe näm­lich auch ich mein­er Tochter erk­lärt: “Auch wenn ich weiß, daß du das dann nicht böse meinst, sag nicht “Neger”, son­st wer­den die anderen sauer oder denken schlecht über dich.”
    Ähn­liche Vor­würfe treffen/trafen ja auch mein­er Mut­ter, die sich hüten würde, jeman­den “Hil­f­ss­chüler” zu nen­nen, die aber — mit Ver­laub — von Anfang der 60er bis Ende der 90er Jahre eben offiziell “Son­der­schullehrerin” mit ein­er Aus­bil­dung in “Son­der­päd­a­gogik” an ein­er “Son­der­schule” war. Ich per­sön­lich empfinde es besten­falls als igno­rant, schlimm­sten­falls jedoch als böswillig, ihr deswe­gen — wie oben geschehen — pauschal zu unter­stellen, daß dann zwangsläu­fig auch ihre Ein­stel­lung gegenüber ihren eige­nen Schülern bzw. deren Nach­fol­gern inakzept­abel sein müsse, nur weil sie den neuen Trend nicht berücksichtigt.
    Him­mel, meine Mut­ter ist inzwis­chen über 70 Jahre alt und benutzt eben den Begriff, der ihr zu _ihrer_ aktiv­en Zeit als poli­tisch kor­rek­ter Stan­dard bekan­nt und sog­ar im Behör­den­deutsch ver­ankert war. Sie benutzt ihn, eben _weil_ ihre Ein­stel­lung in Ord­nung ist. Sie hat nur das Pech, nun in der Über­gangszeit zwis­chen zwei Euphemis­men zu leben und nicht sofort und auf der Stelle über die neue Mode informiert gewe­sen zu sein. Kann nach der Pen­sion­ierung ja mal passieren, oder? (Und eben das passiert halt auch beim Euphemis­mus­reigen von “Neger” bis — … ja was eigentlich aktuell? Muß ich wohl alle zwei Wochen googeln, um nur ja nicht als Ras­sist dazustehen.)
    Doch zurück zu den Kindern. Für sie ist der Begriff “Neger” für bes­timmte dunkel­häutige Men­schen erst­mal eben­so wert­frei wie die Beze­ich­nung “Banane” für das entsprechende Obst oder “Fran­zose” für dieses eine unsere Nach­bar­volk. Eine Vok­a­bel auf dem lan­gen Weg zum Spracherwerb.
    Wenn ich meinem Kind dann sage: “Paß mal auf, das Wort “Neger” bedeutet dasund­das, aber sag stattdessen lieber diesund­jenes, weil die Leute das bess­er find­en und anson­sten sog­ar sauer wer­den.” dann frage ich mich, wie in drei Teufels Namen irgend­je­mand zu der Annahme kommt, ich würde meinen Kindern sagen, ein Men­sch mit dun­kler Haut­farbe sei etwas Schlecht­es. Also wirklich…!

  65. D. Schmidt

    @Carolin Liefke Bezeichnungen
    Dass die Frage, wie man die Gruppe der Men­schen mit schwarz­er Haut­farbe nen­nen soll, hier so heftig disku­tiert wird, macht das Diskri­m­inierung­sprob­lem deutlich:
    Eigentlich ist die Haut­farbe für das Zusam­men­leben von Men­schen völ­lig irrel­e­vant. Für Unter­schei­dun­gen, die irrel­e­vant sind, entste­hen nor­maler­weise auch keine Begriffe. Wir haben keine Beze­ich­nun­gen für Blauäugige bzw. Braunäugige; wir haben keine Beze­ich­nun­gen für Men­schen, die größer als 1,70 m bzw. klein­er als 1,70 m sind.
    Wenn man also Men­schen nach Haut­farbe kat­e­gorisiert, sollte man schon sehr genau über­legen, wozu man diese Kat­e­gorisierung vorn­immt. imho macht das genau nur dann Sinn, wenn man über Diskriminierung/Rassismus wg. der Haut­farbe spricht.
    Also ist nicht der Begriff das Prob­lem, son­dern die Tat­sache, dass man über­haupt meint, einen (kat­e­gorisieren­den) Begriff zu brauchen. Und genau das ist auch das Taka-Tuka-Prob­lem, dass man nicht ein­fach mit einem anderen Wort für „Neger“ gelöst bekommt. Man müsste beim Vor­lesen schon aus­führlich­er darüber sprechen, ob sich die Taka-Tuka-Leute tat­säch­lich wesentlich von der Langstrumpf-Crew unter­schei­den und wenn ja, wie.
    Zur Verdeut­lichung: Entsprechen­des gilt nicht für Schwule. Denn bei der Part­ner­suche ist die Unter­schei­dung homo- vs. het­ero­sex­uell rel­e­vant – aber natür­lich nur dort.

  66. Gunnar

    @ Car­olin
    “Ich beze­ichne einen dunkel­häuti­gen Men­schen nicht als Neger, weil der­jenige es als her­ab­würdi­gend empfind­en wird. Das heißt aber noch lange nicht im Umkehrschluß, daß jemand der einen dunkel­häuti­gen Men­schen als Neger beze­ich­net das auch automa­tisch abw­er­tend meint.”
    Manche set­zen vielle­icht auch auf die meist sofort ein­set­zende Empörung ihrer Mit­men­schen. Ich kan­nte mal einen ehrwürdi­gen Pro­fes­sor, der ob ein­er sein­er Arbeits­gruppe zugewiese­nen Auf­gabe in den ver­sam­melten Insti­tut­srat sprach: “das machen meine Neger!” und sich im anschliessenden Empörungsrum­mel prächtig son­nte. Wusste er doch, dass er als einziger in der ver­sam­melten Runde über eine respek­table Anzahl von Diplo­man­den und Dok­toran­den aus afrikanis­chen Län­dern verfügte.

  67. Gunnar

    Haut­far­ben etc.
    Aber abge­se­hen von dies­den Anek­doten. Ich ver­mute das Prob­lem mit den despek­tier­lichen Worten und auch despek­tier­lichen Ansicht­en in dem behan­del­ten Kinder­buch liegt bei vie­len auch darin, dass sie an eben dieses Buch eine liebe Kind­heit­serin­nerung hegen. Es erscheint ihnen wie ein Stück aus ein­er heilen Welt. Und nun soll eben dieses Stück liebge­won­nen­ner heil­er Kind­heitswelt im Nach­hinein als eben nicht ganz so per­fekt und heil erkan­nt wer­den. Da erken­nt man auf ein­mal so etwas wie unschöne Ansicht­en in (wenn auch fik­tiv­en) Per­so­n­en, die man eigentlich liebge­won­nen hat­te. Und das kann dur­chaus sehr weh tun. Man möchte diese Per­o­nen auch wenn sie eben fik­tiv sind) gerne verteidigen.
    Und was das gegen­seit­ige Abgren­zen ange­ht: Ich finde, wir reit­en viel zu sehr auf diesen ober­fläch­lichen Merk­malen herum. Im Nor­mal­be­trieb haben die eigentlich kaum eine Bedeu­tung. Wir charak­ter­isieren uns Einge­borene hier ja auch nicht ständig über die Haar­farbe oder die Augen­farbe. Ich denke, wir soll­ten daher den unter­schiedlichen Haut­far­ben ein biss­chen weniger Bedeu­tung beimessen und aufhören, uns im All­t­ag ständig als “weisse” oder “Schwarze” Men­schen zu titulieren.
    Ich glaube, es gibt auf You­rube eine enst­prechende Rede von Mor­gan Freeman.

  68. Ute

    @Flatolino
    “Wer das Sprach­spiel beherrscht, verbessert damit noch lange nicht die realen Lebens­be­din­gun­gen der Mitspieler.”
    Danke. Und auch der Umkehrschluß gilt: Wer das Sprach­spiel nicht beherrscht, ver­schlechtert damit noch lange nicht die realen Lebens­be­din­gun­gen der Mitspieler.”
    Er hat vielle­icht nur eine Weile nicht mit­ge­spielt oder spielt noch nicht lange genug mit oder ist ein­fach neu auf diesem speziellen Spielfeld.
    Ob nun “Mit­men­schen mit Haut, die stärk­er pig­men­tiert ist als die des durch­schnit­tlichen Kaukasiers” (akzep­tiert? Oder muß ich direkt ins Gefäng­nis, ohne über Los zu gehen und ohne 2000 Euro einzuziehen?), Behin­derte, Homo- und Trans­sex­uelle — bis man da jew­eils die aktuell abge­seg­nete Ter­mi­nolo­gie drauf hat, das ist doch oft genug ein ganz schön­er Eiertanz.
    Wer da bei jedem falschen/veralteten Gebrauch gle­ich schre­it: “Er hat Jeho­va gesagt!” und mit der Steini­gung begin­nt, macht im Grunde auch nichts anderes als Rassisten.

  69. Ute

    @Gunnar
    “Man möchte diese Per­o­nen auch wenn sie eben fik­tiv sind) gerne verteidigen.”
    Nicht unbe­d­ingt die Fig­uren. Son­dern eher die Fähigkeit, sel­ber zu denken, zu analysieren und eine Ein­schätzung zu tre­f­fen, ob ein Buch mein Kind indok­triniert oder nicht. Oder ob es mich indok­triniert hat oder nicht.
    Auf der einen Seite fordert man, selb­st zu denken, Ras­sis­mus zu ächt­en, sich eine informierte Mei­n­ung über Geschichte und Gegen­wart zu bilden — und auf der anderen Seite ent­mündigt man den Bürg­er, ent­fer­nt sub­jek­tiv uner­wün­schte Infor­ma­tio­nen und schreibt ihm vor, wie er etwas vorzule­sen hat, das so nicht immer da ste­ht. Das geht nicht, finde ich. Entwed­er bin ich ein mündi­ger, freier Bürg­er und kann selb­st bes­tim­men, wie ich mit “his­torischen” Doku­menten umge­he und was ich meinen Kindern wie vor­lese, oder ich bin es eben nicht.
    Ein bißchen mehr Zutrauen zu den Eltern wäre nett — wir sind, auch wenn wir keine Sprach­wis­senschaftler sind, schließlich auch nicht erst gestern vom Baum geklettert. 😉
    Ras­sis­mus kann man jeden­falls nicht durch Vok­ab­u­larverord­nun­gen oder Bücher­mark­t­bere­ini­gun­gen erreichen.

  70. Ute

    Wir haben keine Beze­ich­nun­gen für Blauäugige bzw. Braunäugige; wir haben keine Beze­ich­nun­gen für Men­schen, die größer als 1,70 m bzw. klein­er als 1,70 m sind.”
    Ja aber Du nennst sie doch ger­ade, die Beze­ich­nun­gen, die es ange­blich nicht gibt. ^^ Es gibt auch noch Braun­haarige und Blonde, und wer Lust hat, mal nach Farb- und Typ­ber­atung zu googeln, wird fest­stellen, daß die Mod­ewelt Men­schen in Sommer‑, Frühlings‑, Herb­st- und Win­ter­typen unterteilt. Klar kann man sich über Sinn und Zweck unter­hal­ten, aber selb­st wenn die Unterteilung sinn­los ist, muß den­noch nicht automa­tisch eine abfäl­lige Ein­schätzung dahinterstecken.
    Und wenn wir mal bei den Kindern bleiben, so ist selb­stver­ständlich die Haut­farbe erst­mal _der_ große Unter­schied, den ein kauka­sis­ches Kind zwis­chen sich und einem z.B. schwarzhäuti­gen Kind bemerkt. Völ­lig unab­hängig von jeglich­er Wer­tung. Nun krampfhaft auf das Kind einzuwirken, daß es gefäl­ligst jegliche Wahrnehmung von Unter­schieden zu unter­lassen oder zumin­d­est zu ver­schweigen hat, halte ich für aus­gemacht­en Unfug. Damit fördert man nur Heuchelei und einen verkrampften Umgang.
    Sehr gerne zeige ich meinem Kind aber eine Abbil­dung in einem Anatomiebuch, wo nur Skelett, Muskeln und Organe zu sehen sind und erk­läre: “Guck mal: Auch wenn andere Leute außen eine andere Farbe haben, steckt innen­drin genau das selbe wie in dir. Die Haut ist nur deshalb bei manchen dun­kler, damit sie nicht so schnell von der Sonne ver­bran­nt wer­den. Weil die in ihren Län­dern stärk­er scheint. Anson­sten seid ihr gleich.”

  71. angy

    -
    “Ver­lage kön­nten aufhören, sie nachzu­druck­en und sie kön­nten stattdessen neuen Autor/innen und neuen Geschicht­en eine Chance geben, bessere Geschicht­en zu schreiben. Und Konsument/innen kön­nten aufhören, sie ihren Kindern vorzule­sen. Es ist ja nicht so, als ob eine Welt ohne Pip­pi Langstrumpf unvorstell­bar oder eine lit­er­arische Dystopie wäre. Pip­pis fün­fzehn Minuten Ruhm dauern jet­zt schon sechzig Jahre.”
    Genau, sie dauern schon 60 Jahre. In mein­er Kind­heit wur­den die Pipi Langstrumpf Büch­er gerne gele­sen, genau­so wie eine Gen­er­a­tion zuvor und wie heute immer noch. Warum? Weil darin so schön Vorurteile gepflegt und andere diskri­m­iniert wur­den? Astrid Lind­gren war schlicht und ergreifend eine gute (Kinderbuch-)Autorin. Wenn es neue, gute Autoren gibt, wer­den auch deren Büch­er gele­sen wer­den, auch(!). Wieso soll man Büch­er nicht mehr lesen und vom Markt nehmen, weil möglicher­weise einige Sätze darin heutzu­tage falsch ver­standen wer­den kön­nen oder poli­tisch nicht kor­rekt sind? Mir graut vor einem Land, in der einige wenige (oder auch eine Mehrheit) beschließen, was noch gelesen/gesehen/gehört und vielle­icht sog­ar gedacht wer­den soll/darf und was nicht. Nein danke, hat­ten wir schon.
    Den Kindern beim Vor­lesen Erk­lärun­gen liefern und mit ihnen über das gele­sene disku­tieren? Ich weiß nicht, wie es bei Ihnen ist, aber ich war früher mal ein Kind. Damals fand ich soet­was unge­heuer nervtö­tend. Ich wollte eine Geschichte hören und nicht moral­isiert wer­den. Lassen wir doch Kinder Kinder sein und behan­deln sie nicht wie kleine Erwach­sene. Das Spiel der polit­i­cal cor­rect­ness wer­den sie (lei­der) noch früh genug ler­nen. Haben Sie wirk­lich Sorge, dass die Wort­wahl in Astrid Lind­gren Büch­ern aus Kindern Ras­sis­ten machen kön­nte? Ich halte Kinder für intelligenter.
    Das erin­nert mich an die Geschichte als Fox News Speedy Gon­za­les nicht mehr ausstrahlte, weil diese Car­toons diskri­m­inierend gegenüber Mexikan­ern seien. Die League of Unit­ed Latin Amer­i­can Cit­i­zens zusam­men mit anderen Fans sorgte dafür, dass die Car­toons wieder zurück ins Pro­gramm gebracht wur­den. In lateinamerikanis­chen Län­dern erfreuten sich diese Streifen schon immer großer Beliebtheit.

  72. hinterwald

    lieber daniel
    ich brauche es nicht zu lesen, um mich daran zu erin­nern, was win­ston smith beru­flich macht … im moment sind offen­sichtlich eine menge win­stons unterwegs.

  73. David

    Lieber Hin­ter­wäldler
    Das Lesen scheint ja nun auch nicht ger­ade zu Ihren Stärken zu gehören. Belassen wir es also dabei.
    Viele Grüße
    David

  74. David

    Woher kommt eigentlich die Ansicht, daß der Aus­druck “Schwarze” nicht poli­tisch kor­rekt sei?

  75. Dierk

    Eigentlich ist die Haut­farbe für das Zusam­men­leben von Men­schen völ­lig irrel­e­vant. Für Unter­schei­dun­gen, die irrel­e­vant sind, entste­hen nor­maler­weise auch keine Begriffe.

    Oder … Vielle­icht entste­hen Wörter auch, weil eine Unter­schei­dung gemacht wer­den muss, die völ­lig harm­los ist. Immer­hin kön­nte man nach ihrem Mod­ell die hier­ar­chis­che Struk­tur des Art­beze­ich­nun­gen als ‘Spezies­mus’* bezeichnen.
    Stellen Sie sich die dur­chaus alltägliche Sit­u­a­tion vor, dass dort drüben eine Gruppe Men­schen ste­ht, der Ein­fach­heit hal­ber: 1 Kaukasi­er, 1 Asi­ate, 1 Men­sch mit kür­zlich schwarzafrikanis­ch­er Herkun­ft. Sie wollen nun jeman­dem etwas über einen dieser Män­ner erzählen. Ich bin recht sich­er, dass offen­sichtliche Charak­ter­is­ti­ka eine Rolle spie­len wer­den, den richti­gen ken­ntlich zu machen, z.B. den Weißen [der ja eher nicht weiß ist], den Asi­at­en oder eben den Mann mit der dunkel­sten Hautfarbe.
    Genau­so macht es Sinn, nach Geschlecht, Haar­farbe, Größe, Kör­pe­rum­fang, Alter und ich weiß nicht, was noch alles zu dif­feren­zieren — sofern diese Kri­te­rien der schnellen Kom­mu­nika­tion dienen. Bestände oben erwäh­nte Gruppe aus 2 Män­nern und ein­er Frau, und sie woll­ten über die Frau etwas sagen, wäre es eher blöd, das Geschlecht als kennze­ich­nen­des Kri­teri­um unter den Tisch fall­en zu lassen.
    *Bemühen Sie sich nicht, ich weiß, dass es das tat­säch­lich gibt.

  76. Studierendenfutter

    Gut gebrüllt, Löwe!

    Deine einzige Moti­va­tion das Wort nicht zu benutzen ist also nur die soziale Äch­tung die Du für dein Kind fürcht­est, nicht die Ver­mei­dung sprach­lich­er Diskri­m­inierung der Men­schen dun­kler Haut­farbe. Dabei ist Diskri­m­inierung doch die größte Äch­tung die ein Men­sch von der Gesellschaft erfahren kann. Deshalb sollte das eigentlich der wahre Moti­va­tion­s­grund sein. 

    Sie haben hier ja tre­f­flich vorge­führt, worum es im Eigentlichen geht: Nicht die Diskri­m­inierung soll bekämpft wer­den, son­dern ein Wort. Denn: Diskri­m­inierung find­et nicht in einem Wort statt. Nie­mand wird diskri­m­iniert, wenn man »Negerkuss« sagt. Diese – wie auch immer zu bennenen­den – Leute, deren Vor­fahren irgend­wann aus Afri­ka stammten, wer­den auf ganz andere Weise diskri­m­iniert, wenn sie z.B. schw­er­er einen Job oder eine Woh­nung bekom­men oder sich mit Vorurteilen kon­fron­tiert sehen, durch die sie her­abge­set­zt wer­den. Das wäre natür­lich weitaus schwieriger zu bekämpfen, als das Wort Neger. Und so macht man sich der gutm­snschlichen Ein­fach­heit hal­ber an der Bekämp­fung unlieb­samer Wörter einen moralisch schlanken Fuß und gibt vor, das würde das Denken ändern. Selt­sam nur, dass sich an Diskri­m­inierung in den let­zten Jahrzehn­ten nicht viel geän­dert hat. Nur die Sprache ist schön­er geworden.

  77. DasSan

    Jet­zt mal aus über­set­zungswis­senschaftlich­er Sicht — eine neue Über­set­zung mit anderem Wort­laut als die früheren Über­set­zun­gen anzu­bi­eten, bedeutet ja nicht, dass man Astrid Lind­grens Büch­er “umschreibt”, da es nun­mal nicht die >eine< Über­set­zung eines Textes gibt, son­dern der Über­set­zer wählt m. E. die passende For­mulierung, um die Bedeu­tung des Aus­gang­s­textes in die Ziel­sprache zu über­tra­gen. Ich würde es deshalb nicht für falsch hal­ten, passende Alter­na­tivbeze­ich­nun­gen in eine Neuüber­set­zung einzubringen.

  78. David

    Wow, Tiger!

    Leute, deren Vor­fahren irgend­wann aus Afri­ka stammten, wer­den auf ganz andere Weise diskri­m­iniert, wenn sie z.B. schw­er­er einen Job oder eine Woh­nung bekom­men oder sich mit Vorurteilen kon­fron­tiert sehen, durch die sie her­abge­set­zt wer­den. Das wäre natür­lich weitaus schwieriger zu bekämpfen, als das Wort Neger. Und so macht man sich der gutm­snschlichen Ein­fach­heit hal­ber an der Bekämp­fung unlieb­samer Wörter einen moralisch schlanken Fuß und gibt vor, das würde das Denken ändern.

    Damit haben Sie’s dem schwarzen Gut­men­schen aber gegeben! Soll der sich doch erst mal klar machen, was ihn wirk­lich diskri­m­iniert und was nicht.

    Ist es denn wirk­lich so abwegig, davon auszuge­hen, daß ein Ende der Diskri­m­inierung sich sowohl in verän­derten Bedin­gun­gen auf dem Woh­nungs- und Arbeits­markt als auch im Verzicht auf belei­di­gende Aus­drücke zeigen sollte, Sie (ver­mut­lich) ble­iche Kartoffel?

  79. Studierendenfutter

    hh

    Ist es denn wirk­lich so abwegig, davon auszuge­hen, daß ein Ende der Diskri­m­inierung sich sowohl in verän­derten Bedin­gun­gen auf dem Woh­nungs- und Arbeits­markt als auch im Verzicht auf belei­di­gende Aus­drücke zeigen sollte,

    Solange die Sprachkos­metik als Ablass­briefchen dient, kann man die wirk­lichen Prob­leme get­rost unbear­beit­et lassen, wie man in der poli­tisch kor­rek­ten Prax­is leicht fest­stellen kann.
    Doch “An ihren Tat­en sollte ihr sie erken­nen”. Schön sprechen kann jed­er. Und sich hin­ter­her so richtig gut fühlen, tol­er­ant und aufgek­lärt eben­so. Nur das ist näm­lich der Grund, warum poli­tisch kor­rek­te Sprache so vehe­ment vertei­digt wird: Weil sie so bil­lig zu haben ist und vor weit­eren Beschw­er­lichkeit­en in Sachen Antidiskri­m­inierung bewahrt.

    Sie (ver­mut­lich) ble­iche Kartoffel?

    Ver­suchen Sie bitte nicht, witzig zu sein. Danke.

  80. David

    @Ute: Ach Gottchen; wo die Mei­n­ung vertreten wird, daß es schon Gut­men­schen­heuchelei sei, wenn man sich wün­scht, nicht belei­digt zu wer­den, sollte man wohl nicht so klein­lich sein. Vor allem aber sollte man die ‘Belei­di­gung’ nicht für witzig gemeint halten.

  81. hinterwald

    lieb­ster david
    ist zwar jet­zt schon 40 jahre her, daß ich es gele­sen habe, aber was soll’s, ich hab’s mit­tler­weile eher mit dem zuhören — das the­ma war schon vor wochen the­ma eines beitrags im dlf/dlr (hubert hen­ning am 03.03, 19:52) — zeit genug mir ne mei­n­ung zu bilden.
    du sche­inst eine zu haben, wenn du reiz­worte siehst …

  82. stan

    Um Gottes Willen, Leute!
    Ihr verzichtet auf so vieles im Leben!
    Warum ist es so ver­dammt schw­er für Euch auf ein Wort zu verzichten?
    Spaghet­tifress­er, Kanacke, Schlitza­uge, Froschfress­er, Ziegenficker…
    All das sind Worte, die in ein­er Diskus­sion wie dieser hier nie­mand ersnthaft vertei­di­gen würde.
    In jed­er Diskus­sion taucht ein­er (oder tauchen viele) auf, der das Wort vertei­digt. Nie­mand braucht das ver­dammte Wort!
    “Schwarz” ist kor­rekt, denn als “schwarz” beze­ich­net zu wer­den empfind­en Schwarze nicht als Belei­di­gung, jeden­falls, wenn man Noah Sow glauben darf. Die ist deutsch und schwarz und hat ein Buch geschrieben: “Deutsch­land Schwarz Weiß”. Das zu lesen kön­nte ein Anfang sein für alle, die sich hier die Key­boards blutig diskutieren.
    Die erhel­lend­sten Kom­mentare kom­men hier von Joe Drami­ga, der recht zu haben scheint, dass Leute, die nicht auf das Wort “Neger” verzicht­en wollen glauben (oder befürcht­en), auf viel mehr verzicht­en zu müssen.
    Macht mal einen ganz ehrlichen Test mit Euch ganz allein zu Hause: Set­zt Euch entspan­nt hin, atmet ruhig und entspan­nt Euch. Schließt die Augen und sagt langsam in den Raum hinein das Wort “Neger”. Spielt mit dem Wort. Dreht es und wen­det es. Und dann schaut Euch in aller Ehrlichkeit vor Euch selb­st an, welche Assozi­a­tio­nen dazu in Euch aufsteigen.
    In der näch­sten Übung kön­nt Ihr dann “Bim­bo” dran­nehmen. Oder hat­tet Ihr das schon?

  83. Mädchenmannschaft

    Bevor es gle­ich auf die Straße geht: Die Blogschau… set­zt sich Ana­tol Ste­fanow­itsch bei scilogs mit der Nach­bear­beitung sprach­lich oder inhaltlich diskri­m­inieren­der Texte auseinander …

  84. Studierendenfutter

    Vor allem aber sollte man die ‘Belei­di­gung’ nicht für witzig gemeint halten.

    … glauben Sie bitte nicht, Sie wären befähigt mich zu belei­di­gen. Danke.

  85. Studierendenfutter

    .

    Warum ist es so ver­dammt schw­er für Euch auf ein Wort zu verzichten?

    Es geht gar nicht um das Wort. Man müsste näm­lich auf Diskri­m­inierung verzicht­en, statt ein­fach ein Wort zu stre­ichen. Dem Schwarzen bringt es rein gar nichts, wenn “Neger” nicht mehr im Kinder­buch geht. Aber die Stre­ich­er fühlen sich pri­ma. Sie haben ihr soll erfüllt. Das funk­tion­iert mit allen anderen politsch kor­rek­ten Begrif­f­en genau­so: Man sagt “Studieredne” statt Stu­den­ten, aber glauben Sie ern­sthaft, der Physikpro­fes­sor hält deshalb seine 2–3 Stu­dentin­nen für eben­so physik­be­gabt wie seine Stu­den­ten und teilt ihnen das auch mit? Meinen Sie, die “Studieren­den” wür­den auch nur eine Frau dazu bewe­gen, Physik statt Ger­man­is­tik zu studieren? usw. Man kann gern und sehr ein­fach auf ein Wort verzicht­en und sich vom Rest der Diskri­m­inierung freikaufen. Darum gehts. Poli­tis­che Kor­rek­theit ist eine selb­st­ge­fäl­lige Gut­men­schen­ver­anstal­tung, mit der sie sich über andere zu erheben versuchen.

    Macht mal einen ganz ehrlichen Test mit Euch ganz allein zu Hause: …

    Toll! Gut­sein für zu Hause!!
    Und wenn ich zu Haus im Keller heim­lich mal Neger sage, wer­den sich ver­mut­lich Mil­lio­nen unmit­tel­bar diskri­m­iniert fühlen, was?

    Und dann schaut Euch in aller Ehrlichkeit vor Euch selb­st an, welche Assozi­a­tio­nen dazu in Euch aufsteigen.

    Bei mir steigt da gar nichts auf: Weil nämich nie­man­den diskri­m­iniere. So ein­fach ist das. Und daran ändert das Wort Neger rein gar nichts. Es würde aber auch nichts ändern, wenn ich ein Ras­sist wäre. Denn das Wort ist nicht ras­sis­tisch, Men­schen sind es.

  86. Joe Dramiga

    @ Car­olin Liefke
    Wenn es in einem bes­timmten Kon­text wichtig ist beze­ichne ich mich als Schwarz­er. Ein Wort “reicht” allerd­ings nicht aus um mich z.B. von einem Asi­at­en “abzu­gren­zen”. Asi­at­en kön­nen schwarz sein, Europäer kön­nen schwarz sein, Afrikan­er kön­nen schwarz sein…
    Asi­at­en kön­nen weiß sein, Europäer kön­nen weiß sein, Afrikan­er kön­nen weiß sein. Es gibt kein konkretes Prob­lem gesellschaftliche Min­der­heit­en zu benen­nen. Es gibt Leute die ein Prob­lem haben ihre vor Jahrhun­derten erwor­bene Defin­tion­s­macht aufzugeben.

  87. Joe Dramiga

    @ Ute Diskussionsgrundlage
    Nehmen wir mal an ein Kind würde Dich als “Nazi” bezeichnen,weil es gehört hat das die Nazis Deutsche waren. Das ist ja lediglich eine Abkürzung für Nation­al­sozial­ist, also ein Men­sch der eine bes­timmte poli­tis­che Gesin­nung ver­tritt. Nicht mehr und nicht weniger — oder ??? Es ist ja nichts Schlimmes eine poli­tis­che Gesin­nung zu haben. Jed­er Men­sch hat eine poli­tis­che Gesin­nung. Genau wie jed­er Men­sch eine Haut­farbe hat. Jed­er hier im Blog, da bin ich mir sich­er, würde dem Kind sagen dass dieses Wort auf­grund der Geschichte eben nicht nur ein­fach eine poli­tis­che Gesin­nung aus­drückt, son­dern tragis­cher­weise noch viel viel mehr.Jeder würde sagen, dass das Kind Dich übel beschimpft hätte, wenn auch unab­sichtlich. Um so schlim­mer wenn Du als etwas beze­ich­net wirst, was Du nach­weis­lich defin­i­tiv nicht bist. Genau so schlimm ist es für schwarze Men­schen als etwas beze­ich­net zu wer­den, was sie nicht sind. Sie sind näm­lich keine .….

  88. Carolin Liefke

    Wer hats gelesen?
    Die meis­ten Kom­men­ta­toren hän­gen sich hier ja an dem Begriff auf, den ana­tol eigentlich schon im vor­ange­gan­genen Beitrag disku­tiert hat. Hier gehts aber eigentlich eher um die Darstel­lungsweise in den Pip­pi-Langstrumpf-Büch­ern ansich, und das ist ja auch des Pudels Kern.
    Ich frage mich allerd­ings, wer hier alles nochmal einen Blick in das Buch gewor­fen hat, bzw. die Geschicht­en irgend­wann mal sel­ber gele­sen bzw. vorge­le­sen bekom­men hat, bevor er in die Diskus­sion eingestiegen ist.
    Nur zur Erin­nerung: Die von Ana­tol im vor­ange­gan­genen Beitrag monierte Pas­sage stammt aus dem zweit­en Band, in dem Pip­pi dann aber let­ztlich gar nicht nach Taka-Tuka-Land fährt. erst im drit­ten Teil geht sie gemein­sam mit Thomas und Anni­ka auf die Reise. Und was müssen Kinder­au­gen dort lesen? Von dem angedacht­en Diener aus dem zweit­en Band will Pip­pi gar­nichts mehr wis­sen, im Gegen­teil, sie will nicht, daß sich die Taka-Tuka-Bewohn­er ihr zu Füßen leg­en. Stattdessen wer­den die Taka-Tuka-Kinder ihre Spielka­m­er­aden — und vor allem exakt genau­so behan­delt wie Thomas und Annika.
    So wie ich das sehe, bieten die Geschicht­en jede Menge Ansatzpunk­te, um mit Kindern über das Miteinan­der von ver­schiede­nen Kul­turen und auch Diskri­m­inierung zu sprechen — offen­sichtliche und weniger offensichtliche.
    Man kann (und sollte!) Kindern klar­ma­chen, welch­es Ver­hal­ten anderen Men­schen gegenüber angemessen ist. Der entschei­dende Punkt ist doch aber: Das geschieht nicht dadurch, daß man den Kindern nur noch poli­tisch zu 100% kor­rek­te Büch­er zu lesen gibt, so daß man mit ihnen nicht mehr darüber sprechen muß was sie lesen. Diskri­m­inierende Äußerun­gen bekom­men sie irgend­wann trotz­dem von ander­er Seite zu hören.

  89. Carolin Liefke

    @Joe Drami­ga
    Den Nazi bekommst du als Deutsch­er beson­ders im englis­chsprachi­gen Aus­land (allen voran Großbri­tan­nien) noch heute immer wieder regelmäßig zu hören — beson­ders wenn du neben dem klas­sis­chen Akzent auch noch ein Parade­beispiel für die Stereo­type vom blonden Ari­er bist. Da hät­ten wir das ganze also mal andersrum.
    Den Nazi bekommt man sog­ar hierzu­lande in poli­tis­chen Kreisen schnell zu spüren, zum Beispiel wenn man es wagt, sich kri­tisch über den Umgang der Israelis mit der palesti­nen­sis­chen Bevölkerung zu äußern. EIn indi­rek­teres Beispiel ist, wie schnell im Zusam­men­hang mit der Finanzkrise die Forderung von deutschen Repa­ra­tionszahlun­gen aus­ge­graben wurde. Ist jed­er Men­sch also in irgen­dein­er Form über Gen­er­a­tio­nen hin­weg von anderen stigmatisiert?
    Was bleibt ist: All das hat nur bed­ingt etwas damit zu tun, ob Kinder in der heuti­gen Zeit eine Fan­tasiegeschichte von einem kleinen Mäd­chen lesen soll­ten, das sich vorstellt wie es ist eine Prinzessin zu sein. Eine (weiße) Prinzessin, die sich einen (schwarzen) Diener wün­scht. Die Herrscherin über eine ganze Insel und ihre Ein­wohn­er. Eine Sklaven­treiberin also. Die Übergänge sind fließend, und darüber muß man mit Kindern reden, eben­so wie über die Wort­wahl, die in der Geschichte zur Anwen­dung kommt.

  90. Studierendenfutter

    nee

    Um so schlim­mer wenn Du als etwas beze­ich­net wirst, was Du nach­weis­lich defin­i­tiv nicht bist.

    Ich kann hier nur für mich sprechen: Wenn mich jemand als etwas beze­ich­net, was ich nicht bin, dann ist das primär nicht meine Angele­gen­heit. Leute haben die Frei­heit, andere zu beze­ich­nen, wie sie wollen. Das kann ich nicht ver­hin­dern. Und ich habe die Frei­heit, so eine Beze­ich­nung – ganz im Sinne des Belei­di­gers – als Belei­di­gung aufz­u­fassen, oder zu ignori­eren und seine Belei­digugsab­sicht zu sabotieren.
    Wenn jemand allerd­ings eine Tat­sache benen­nt, kann das keine Belei­di­gung sein, denn es ist real.

  91. David

    Poli­tis­che Kor­rek­theit ist eine selb­st­ge­fäl­lige Gut­men­schen­ver­anstal­tung, mit der sie sich über andere zu erheben versuchen.

    Ihre Dog­men in allen Ehren; ich bewun­dere Men­schen mit starkem Glauben manch­mal ein klitzek­leines bißchen. Und Sie haben ja sog­ar Recht mit Ihrer banalen Ein­sicht, daß eine Verän­derung des Sprachge­brauchs alleine noch keine Verän­derung von Ein­stel­lun­gen bewirken muß.
    Zu begrün­den, warum eine Verän­derung von Ein­stel­lun­gen nicht auch mit einem Verzicht auf belei­di­gende Aus­drücke ein­herge­hen muß, sind Sie bish­er jedoch schuldig geblieben, und ich ver­mute auch nicht, daß Sie dazu imstande sind. besten­falls kann man den bizarren Ver­such erken­nen, Schwarzen das Recht, einen Aus­druck als belei­di­gend zu empfind­en, ein­fach abzusprechen.
    Ein gut gemein­ter Tip für Sie: Leg­en Sie einen Garten an oder machen Sie einen Kochkurs. Fürs Denken sind Sie offenkundig nicht geschaf­fen. Die Begabun­gen sind halt ungle­ich verteilt.

  92. Joe Dramiga

    @ David Engelsgeduld?
    “Der Affe greift nach dem Mond, der sich im Wass­er spiegelt.” (Miyamo­to Mushashi)
    Wird Dir nicht lang­weilig dem Affen weit­er dabei zuzuschauen? ;-)Ich bin des Zuschauens müde.
    “Aber ich meinte das doch gar nicht ras­sis­tisch“ ist eine oft ange­brachte Recht­fer­ti­gung, wenn sie einen ver­let­zen­den Begriff gebraucht haben. Die indi­vidu­elle Inten­tion kann aber den ras­sis­tis­chen Gehalt und die Auswirkun­gen eines Wortes nicht verändern.
    Jede ras­sis­tis­che Benen­nung trans­portiert seine eigene umfassende Geschichte und schreibt gle­ichzeit­ig das Benan­nte fest. Sie schreibt dem so Ange­sproch­enen einen Ort zu der in der kolo­nialen Ver­gan­gen­heit liegt. Durch die Anrede wird diese Geschichte neu insze­niert und wer­den ras­sis­tis­che Rol­len­verteilun­gen in der Gesellschaft gesichert. Ich bin der Herr und Du bist mein .….
    Wer z.B. einen Deutschen als “Nazi” beze­ich­net, weist ihm auch einen Ort in der Ver­gan­gen­heit und eine Kollek­tivschuld zu. Zurecht reagieren die Leute empört. Aber wenn ich als Schwarz­er auf einen bes­timmten Begriff empört reagiere, wer­den auf ein­mal dicke Krokodil­strä­nen ver­gossen und ich als der Belei­digte muss noch Taschen­tüch­er verteilen.
    “Wenn die Sprache nicht stimmt, dann ist das, was gesagt wird, nicht das, was gemeint ist. So kom­men keine guten Werke zus­tande. Also dulde man keine Willkür in den Worten.”
    (Kon­fuz­ius)

  93. David

    Aber ich meinte das doch gar nicht ras­sis­tisch“ ist eine oft ange­brachte Recht­fer­ti­gung, wenn sie einen ver­let­zen­den Begriff gebraucht haben. Die indi­vidu­elle Inten­tion kann aber den ras­sis­tis­chen Gehalt und die Auswirkun­gen eines Wortes nicht verändern.

    Ja. Die wenig­sten sind auch dazu in der Lage, ein “das war eine ras­sis­tis­che Äußerung” über­haupt anders zu deuten als “Du bist Ras­sist”. Aber es ist doch klar, daß jemand, dem die üblen Kon­no­ta­tio­nen des Wortes nie beige­bracht wur­den, es zunächst unbe­darft und ohne böse Absicht ver­wen­den kann. Dann kann man ihm oder ihr erk­lären, was es damit auf sich hat und daß es belei­di­gend ist; er oder sie — sofern anständig — ver­wen­det es nicht mehr und damit hat sich’s. Stattdessen reagieren die Leute regelmäßig, als hätte man ihnen gesagt, sie seien der neue Hitler.

    Jede ras­sis­tis­che Benen­nung trans­portiert seine eigene umfassende Geschichte und schreibt gle­ichzeit­ig das Benan­nte fest.

    Dum­mer­weise halt nur für die, die sich zumin­d­est in den Grundzü­gen mit der betr­e­f­fend­en Geschichte ausken­nen. Und die völ­lig ahnungslosen meinen dann, aus ihrer Ahnungslosigkeit beson­dere Rechte ableit­en zu dür­fen. Beson­ders ein­drucksvoll finde ich da den naiv­en Solip­sis­mus, mit dem Car­olin Liefke zu Werke geht, wenn sie meint, die üblen Kon­no­ta­tio­nen des Wortes kämen daher, daß man ihr als Kind beige­bracht hat, es sei böse, anstatt danach zu fra­gen, warum man ihr das beige­bracht haben kön­nte. Man sieht daran auch, was Ste­fanow­itsch oben schon sin­ngemäß schrieb: “Das Wort ist böse, sag das nicht!” Reicht halt nicht aus.

    Aber wenn ich als Schwarz­er auf einen bes­timmten Begriff empört reagiere, wer­den auf ein­mal dicke Krokodil­strä­nen ver­gossen und ich als der Belei­digte muss noch Taschen­tüch­er verteilen.

    Wenn ich ihm noch Reste von Ver­stand zuschreiben möchte, muß ich davon aus­ge­hen, daß Studieren­den­fut­ter gar nicht ger­afft hat, daß Du selb­st ein Schwarz­er bist — auch wenn ich nicht weiß, wie man nach den ersten Sätzen Deines ersten Kom­men­tars hier noch sin­nvoll von etwas anderem aus­ge­hen kon­nte. Das war für mich auch das erschreck­end­ste an der ganzen Diskus­sion: Der Grund­modus ihres größten Teils war: Weiße unter­hal­ten sich darüber, was sie empfind­en, wenn man ihnen das N‑Wort nimmt. Daß da ein Schwarz­er kom­men und mitre­den kön­nte, war gar nicht vorge­se­hen. Es ist wirk­lich unheimlich.
    “Wenn die Sprache nicht stimmt, dann ist das, was gesagt wird, nicht das, was gemeint ist. So kom­men keine guten Werke zus­tande. Also dulde man keine Willkür in den Worten.”
    Sehr schön, das trifft es gut. Aber heute liest man halt eher Pinker, und selb­st den ver­ste­ht man wahrschein­lich höch­stens notdürftig.

  94. Studierendenfutter

    .

    Ein gut gemein­ter Tip für Sie: Leg­en Sie einen Garten an oder machen Sie einen Kochkurs. Fürs Denken sind Sie offenkundig nicht geschaf­fen. Die Begabun­gen sind halt ungle­ich verteilt.

    Was Ihre Bemühun­gen ange­ht, mich zu belei­di­gen: Lassen Sie es. Sie begeben sich damit auf eine Selb­stof­fen­barungsebene, die Sie und Ihre Argu­mente disqualifiziert.

  95. Studierendenfutter

    .

    Zu begrün­den, warum eine Verän­derung von Ein­stel­lun­gen nicht auch mit einem Verzicht auf belei­di­gende Aus­drücke ein­herge­hen muß, sind Sie bish­er jedoch schuldig geblieben, und ich ver­mute auch nicht, daß Sie dazu imstande sind.

    Das ist ganz ein­fach, David. Passen Sie jetz gut auf und lesen Sie not­falls mehrmals:
    Weil sich die Ein­stel­lun­gen nicht geän­dert haben. Es gibt in Deutsch­land ohne das Wort Neger keienswegs weniger Ras­sis­mus. Schauen Sie dazu gern mal den Film von Gün­ther Wall­raff “Schwarz auf Weiß”. Es gibt auch trotz “geschlechterg­erechter Sprache” nicht mehr Geschlechterg­erechtigkeit und die Men­schen in der DDR hiel­ten die Mauer nicht für einen “antifaschis­tis­chen Schutzwall”, obwohl die SED ihnen das 40 Jahre lang vorge­betet hat.
    Wenn sich Ein­stel­lungn ändern, ändert sich die Sprache von ganz allein.
    ps: Stellen Sie sich mal vor, ich wäre ein Schwarz­er. Dann wären Sie jet­zt ein Ras­sist, weil sie ver­sucht haben, mich zu belei­di­gen, ganz ohne das Wort Neger.

  96. Studierendenfutter

    .

    Nein

    Falls Sie mit Förm­chen wer­fen wollen: Das geht online nicht! Und antworten Sie bitte nicht mit “DOCH”.

  97. David

    Stellen Sie sich mal vor, ich wäre ein Schwarz­er. Dann wären Sie jet­zt ein Ras­sist, weil sie ver­sucht haben, mich zu belei­di­gen, ganz ohne das Wort Neger.

    So ein Blödsinn. Nie­mand würde bestre­it­en wollen, daß es schwarze Dep­pen geben kann.

  98. Carolin Liefke

    @David
    Find ich jet­zt inter­es­sant, daß Sie wis­sen in welch­er Form meine Eltern mit mir als Kind über das The­ma gesprochen haben — erzählen Sie doch mal, abge­se­hen davon daß es um Negerküsse ging, kann ich mich näm­lich gar nicht mehr konkret an die Sit­u­a­tion erinnern.
    Schande aber auch, ich gebe zu das “böse” Wort als kleines Kind für harm­los gehal­ten zu haben — bis zu dem Zeit­punkt, an dem man es mir erk­lärt hat. Erk­lärt, und nicht ein­fach nur ver­boten. Nichts anderes schreibe ich ja die ganze Zeit, was der aufmerk­same Leser auch bemerken würde — wenn er denn nicht nur das lesen würde was er lesen will.
    Ich wage zu behaupten, mich länger mit dem The­ma Kolo­nial­is­mus auseinan­derge­set­zt zu haben als so manch­er der Schreiber hier. Um das The­ma hat der Geschicht­sun­ter­richt an deutschen Schulen näm­lich zumin­d­est zu mein­er Schulzeit einen großen Bogen gemacht — für mich damals umso mehr ein Grund mich damit zu beschäfti­gen. Den­noch kann ich mit einem per­sön­lichen Bezug wie Joe ihn hat nicht dienen. Ich kann nur ver­suchen das Gefühl, das ein Men­sch mit dun­kler Haut­farbe hat wenn er mit besagtem Wort beze­ich­net wird, anhand dessen nachzu­vol­lziehen was ich darüber weiß.
    Seit mir die Bedeu­tung des Wortes als Kind bewußt gemacht wor­den ist, habe ich es nicht mehr ver­wen­det. Ich erlaube mir allerd­ings nach wie vor, das Men­schen­bild beizube­hal­ten, das ich hat­te bevor ich den Hin­ter­grund des Wortes ken­nen­gel­ernt hat­te. Näm­lich das Men­schen mit dun­kler Haut­farbe abge­se­hen von eben dieser in kein­ster Weise anders sind als Rothaarige mit Sommersprossen.

  99. David

    @Carolin Liefke
    Ich bitte um Verzei­hung, falls ich etwas falsch ver­standen oder inter­pretiert haben sollte. Sie schrieben:

    Irgend­wann hieß es dann plöt­zlich, daß der Negerkuß nicht mehr Negerkuß heißen darf. (Noch später wurde dann klar, daß auch “Schwarz­er” nicht mehr oppor­tun ist.) Ver­standen habe ich das damals nicht, denn das Wort “Neger” hat­te für mich als Kind abso­lut keinen neg­a­tiv­en Beigeschmack. Es beze­ich­nete nichts weit­er als Men­schen mit dun­kler Haut­farbe, so wie das Mäd­chen, das zwei Klassen­stufen unter mir auf dieselbe Grund­schule ging. Nun hieß es also auf ein­mal, Neger sagen darf man nicht, das wäre eine Beschimpfung.

    Sie schreiben, es sei plöt­zlich gekom­men und Sie hät­ten es nicht ver­standen, woraus ich schloß, daß es keine Erk­lärung son­dern nur eine unerk­lärte Sprachvorschrift gegeben habe. Gemeint war es aber so, daß Sie damals die Erk­lärung nicht ver­standen haben?

  100. Carolin Liefke

    Wed­er noch
    Ein Kind wird damit kon­fron­tiert, daß ein Wort, das es kan­nte, eigentlich eine andere Bedeu­tung hat als die, die es damit in Verbindung gebracht hat, und seine erste Reak­tion soll sein, daß es “die Erk­lärung nicht gut fand”?
    Mit­nicht­en. Das Kind hat ein­fach nur nicht ver­standen, warum es vorher dann davon aus­ge­gan­gen ist, daß das Wort nichts weit­er als eine harm­lose Beze­ich­nung sei.
    Ich bezwei­fle allerd­ings, daß die Grund­schü­lerin lange darüber philoso­phiert hat (so genau weiß ich das lei­der nicht mehr…). Die zugrun­deliegen­den geschichtlichen Details hat sie sowieso erst viel später in vollem Auß­maß begrif­f­en. Sie war allerd­ings froh darüber, daß das schwarze Mäd­chen an ihrer Schule zwei Klassen unter ihr war, so daß sie sie kaum kan­nte, und sie hat gehofft, daß sie sie nie belei­digt hat ohne es zu wissen.

  101. Studierendenfutter

    Etiket­ten­schwindel

    So ein Blödsinn. Nie­mand würde bestre­it­en wollen, daß es schwarze Dep­pen geben kann.

    Jet­zt ver­ste­he ich, was Sie meinen: Man darf Men­schen beschimpfen und belei­di­gen, nur eben nicht mit dem Wort Neger.
    Es geht Ihnen also nicht um die Belei­di­gung an sich, das haben Sie ja bere­its bewiesen. Es geht Ihnen nicht darum, dass man Men­schen grund­sät­zlich NICHT diskri­m­inieren, angreifen oder her­ab­set­zen darf.
    Es geht Ihnen einzig und allein um die Benutzung des Wortes. Sie glauben, wenn sie einige Worte nicht benutzen, sind Sie “gut” genug. Daraus gener­ieren Sie sog­ar die Legit­i­ma­tion, sich ander­weit­ig daneben zu benehmen. Das nen­nt sich Licens­ing Effect:
    http://www.kubitz.net/…te-seite-der-gut­men­schen/
    Tja, dann sind wir uns ja einig. Nichts anderes ver­suche ich darzule­gen: Die meis­ten Gut­sprech­er sind nur schein­bar gut.

  102. David

    Jet­zt spie­len Sie mal nicht den Beleidigten.
    1. ‘Belei­di­gun­gen’ muß man sich ver­di­enen, und Sie haben hart für Ihre gearbeitet.
    2. ‘Belei­di­gun­gen’ soll­ten einiger­maßen bei der Sache bleiben, fair sein und nur den Ange­sproch­enen ‘belei­di­gen’. All das leis­tet das N‑Wort nicht.
    3. Ich kann Sie, geht man von Ihren eige­nen Aus­führun­gen aus, gar nicht belei­digt haben, weil ich Sie (a) gar nicht belei­di­gen kann und (b) nur Tat­sachen benan­nt habe.
    Gut? Na also!

  103. David

    Mit­nicht­en. Das Kind hat ein­fach nur nicht ver­standen, warum es vorher dann davon aus­ge­gan­gen ist, daß das Wort nichts weit­er als eine harm­lose Beze­ich­nung sei.

    OK, danke für die Erläuterun­gen; und entschuldigen Sie bitte das Mißver­ständ­nis in diesem Punkt.

  104. Hel

    @Schlechtsprecher Stu­den­ten­fut­ter
    Es geht Ihnen einzig und allein um die Benutzung des Wortes. Sie glauben, wenn sie einige Worte nicht benutzen, sind Sie “gut” genug. Daraus gener­ieren Sie sog­ar die Legit­i­ma­tion, sich ander­weit­ig daneben zu benehmen.
    Es geht um Bedeu­tung und Benutzung des Wortes des ras­sis­tisch kon­non­tierten Worts “Neger”, du Nullcheck­er. Dein Behar­ren darauf, dass es nicht diskrim­ierend sei, sagt sehr viel über dich und nichts über seine Bedeu­tung aus. Aber was soll man schon von Leuten erwarten, deren Argu­men­ta­tion aus Igno­ranz und repet­i­tivem Gebrauch der dümm­lichen Kampf­be­griffe “Gut­men­sch” und “poli­tisch kor­rekt” besteht?
    Wahrschein­lich sagst du auch gerne sowas wie “Emanze”, “Schwuch­tel” oder “Kanake” und find­est dich dabei helden­mutig, ist ja so ver­boten, total sexy, ne? Unbeugsames Stu­den­ten­fut­ter kämpft bis zum End­sieg über die Euphemis­mus-Tret­müh­le, so lange, bis der let­zte einge­se­hen hat: Man wird doch wohl nochmal “Neger” sagen dürfen…

  105. Studierendenfutter

    .

    3. Ich kann Sie, geht man von Ihren eige­nen Aus­führun­gen aus, gar nicht belei­digt haben, weil ich Sie (a) gar nicht belei­di­gen kann 

    Richtig.
    Das liegt aber nicht daran, dass Sie trotz ihrer bemüht­en Versuche

    (b) nur Tat­sachen benannt

    … hät­ten, son­dern daran, dass ich mir vor­be­halte, mich von Ihrem man­gel­haften Argu­men­ta­tion­stal­ent nicht belei­di­gen zu lassen.
    Ver­ste­hen Sie?

  106. Studierendenfutter

    .

    Wahrschein­lich sagst du auch gerne sowas wie “Emanze”, “Schwuch­tel” oder “Kanake” …

    »Nullcheck­er« ist natür­lich noch viel sex­i­er. Gelle? *lol*
    Zieh mal die Hose wieder hoch.

  107. Studierendenfutter

    .

    @Studierendenfutter: Sie haben Recht.

    Ich weiß. Und das ist sehr trau­rig. Viel bess­er wäre näm­lich, es wür­den sich tat­säch­lich ras­sis­tis­che und sex­is­tis­che Ein­stel­lun­gen ändern.

  108. Anatol Stefanowitsch

    Sprache und Handeln
    Studieren­den­fut­ter, es gibt keinen Wider­spruch zwis­chen der Ver­mei­dung ras­sis­tis­ch­er Sprache und der Ver­mei­dung ras­sis­tis­chen Denkens und Han­delns. Wir müssen uns deshalb nicht für das eine oder das andere entscheiden.
    Es ist allerd­ings etwas unglaub­würdig, wenn aus­gerech­net jemand, der nicht bere­it ist, auf das Wort Neger zu verzicht­en, sich als Vorkämpfer für den Kampf gegen ras­sis­tis­che und sex­is­tis­che Ein­stel­lun­gen geriert.

  109. Hel

    Wir ver­mi­eten nicht an Neger”
    http://www.lawblog.de/…ver­mi­eten-nicht-an-neger/
    *Ironie-Modus an*
    “Neger” heißt doch nur schwarz — und sind Neger nicht schließlich schwarz?
    “Kanake” kommt eigentlich vom poly­ne­sis­chen Wort für Men­sch — und sind wir nicht alle Menschen?
    “Schlitza­uge” — natür­lich auch keineswegs abw­er­tend gemeint, ist doch nicht neg­a­tiv, dass die Ostasi­at­en nun mal schlitzäugig sind (sie kön­nen ja nichts dafür)?
    *Ironie-Modus aus*

  110. David

    @A.S.
    Ich glaube, ich habe geduldig, wenn auch deut­lich, ver­sucht, ihm das zu erk­lären. Inzwis­chen gebe ich es auf und hoffe, die Sache dadurch been­den zu kön­nen, daß ich ihm Recht gebe.
    Ich gebe ihm also Recht hin­sichtlich der offenkundig falschen Behaup­tung, daß es im Deutschen im nen­nenswerten Aus­maß eine Euphemis­mus­tret­müh­le aus­ge­hend vom N‑Wort gebe, gebe ihm Recht in sein­er offenkundig abwegi­gen Ansicht, daß das N‑Wort angesichts sein­er Geschichte über­haupt als Aus­gangspunkt ein­er solchen Tret­müh­le dienen könne und auch in der gewagten These, daß die schiere Nichtver­wen­dung von Euphemis­men ein geeigneter Ausweg aus der Tret­müh­le sei.
    Ich gebe ihm Recht — mich ver­beu­gend vor der Tiefe seines psy­chol­o­gis­chen Blicks — in sein­er Ansicht, jemand, der meint, man solle Kindern lieber beib­rin­gen, daß das N‑Wort belei­di­gend sei und man es darum nicht ver­wen­den solle, anstatt ihnen nur zu sagen, es gebe andern­falls Ärg­er, sei ein Gut­men­sch, der Sprachkos­metik der Besei­t­i­gung ‘real­er’ Diskri­m­inierung vorziehe; und dop­pelt Recht gebe ich ihm darin, wenn der­jenige selb­st ein Schwarz­er ist.
    Es ver­ste­ht sich von selb­st, daß ich auch der absur­den These, man könne eine scharfe Gren­ze ziehen zwis­chen ‘real­er’ und ‘bloß sprach­lich­er’ Diskri­m­inierung — als ob die Sprache nicht auch eine Form, und keine unwichtige, des Ver­hal­tens anderen gegenüber sei — vol­lum­fänglich zustimme.
    Nicht zulet­zt lasse ich mich voll und ganz überzeu­gen von der Begrün­dung, die er für seine Ansicht liefert, das Ende real­er Diskri­m­inierung müsse nicht mit dem Verzicht auf belei­di­gende Aus­drücke ein­herge­hen, näm­lich: Es gibt noch reale Diskri­m­inierung. Ein Meis­ter­stück! “Wenn Du da run­ter­springst, stirb­st Du.” — “Das ist falsch, denn ich werde nicht hin­un­ter­sprin­gen.”: So beweist sich Argu­men­ta­tion­s­ge­nie. Bra­vo! Ich kön­nte auch hier nicht einiger sein mit ihm.
    Nur wenn er seine Glan­zleis­tung mit der Fest­stel­lung beschließt, bei verän­derten Ein­stel­lun­gen ändere sich die Sprache von ganz alleine, und seine Aus­führun­gen dadurch mit ein­er bil­li­gen Anwen­dung des bil­li­gen Tricks “Wider­spruch durch Zus­tim­mung” beschließt, muß ich wider­sprechen; immer­hin ist er hier doch im Recht, und ich bin im Unrecht.
    Ja, ich stimme also in fast allem zu. Inzwis­chen würde ich wahrschein­lich nahezu alles tun, um mich mit diesem intellek­tuell bankrot­ten Ham­pel­mann nicht weit­er auseinan­der­set­zen zu müssen.

  111. Joachim

    @A.S.
    Ich steh jet­zt etwas auf dem Schlauch:
    “Studieren­den­fut­ter, es gibt keinen Wider­spruch zwis­chen der Ver­mei­dung ras­sis­tis­ch­er Sprache und der Ver­mei­dung ras­sis­tis­chen Denkens und Handelns.”
    Wo genau hat denn Studieren­den­fut­ter einen Wider­spruch behauptet. Wenn ich ihn richtig ver­ste­he ist seine Ansicht, dass es wichtiger und schwieriger sei, Diskri­m­inierung zu ver­hin­dern, als nur die Sprache zu ändern.
    Kann es sein, dass ihr hier einen Strohmann aufge­baut habt?

  112. qilin

    Etiket­ten­schwindel?
    Als ich vor 55 Jahren begeis­tert Pip­pi Langstrumpf las, hat mich das Wort ‘Neger’ — naja, nicht ger­ade gestört, aber doch etwas befremdet — nicht weil das Wort her­ab­würdi­gend gewe­sen wäre, son­dern weil der naseweise Elfjährige ja *wusste*, dass in der Süd­see keine ‘Neger’ leben. Insofern wäre es natür­lich über­haupt kein Prob­lem, dieses Wort durch ‘Insu­lan­er’ o.Ä. zu ersetzen.
    Ich habe nur den Ein­druck, dass es dem Autor gar nicht um diese Worte geht, son­dern dass ihn die anti­au­toritäre Göre, das “hyper­ak­tive Kind, das unfähig ist, sich zu konzen­tri­eren oder pro­duk­tiv in soziale Zusam­men­hänge einzubrin­gen und dessen Vater sich vor sein­er Ver­ant­wor­tung für das Kind mit Kof­fern voller Gold freikauft”, *an sich* stört — diese Gestalt kommt ja noch viel deut­lich­er ‘raus in der inzwis­chen eben­falls im Buch­han­del erhältlichen ‘Ur-Pip­pi’ — und er die Büch­er (zumin­d­est in der vor­liegen­den Form) ‘vom Markt haben’ will — genau das macht aber ihre Beliebtheit aus. Es geht also m.E nicht um Ras­sis­mus etc., son­dern um die Durch­set­zung ein­er Mei­n­ung von dem, ‘was Kinder sollten’…

  113. R.O

    So wer­den Inter­pre­ta­tio­nen zementiert
    Ihre wohlmeinende Absicht schießt weit über das Ziel hin­aus. Wenn Sie die Büch­er nicht mögen, dann lesen Sie sie Ihren Kindern nicht vor. Punkt. Von “Entwelschung poli­tisch inko­r­rek­ter Lit­er­atur” halte ich nichts. Das The­ma hat seit den 1930ern keine Lob­by mehr.
    Nicht nur, dass Sie den Eltern genü­gend eigenes Ein­füh­lungsver­mö­gen absprechen, Ihren Kindern eine moralis­che und men­schen­fre­undliche Erziehung angedei­hen zu lassen. Es sind genau Gut­men­schen wie Sie, die eine mögliche Bedeu­tungsver­schiebung von Begrif­f­en durch per­ma­nente Wieder­hol­ung und Geißelung erst recht in die falsche Rich­tung drän­gen und dort zemen­tieren. Sie sind es, der ein völ­lig unbe­deu­ten­des The­ma zu einem Prob­lem hoch stil­isiert und dann laut nach Zen­sur ruft. Leute wie Sie sind es, die ein Prob­lem erst erschaf­fen, das zuvor von nie­man­dem als solch­es emp­fun­den wurde.
    Sie mögen ein Meis­ter in der Analyse von Syn­tax, Seman­tik und anderen Sprach *the­o­retis­chen* Belan­gen sein. Ihre Beiträge zur Lit­er­atur des 20. oder 21. Jahrhun­derts sind hinge­gen eher mager.
    Es gib eine Rei­he umgangssprach­lich­er und sehr tre­f­fend­er Wörter für prax­is­ferne The­o­retik­er, die Sie sich­er alle ken­nen. Sie hier zu nen­nen wäre wohl nicht poli­tisch korrekt.
    Wie wäre es, wenn Sie anstatt erfol­gre­iche Autoren anzufein­den und schlecht zu machen, ein­mal Ihre eigene lit­er­arische Qual­ität unter Beweis stellen. Wir suchen dann in IHREN Werken nach ver­steck­tem Ras­sis­mus, Frauen­feindlichkeit, polit­i­cal Incor­rectnes und wer­den dann laut nach Zen­sur und Ver­bot Ihrer Werke rufen. Das wird lustig.

  114. Ute

    @Joe Drami­ga
    Kann es sein, daß hier erst gestern oder heute Kom­mentare aufge­taucht sind, die aber schon vor drei Tagen gepostet wur­den? Der­jenige, den ich beant­worten möchte, gehört anscheinend dazu:
    “Nehmen wir mal an ein Kind würde Dich als “Nazi” bezeichnen,weil es gehört hat das die Nazis Deutsche waren.”
    Da ich drei Jahre lang in Eng­land studiert habe, ist mir das des öfteren passiert; zwar nicht durch ver­i­ta­ble Kinder, aber doch durch Jugendliche. Und die aller­meis­ten hat­ten gar keine Ahnung, was ein Nazi eigentlich wirk­lich ist. (In den USA wurde ich sog­ar nach dem Namen des aktuellen Kaisers gefragt. Nun ja.) Die hiel­ten das ein­fach für ein saloppes Syn­onym für “Deutsch­er”. Da mir das aus dem Kon­text her­aus klar wurde, habe ich lediglich darauf hingewiesen, was “echte” Nazis waren bzw. sind, damit sie beim näch­sten Mal bescheid wis­sen, und der Keks war gegessen.
    Ich füh­le mich ganz ern­sthaft nicht belei­digt, wenn durch die Art, wie mit mir umge­gan­gen wird, klar ist, daß der­jenige mit dem benutzten Wort gar nichts Schlimmes verbindet.
    Wenn, wie Car­olin schon sagt, die Nazi-Keule z.B. im Kon­text jeglich­er Israelkri­tik aus­gepackt wird, dann ist klar, daß ich mit diesem Begriff tat­säch­lich in eine rechte Ecke gedrängt wer­den soll bzw. emo­tion­al erpreßt. Das ist aber eine ganz andere Kiste. Aber ein Kind, das mich aus Unwis­senheit Nazi nen­nt und son­st völ­lig nor­mal mit mir umge­ht? Da soll ich belei­digt sein? Nö. Wirk­lich nicht.
    “Jed­er hier im Blog, da bin ich mir sich­er, würde dem Kind sagen dass dieses Wort auf­grund der Geschichte eben nicht nur ein­fach eine poli­tis­che Gesin­nung aus­drückt, son­dern tragis­cher­weise noch viel viel mehr.”
    Vielle­icht nicht jed­er in jed­er Sit­u­a­tion, aber je nach Möglichkeit würde ich zumin­d­est das ver­suchen, ja.
    “Jed­er würde sagen, dass das Kind Dich übel beschimpft hätte, wenn auch unabsichtlich.”
    Nein. Würde eben nicht jed­er sagen. Ich bin z.B. schon mal eine Aus­nahme. Das Kind, oder der Ein­fach­heit hal­ber “der Unwis­sende”, hat mich eben nicht beschimpft, son­dern nur eine Vok­a­bel benutzt, von der er nicht wußte, daß sie für “Eingewei­hte” eine ganz andere Bedeu­tung als die intendierte hat. Da mache ich mir keine Gedanken über seine Gesin­nung, son­dern lediglich über seinen man­gel­haften Geschichtsunterricht.
    Zu ein­er Belei­di­gung gehört für mich auch eine erkennbare Absicht, und solange ich die nicht spüre, ist es eben nur ein falsches Wort am falschen Ort. Ein sichtlich Unwis­sender, der dieses Wort benutzt unter­stellt mir doch mit­nicht­en, ein Nazi in der geschichtlichen Bedeu­tung des Wortes zu sein.
    Ich glaube, die Prob­lematik ken­nen doch auch viele, die eine Fremd­sprache erler­nen. Stell dir vor, Du bist bei ein­er Gast­fam­i­lie im Aus­land und benutzt ein Wort, das Du im Umgang mit ein­er Gruppe von Ein­heimis­chen aufgeschnappt hast und dessen Bedeu­tung Du zu ken­nen glaub­st — aber die ganze Gast­fam­i­lie zuckt zusam­men, als sie es hört, weil es furch­bar ras­sis­tisch, frauen­feindlich, homo­phob, vul­gär oder sonst­was ist. Wäre es gerecht­fer­tigt, wenn sie Dich dann direkt der entsprechen­den Gesin­nung bezichtigt wür­den, obwohl Du davon nicht weit­er ent­fer­nt sein könntest?
    _Das_ ist die Sit­u­a­tion, in der sich Kinder und son­stige spür­bar schlicht Unin­formierte wiederfind­en. Nicht weniger, aber auch nicht mehr.
    Ich sag’s zur Sicher­heit nochmal: Ich nenne nie­man­den “Neger”. Eben­sowenig, wie ich in Gegen­wart bes­timmter Leute bes­timmte Musik nicht auflege, wenn ich weiß, welche schlecht­en Erin­nerun­gen bzw. Kon­no­ta­tio­nen für den­jeni­gen daran hän­gen. Und wenn mich jemand “Nazi” nen­nt, mache ich es vom Kon­text und dem son­sti­gen Umgang abhängig, ob ich den­jeni­gen ein­fach mal eben aufk­läre oder ihm eine hand­feste Belei­di­gungs­b­sicht unter­stelle. Im Zweifels­falle für den Angeklagten. Ist näm­lich auch nur ein Mensch.

  115. Paul-Heinrich

    Fik­tion!
    1. Ich stimme A.S. zu: Pip­pi Langstrumpf ist struk­turell ras­sis­tisch (Das Wort “Neger” ist da noch das ger­ing­ste Prob­lem) — nicht weil Astrid Lind­gren so böse ist, son­dern weil das zur Zeit­men­tal­ität damals gehörte. Es fehlte an Bewusst­sein für das Prob­lem. — 2. Den­noch habe ich es bedenken­los und ohne schädliche Fol­gewirkun­gen meinen Töchtern vorge­le­sen (ver­mut­lich auch mit “Schwarze” statt “Negern”). Denn Kinder wer­den nicht dadurch Ras­sis­ten, dass sie ein ras­sis­tisch gefärbtes Buch lesen. Dazu gibt es zuviele andere Ein­flüsse — und seien es nur andere Büch­er mit anderen Nor­men­sys­te­men. Mein­er Erfahrung nach ver­ste­hen sie sehr früh Lit­er­atur als fik­tive Welt. Warum soll nicht ein Weißer König in der Süd­see bei Schwarzen wer­den, wenn doch Har­ry Pot­ter noch in ganz andere Wel­ten gelangt. 3. Noch ne These: Für Kinder existiert da kein Ras­sis­mus. Den sehen nur wir, die wir die ras­sis­tis­chen Schema­ta ken­nen, wis­sen, wann A.L. geschrieben und was drumherum noch alles los war, sprich: die unter­gründi­gen Struk­turen mit his­torischem Hin­ter­grund­wis­sen angere­ichert haben. Für Kinder ist “Neger” auch a pri­ori kein ras­sis­tis­ch­er Begriff, son­dern erst, wenn wir es ihnen beige­bracht haben (was nötig ist).

  116. Studierendenfutter

    Studieren­den­fut­ter, es gibt keinen Wider­spruch zwis­chen der Ver­mei­dung ras­sis­tis­ch­er Sprache und der Ver­mei­dung ras­sis­tis­chen Denkens und Handelns.

    Doch den Unter­schied gibt es sehr wohl. Man kann das Wort Neger ver­mei­den UND ein Ras­sist sein. Wenn man KEIN Ras­sist ist, wird man das Wort Neger auch ver­mei­den, aber nicht pro for­ma son­dern aus Überzeu­gung. In bei­den Fällen ist der äußere Anschein der gle­iche. Allerd­ings ist ein­er der bei­den Neger-Ver­mei­der ein Ras­sist, der andere nicht. An der Sprache kann man Ras­sis­ten und Nich­trassis­ten nicht unter­schei­den. Ein Rasist kann sich also ganz ein­fach als Sauber­mann gerieren, indem er das Wort vermeidet.
    Aus dem bedauer­lichen Umstand, dass die Ver­mei­dung des wortes Neger dem Ras­sis­mus keinen sig­nifikan­ten Abruch getan hat, ist lei­der zu schließen, dass die meis­ten Neger-Ver­mei­der an ihrem Ras­sis­mus nichts geän­dert haben.

    Es ist allerd­ings etwas unglaub­würdig, wenn aus­gerech­net jemand, der nicht bere­it ist, auf das Wort Neger zu verzicht­en, sich als Vorkämpfer für den Kampf gegen ras­sis­tis­che und sex­is­tis­che Ein­stel­lun­gen geriert.

    Das kann Lesen helfen. Ich ich verzichte dur­chaus auf das Wort Neger (und auf jeglichen Ras­sis­mus). Nur hier nicht, denn son­st kön­nte ich mich schw­er­lich ver­ständlich machen. Aber wenn es Ihnen damit bess­er geht, kön­nen wir uns natür­lich auf “N‑Wort” verständigen.

  117. Studierendenfutter

    .

    um mich mit diesem intellek­tuell bankrot­ten Ham­pel­mann nicht weit­er auseinan­der­set­zen zu müssen.

    Ich weiß, David. Ist schon blöd, wenn man auf der Sachebene keinen Stich sieht. Dann bleibt nur ad hominem. Du brauchst das nicht immer wieder vorzuführen. Es bringt hier nicht weiter.

  118. Studierendenfutter

    .

    Wo genau hat denn Studieren­den­fut­ter einen Wider­spruch behauptet. Wenn ich ihn richtig ver­ste­he ist seine Ansicht, dass es wichtiger und schwieriger sei, Diskri­m­inierung zu ver­hin­dern, als nur die Sprache zu ändern.
    Kann es sein, dass ihr hier einen Strohmann aufge­baut habt?

    Danke!

  119. Carl

    Im Zusam­men­hang mit den Unruhen in Eng­land habe ich den Aus­druck karibis­che Afrikan­er gele­sen. Das klingt doch sehr bemüht nicht ras­sis­tisch zu sein und genau damit ist es das doch auch wieder. Wäre der Begriff afrikanis­che Einge­borene richtiger, oder Schwarzafrikan­er? Man kann doch immer eine Diskri­m­inierung erken­nen, wenn man einen Men­schen auf seine Haut­farbe reduziert. Somit wäre auch “Schwarz­er” let­z­tendlich eben­falls poli­tisch nicht kor­rekt. Meine Nach­barin, Tochter eines schwarzen GI und ein­er Deutschen, sel­ber dunkel­häutig will nicht als Schwarz beze­ich­net wer­den. Sie sei dunkel­braun. So und nun?
    Damit wäre m.E die einzige Lösung, es darf gar keine Beze­ich­nun­gen für Haut­far­ben mehr geben, denn es passt nie.
    Ras­sis­mus ist doch immer dann möglich, wenn man Rasse­merk­male her­vorhebt. Also sollte man generell ver­mei­den Men­schen nach ihrer Haut­farbe zu beze­ich­nen. Dann wäre Pip­pi die Süd­seep­rinzessin. Nur hat Astrid Lind­gren sich­er nicht Süd­seep­rinzessin gemeint, son­st hätte sie das auch so geschrieben. Ein Buch mutwillig anders zu über­set­zen als es im Sinne der Autorin wäre, das hielte ich auch für ungut, es zu unter­drück­en ebenso.
    Wie wir aber sel­ber mit Sprache umge­hen, das ist eine andere Sache.

  120. Anatol Stefanowitsch

    @ Joachim: Wenn es Studieren­den­fut­ters Absicht ist, darauf hinzuweisen, „dass es wichtiger und schwieriger sei, Diskri­m­inierung zu ver­hin­dern, als nur die Sprache zu ändern“, dann ist er hier falsch, denn das hat nie­mand bestrit­ten. Einen Strohmann baut er also nur selb­st. Nein, das Prob­lem an Studieren­den­fut­ters Kom­mentaren ist (a) dass er Betrof­fen­heit­strollerei betreibt, und (b) dass er den Orig­i­nal­beitrag nicht gele­sen hat. Das (a) darf er und (b) muss er nicht, aber er muss dann eben auch akzep­tieren, dass klüger und bele­sen­er argu­men­tierende Kommentator/innen irgend­wann keine Lust mehr haben, mit ihm zu diskutieren.
    @Carl: Entwed­er Astrid Lind­gren hat neger ras­sis­tisch gemeint, dann sollte man es in der Tat mit Neger über­set­zen und das Buch auf den Müll­haufen wer­fen, auf den es dann unzweifel­haft gehören würde. Oder sie hat es eben nicht ras­sis­tisch gemeint, dann darf man es eben nicht mit Neger über­set­zen, denn Neger ist eben ein durch und durch ras­sis­tis­ches Wort, sodass die Über­set­zung irreführend wäre. Das habe ich im vor­ange­hen­den Beitrag ja aus­führlich dargelegt.

    Damit wäre m.E die einzige Lösung, es darf gar keine Beze­ich­nun­gen für Haut­far­ben mehr geben, denn es passt nie.

    Beze­ich­nun­gen für Haut­far­ben darf es selb­stver­ständlich geben, aber Neger ist eben keine Beze­ich­nung für eine Haut­farbe. Dass Beze­ich­nun­gen für Haut­far­ben aber nie passen, ist eine schöne und wahre Einsicht!

  121. David

    @Joachim

    Wenn ich ihn richtig ver­ste­he ist seine Ansicht, dass es wichtiger und schwieriger sei, Diskri­m­inierung zu ver­hin­dern, als nur die Sprache zu ändern.

    Das trifft ziem­lich gut das, was er sagt, inklu­sive seines entschei­den­den Denk­fehlers, näm­lich der Unter­schei­dung zwis­chen “Worten” und “Tat­en”, die nicht sieht, daß Ver­wen­dun­gen von Worten auch Tat­en sind, wen­ngle­ich natür­lich die Umkehrung nicht gilt. Nie­mand hier hat behauptet, wenn das N‑Wort erst mal aus dem Sprachge­brauch ver­schwun­den sei, sei alles gut; sehr wohl aber, daß kaum alles gut sein kann, solange daß N‑Wort nicht aus dem Sprachge­brauch ver­schwun­den ist.
    SF kriegt den Unter­schied zwis­chen notwendi­gen und hin­re­ichen­den Bedin­gun­gen nicht auf die Rei­he, und deswe­gen macht er alles falsch. Ein wenig tut er mir inzwis­chen leid.
    Seinen Man­gel an logis­chem Grund­ver­ständ­nis ver­sucht er zu kom­pen­sieren durch einen pein­lichen Gen­er­alan­griff auf alle, die der Ansicht sind, man solle das Belei­di­gen bleiben lassen, in welchem als einziges ‘Argu­ment’ die unbelegte Behaup­tung fungiert, daß es ‘den Gut­men­schen’, die sowas fordern, durch­weg nicht um die Besei­t­i­gung dessen gehe, was SF in seinem Denker­stübchen als die ‘wirk­liche’ Diskri­m­inierung aus­gemacht hat, son­dern ’nur’ um Worte. Soviel im Übri­gen zu der Frage, wer hier mit den Belei­di­gungsver­suchen begonnen hat.
    Wenn man also nicht gegen die Ver­wen­dung ras­sis­tis­ch­er Sprache sein kann, ohne ein ‘Gut­men­sch’ zu sein, dem ‘wirk­liche’ Diskri­m­inierung egal ist, dann kann man sich gegen die Ver­wen­dung ras­sis­tis­ch­er Sprache auch nicht mehr aussprechen, ohne sich selb­st zu diskreditieren.
    Die “Ver­mei­dung” des Wortes, von der A.S. schrieb, ist davon aber tat­säch­lich nicht zwin­gend betrof­fen, da haben Sie m.E. Recht. Insofern ist es vielle­icht sin­nvoll, in A.S. Kom­men­tar “Ver­mei­dung” — ver­such­sweise — durch “Kri­tik” zu erset­zen. Fän­den Sie dann noch immer, daß es sich um einen Strohmann handelt?

  122. Joachim

    @A.S.
    “Wenn es Studieren­den­fut­ters Absicht ist, darauf hinzuweisen, „dass es wichtiger und schwieriger sei, Diskri­m­inierung zu ver­hin­dern, als nur die Sprache zu ändern“, dann ist er hier falsch, denn das hat nie­mand bestritten.”
    So ist es, das hätte man ihm doch auch gle­ich sagen können.

  123. Joachim

    @David
    “Das trifft ziem­lich gut das, was er sagt, inklu­sive seines entschei­den­den Denkfehlers,”
    Danke, dann habe ich also nichts verpasst.
    Meine Sicht der Dinge: SF hat unter­stellt, irgend jemand hier habe vor, das N‑Wort schlicht durch ein anderes Wort zu erset­zen, ohne den dahin­ter ste­hen­den Ras­sis­mus zu bekämpfen. Darauf hätte man ein­fach mit einem “Darum geht es hier nicht, lies mal, was A.S. geschrieben hat” reagieren kön­nen. Dann wäre das The­ma durch.
    Viel wichtiger als die Beschäf­ti­gung mit Din­gen, die SF nicht gesagt hat, ist doch, ein­mal klar auszus­prechen, was A.S. ger­ade dankenswert­er Weise schrieb: “Beze­ich­nun­gen für Haut­far­ben darf es selb­stver­ständlich geben, aber Neger ist eben keine Beze­ich­nung für eine Hautfarbe.”

  124. Felix Rauch

    Fra­gen
    Disku­tiert hier eigentlich ein dunkel­häutiger mit?
    Wenn ja, fühlt dieser sich eigentlich durch das N‑Wort diskri­m­iniert oder bekommt er von “wohlwol­len­den” Mit­bürg­ern sug­geriert, dass er sich diskri­m­iniert zu fühlen habe?
    Was die Men­schen in Soma­lia wohl zu ter­mi­nol­o­gis­chen Spitzfind­igkeit­en zu sagen hätten?
    Wird man als Weißer eigentlich diskri­m­iniert, wenn man in Äthiopi­en bei Ankun­ft in jed­wed­er Ortschaft eine Horde unge­zo­gen­er Kinder hin­ter sich hat, die aus vollen Kehlen “Fer­en­ji, Fer­en­ji, Fer­en­ji — Mon­ey, Mon­ey, Mon­ey” rufen? (Ferenji=Weißer)

  125. Peter Perrey

    Pip­pi im Copy-Cat-Land
    Wieso sollte es “aus über­set­zungs­the­o­retis­ch­er Sicht falsch” sein, Lind­grens schwedis­chen Aus­druck ’neger’ mit dem deutschen Wort ‘Neger’ zu über­set­zen? Bei­des sind neu­trale Begriffe ohne jegliche ras­sis­tis­che Kon­no­ta­tion. Den Ruch des Ras­sis­tis­chen haben sie erst durch dumm­bötelige copy cats erhal­ten, die mein­ten, das deutsche Wort ‘Neger’ sei eine direk­te Über­set­zung des amerikanis­chen ras­sis­tis­chen Begriffs ’nig­ger’. A false friend indeed! So wie wir kein­er­lei Ver­an­las­sung haben, die amerikanis­chen his­torischen Prob­leme zu unseren eige­nen zu machen, soll­ten wir auch die US-Prob­leme mit der sprach­lichen “Aktu­al­isierung” des dor­ti­gen lit­er­arischen Kanons nicht importieren. Ins­beson­dere auch, da unsere umfassende Diskus­sion über die Angemessen­heit von Rechtschreiban­gle­ichun­gen älter­er deutsch­er Lit­er­atur noch nicht allzu lange zurück liegt.

  126. Peter Perrey

    Pip­pi im Copy-Cat-Land
    Wieso sollte es “aus über­set­zungs­the­o­retis­ch­er Sicht falsch” sein, Lind­grens schwedis­chen Aus­druck ’neger’ mit dem deutschen Wort ‘Neger’ zu über­set­zen? Bei­des sind neu­trale Begriffe ohne jegliche ras­sis­tis­che Kon­no­ta­tion. Den Ruch des Ras­sis­tis­chen haben sie erst durch dumm­bötelige copy cats erhal­ten, die mein­ten, das deutsche Wort ‘Neger’ sei eine direk­te Über­set­zung des amerikanis­chen ras­sis­tis­chen Begriffs ’nig­ger’. A false friend indeed! So wie wir kein­er­lei Ver­an­las­sung haben, die amerikanis­chen his­torischen Prob­leme zu unseren eige­nen zu machen, soll­ten wir auch die US-Prob­leme mit der sprach­lichen “Aktu­al­isierung” des dor­ti­gen lit­er­arischen Kanons nicht importieren. Ins­beson­dere auch, da unsere umfassende Diskus­sion über die Angemessen­heit von Rechtschreiban­gle­ichun­gen älter­er deutsch­er Lit­er­atur noch nicht allzu lange zurück liegt.

  127. D. Schmidt

    @ Ute
    Ich kann Ihnen im Großen und Ganzen zus­tim­men, sowohl in der Dif­feren­zierung als auch in der Logik.
    „Zu ein­er Belei­di­gung gehört für mich auch eine erkennbare Absicht, und solange ich die nicht spüre, ist es eben nur ein falsches Wort am falschen Ort.“
    Hier fehlt aber ein wichtiger Aspekt: Näm­liche die Empfind­lichkeit, die entste­ht, wenn man ständig und immer kleinere und größere Diskri­m­inierungser­fahrun­gen macht. Die „Nazi“-Erfahrung, die Sie in Eng­land gemacht haben, kenne ich auch. Und kon­nte wie Sie lock­er damit umge­hen, aber nur deshalb, weil mir eben nicht von klein auf an „Nazi“ in verächtlich­er Weise zugezis­chelt oder in ander­er Weise vorge­hal­ten wurde und mir damit immer wieder Ver­ach­tung zu spüren gegeben wurde.
    Men­schen, die solche Erfahrun­gen zu ihrem Glück nie machen mussten, kön­nen sich nur schw­er vorstellen, wie man sich damit fühlt. Natür­lich entwick­eln Betrof­fene mehr oder weniger gut gelin­gende Bewäl­ti­gungsmech­a­nis­men, und sich­er wird (beispiel­sweise) ein schwarz­er Deutsch­er ein ras­sis­tis­ches Wort eines kleinen Kindes unter Unwis­senheit abbuchen kön­nen, aber das wird ihn mehr Kraft kosten als mir der Umgang mit dem „Nazi“. Denn zunächst ein­mal wird durch Hören des Wortes die Diskri­m­inierungser­fahrung erin­nert und das dadurch aus­gelöste Gefühl der Demü­ti­gung getrig­gert, das dann erst ratio­nal über­wun­den werde muss.

  128. Peter Perrey

    Pip­pi im Copy-Cat-Land
    Wieso sollte es “aus über­set­zungs­the­o­retis­ch­er Sicht falsch” sein, Lind­grens schwedis­chen Aus­druck ’neger’ mit dem deutschen Wort ‘Neger’ zu über­set­zen? Bei­des sind neu­trale Begriffe ohne jegliche ras­sis­tis­che Kon­no­ta­tion. Den Ruch des Ras­sis­tis­chen haben sie erst durch dumm­bötelige copy cats erhal­ten, die mein­ten, das deutsche Wort ‘Neger’ sei eine direk­te Über­set­zung des amerikanis­chen ras­sis­tis­chen Begriffs ’nig­ger’. A false friend indeed! So wie wir kein­er­lei Ver­an­las­sung haben, die amerikanis­chen his­torischen Prob­leme zu unseren eige­nen zu machen, soll­ten wir auch die US-Prob­leme mit der sprach­lichen “Aktu­al­isierung” des dor­ti­gen lit­er­arischen Kanons nicht importieren. Ins­beson­dere auch, da unsere umfassende Diskus­sion über die Angemessen­heit von Rechtschreiban­gle­ichun­gen älter­er deutsch­er Lit­er­atur noch nicht allzu lange zurück liegt.

  129. David

    @Felix Rauch

    Disku­tiert hier eigentlich ein dunkel­häutiger mit?

    Sie wür­den die Frage nicht stellen, wenn Sie mit­ge­le­sen hät­ten. Erwarten Sie, daß man sie stets, wenn Sie vor­beizuschauen geruhen, kurz brieft?

  130. D. Schmidt

    @ Felix Rauch Fragen
    “Disku­tiert hier eigentlich ein dunkel­häutiger mit?
    Wenn ja, fühlt dieser sich eigentlich durch das N‑Wort diskriminiert..?”
    Ja, Joe Drami­ga, und er hat sich weit­er oben sehr ein­deutig dazu geäußert.

  131. David

    Ah, nun schaut auch Peter Per­rey vor­bei und erfreut unsere Herzen mit intel­len­ten und informierten Beiträ­gen in der bewährten Qual­ität, die wir bei ihm so zu schätzen gel­ernt haben.

  132. N

    Ach, in diesem Blo­gein­trag geht’s doch wed­er um Zen­sur noch Buchverbote.
    Es ist eher ein klein­er Stups für alle Eltern da draußen, sich auch mal nach ander­er inter­es­san­ter Lit­er­atur für ihre Kinder umzuschauen. Es müssen nicht immer die “Klas­sik­er” sein, die man selb­st anno dazu­mal gele­sen hat. Diese Diskus­sion ist so schreck­lich emo­tion­al aufge­laden, weil es um eine Geschichte geht, die die meis­ten von uns selb­st als Kinder geliebt haben. Aber deshalb müssen wir sie nicht als unan­tast­bares Weltkul­turerbe behandeln.
    Kinder haben ein Recht darauf, gute Büch­er zu lesen, in denen sie etwas über die Welt ler­nen kön­nen, in der sie leben. Zum Glück ist Ras­simus heute nicht mehr so gesellschafts­fähig wie zu Lind­grens Zeit­en; wir müssen ihn Kindern doch nicht in Form von alten Büch­ern wieder eintrichtern.
    Ich erin­nere mich noch sehr gut an den Struwwelpeter — ein (aus heutiger Sicht) abso­lut nicht kindgerecht­es Buch, den wir in so ein­er schick­en auf orig­i­nal getrimmten Aus­gabe hat­ten. Auch so ein “Klas­sik­er”, der mich als kleines Kind aber fürchter­lich trau­ma­tisiert hat.
    Let’s face it: Nicht alles, was alt ist, ist gut. Und nicht alles, was wir als Kinder gele­sen (geschaut, gespielt, gegessen, ange­zo­gen etc.) haben, tut Kindern von heute gut (ja, vielle­icht war es auch damals schon nicht beson­ders toll). Geht doch lieber mit offe­nen Augen durch die Abteilung mit den neuen Autor_innen, anstatt euren Kindern den ewig gle­ichen Fraß vorzusetzen.

  133. N

    Gut­men­schen­tum
    Ah! Jet­zt bin ich beim Lesen der let­zten Kom­mentare doch tat­säch­lich darüber gestolpert:
    Seit wann zum Teufel ist “Gut­men­sch” eigentlich eine Beleidigung?
    Was soll das?
    Wie kann es etwas Belei­di­gen­des sein, ein “guter Men­sch” zu sein?
    Und vor allem: Will ich etwas mit Men­schen zu tun haben, die ein solch­es Wort als Belei­di­gung nutzen?
    Eher nein.
    (Hm, die Frage nach dem “seit wann?” hat sich grade gek­lärt — Niet­zsche und Marx ver­wen­den ähn­liche Begriffe… Sor­ry, Friedrich und Karl, ich finde das Wort trotz­dem nicht sympathischer.)

  134. flux

    Nicht, dass der Gedanke neu oder beson­ders orig­inell wäre:
    Aber :
    Warum gibt es polit­i­cal cor­rect­ness zumeist nur in eine Richtung?
    Haut­far­ben­be­zo­gene pos­i­tive Aus­sagen (Vorurteile?), wie „Schwarze haben eben echt Rhyth­mus im Blut“, „ Schwarze sind ein­fach die besseren Rapper“ * ,
    Schwarze kön­nen länger und bess­er fi.…en, .… usw … wer­den einem weitaus weniger übel genommen.
    Und zur Gendersprachregelung:
    Schon vor 30 Jahren fragte die Zeitschrift „Titan­ic“, warum man zwar „Stu­den­ten und Stu­dentin­nen“ (heute „Studierende“) ein­fordere, aber nicht beispiel­sweise „Tyranne und Tyran­ni­nen“, „Folter­er und Folterin­nen“, „Aus­beuter und Aus­beu­terin­nen“ und ähn­lich neg­a­tiv beset­ze Begriffe, die Liste ließe sich beliebig fortsetzen
    *Siehe dazu: Eminem wurde,bevor er erfol­gre­ich wurde (ent­deckt und gefördert durch den s c h w a r z e n Rap­per und Pro­duzen­ten Dr Dre) von schwarzen Kol­le­gen, dur­chaus belei­di­gend gemeint als „Wig­ger“ beze­ich­net, sprich, salopp gesagt, einen Weis­sen, der “so cool sein will, (sich anmaßen will, so gut rap­pen zu können)wie ein „Nig­ger“

  135. Studierendenfutter

    .

    Wenn es Studieren­den­fut­ters Absicht ist, darauf hinzuweisen, „dass es wichtiger und schwieriger sei, Diskri­m­inierung zu ver­hin­dern, als nur die Sprache zu ändern“, dann ist er hier falsch, denn das hat nie­mand bestritten.

    Genau das wird hier laufend impliz­it bestrit­ten, indem man sich einzig auf die Ver­mei­dung eines Worts kapriziert, das vor 60 Jahren in ein Buch geschrieben wurde.
    Das ist zwar gut gemeint, aber reine Symbolpolitik.

  136. Dierk

    @Peter Per­rey
    Dann mal her mit der Def­i­n­i­tion für false friend und weit­ere Beispiel. Ist hier immer­hin ein lin­guis­tis­ches Blog.

  137. Studierendenfutter

    Seit wann zum Teufel ist “Gut­men­sch” eigentlich eine Beleidigung?
    Was soll das?
    Wie kann es etwas Belei­di­gen­des sein, ein “guter Men­sch” zu sein?

    Gut­men­schen sind keine guten Men­schen, son­dern welche, die nur so tun, als wären sie gut.

  138. Joachim

    @Studierendenfutter
    “Genau das wird hier laufend impliz­it bestrit­ten, indem man sich einzig auf die Ver­mei­dung eines Worts kapriziert, das vor 60 Jahren in ein Buch geschrieben wurde.”
    Sor­ry, aber das ist Unsinn. Haben sie den Artikel nicht gele­sen oder nicht ver­standen? A.S. führt unmissver­ständlich aus, dass es mit dem ein­fachen Erset­zen des einen Wortes nicht getan ist.

  139. Ute

    @D. Schmidt
    “Men­schen, die solche Erfahrun­gen zu ihrem Glück nie machen mussten, kön­nen sich nur schw­er vorstellen, wie man sich damit fühlt. ”
    Genau aus dem Grund würde ich meinem Kind ja erk­lären, daß es das Wort eben auf keinen Fall benutzen soll. Aus dem sel­ben Grund ver­mei­de ich das Wort auch selbst.
    Mit­nicht­en kann der zitierte Sachver­halt aber doch als aus­re­ichen­der Grund her­hal­ten, warum in Büch­ern, die ich meinen Kindern vor­lese, dieser Begriff gar nicht erst vorkom­men dürfe. Der Lese- oder Vor­lese­prozess ist eine Sache meines Kindes bzw. zwis­chen meinem Kind und mir. Das bekommt doch gar nie­mand mit, der sich dadurch belei­digt fühlen könnte.
    Wenn der Ver­lag einen Weg gefun­den hat, einen weniger emo­tion­al belade­nen Begriff zu find­en, fein. Aber wie gesagt: Deshalb entsorge ich noch lange nicht mit spitzen Fin­gern meine alte Ausgabe.
    Im Zweifels­fall ist es mir außer­dem immer noch lieber, mein Kind lernt dieses Wort in meinem Bei­sein ken­nen und ich kann es erk­lären, als daß es den Gebrauch später von tat­säch­lichen Ras­sis­ten lernt.

  140. stan

    @ A.S.
    Gibt es Fach­lit­er­atur, die sich mit der emo­tionalen Bindung, dem emo­tionalen Fes­thal­ten an Wörter beschäftigt?
    Das ist eine ern­ste Frage.
    Oder anders gefragt: Fall­en Ihnen noch andere Wörter als “Neger” ein, an denen von manchen so sehr fest­ge­hal­ten wird, mit welch­er Begrün­dung auch immer?

  141. Felix Rauch

    @David: Ich habe tasäch­lich nicht alles gele­sen. Ich erwarte nicht, dass man mich brieft. Sie haben es trotz­dem getan. Danke.

  142. Felix Rauch

    Das Prob­lem liegt meines Erach­stens nicht in der Sprache, son­dern in der Tat­sache, dass die meis­ten der Leser_innen bei einem wie auch immer klin­gen­den Wort mit der Kon­no­ta­tion “dunkel­häutiger Men­sch” spon­tan eher “Idi Amin”, “Mike Tyson” oder einen Straßen­deal­er in der Hasen­hei­de assozi­ieren als Joe Drami­ga. Daher greift Sprachkri­tik zu kurz. In meinen Augen han­delt es sich dabei schlicht um die gute, alte Sprach­nörgelei im linken Kostüm. Deshalb finde ich es befremdlich, dass Ana­tol Ste­fanow­itsch sich hier im Lager der Sprach­bere­iniger positioniert.

  143. David

    Das Prob­lem mit dem Wort ist zunächst, daß es geeignet ist, schwarze Men­schen zu beleidigen.
    Daß es bei Weißen oft ver­quere Assozi­a­tio­nen geben mag, die mit dem Begriff des schwarzen Men­schen selb­st verknüpft sind, bestre­it­et nie­mand. Der prob­lema­tis­che Charak­ter des N‑Worts erschöpft sich darin aber nicht.

  144. R.O.

    Weg mit allen “belasteten” Wörtern
    Vielle­icht darf ich ja erneut zur humoris­tis­chen Auflockerung des The­mas beitragen..
    Als Sprach­wis­senschaftler (müsste man nicht kor­rek­ter “Wis­senschafter” sagen, damit das “..ler” nicht abw­er­tend klingt) wis­sen Sie natür­lich, dass die “his­torische Belas­tung” des bean­stande­ten Begriffs im deutschsprachi­gen Raum eigentlich gar keine Tra­di­tion hat. Wie so vieles haben wir DIESE Inter­pre­ta­tion aus Übersee mit der US-Amerikanis­chen Kul­tur importiert. Das heißt, natür­lich nicht WIR, son­dern manche von uns. Dazu kommt, dass diejeni­gen, die sich hier und jet­zt bei uns davon belei­digt fühlen (wollen), mit den sein­erzeit als Sklaven gehal­te­nen, ich sag es jet­zt ein­mal: “Negern” genau so wenig auch nur ent­fer­nt ver­wandt sind, wie wir mit deren sein­erzeit­i­gen “Her­ren”. Die “Wir Schwarzen wer­den seit Jahrhun­derten von Euch Weißen unetr­drückt” Men­tal­ität ist ein­fach Blödsinn.
    Die über­wiegende Mehrheit der derzeit im Lande leben­den “Mit­glieder alter­na­tiv­er Pig­men­tierung” sind mehr oder weniger direkt aus ihren Ursprungslän­dern zu uns gekom­men. Üblicher­weise sind sie von dort vor den dort herrschen­den Gräueln geflüchtet — die Schwarze Schwarzen antun.
    Wenn ich mir die Nachricht­en aus Nige­ria (schon wieder das N‑Wort), Soma­lia, dem Tschad anse­he, dann fällt mir nicht ein Begriff ein, den ich für “Men­schen, die aus diesen Gebi­eten kom­men” ver­wen­den kön­nte, der pos­i­tiv beset­zt wäre. Aber nicht deshalb, weil ich mich als Mit­glied ein­er “Her­ren­rasse” füh­le, son­dern weil dort Men­schen in ein­er Art mit ihren Mit­men­schen umge­hen, die im wahrsten Sinn unmen­schlich ist.
    Das ist ein Prob­lem der aktuellen poli­tis­chen und sozialen Wahrnehmung. Es sind lei­der nicht nur die fre­undlichen, fried­lieben­den Ver­triebe­nen, die zu uns kom­men, son­dern auch deren Kon­flik­t­part­ner. Sie nehmen ihre Prob­leme mit und wun­dern sich dann, das manche Ein­heimis­chen das nicht wollen. Aber gott­sei­dank haben sie ja den “Sklaven­bonus”, sprich: Andern wurde vor langer Zeit Unrecht getan, und weil man ja auf gar keinen Fall den Ein­druck erweck­en will, mit solch bösen Men­schen zu sym­pa­thisieren, darf man keine “bösen” Worte ver­wen­den und auch son­st keine Kri­tik, die ja natür­lich nur ras­sis­tisch gemeint sein kann. SO ein­fach ist es aber nicht.
    Sobald Sie mit der Ver­stüm­melung der “Pip­pi” Büch­er durch sind, kön­nen Sie eventuell noch gle­ich Wil­helm Busch “mod­ernisieren”. Da müssen Sie aber nicht nur die Worte, son­dern auch die Bilder retuschieren. Der spart näm­lich auch nicht mit “Negern” und “Mohren” mit dick­en Lip­pen, “Juden” mit großen Nasen,..
    Oh weh! Schon wieder ein bös­es Wort mit belasteter Ver­gan­gen­heit, und das Prob­lem liegt noch nicht ein­mal so lange zurück. Es war zudem auch ursäch­lich deutsch. Blöd nur, dass sich die “Nachkom­men Abra­hams” immer noch so nen­nen, obwohl die Beze­ich­nung “Jude” vor nicht all zu langer Zeit sehr wohl bei uns als Belei­di­gung gebraucht wurde. Was sagt der Lin­guist? Wie soll man den DIE kün­ftig nen­nen, um nur ja keinen Ver­dacht auf Anti­semitismus aufkom­men zu lassen?
    Aber eigentlich es ist doch auch recht prak­tisch, wenn man jede Kri­tik an ein­er Per­son oder Gruppe pauschal als “ras­sis­tisch” abschmettern kann, nur weil den (Ur)Großeltern oder noch weit­er zurück­liegen­den Gen­er­a­tio­nen “ähn­lich­er Kul­tur oder Herkun­ft” damals schlimmes Unrecht wider­fahren ist. Sehr praktisch.
    Ich bin mit Nachkom­men dunkel­häutiger Amerikan­er — tat­säch­lich von dort emi­gri­erten — aufgewach­sen. Alle­samt ehren­werte, ordentliche und liebenswerte Men­schen. “Die Neger” waren (und sind) ange­se­hene Mit­bürg­er und nie hätte sich ein­er von ihnen an dem Begriff gestoßen. Tat­säch­lich war die Erwäh­nung des “N” Wortes in meinem Umfeld nie neg­a­tiv behaftet ver­wen­det wor­den son­dern war im Gegen­teil immer vom Respekt gegenüber den genan­nten Per­so­n­en getragen.
    Ob ein Sam­mel­be­griff für eine Gruppe pos­i­tiv oder neg­a­tiv beset­zt ist, dafür sor­gen wahrnehm­bare Einzel Indi­viduen dieser Gruppe. Wenn Per­so­n­en mit dun­kler Haut­farbe in manchen Regio­nen und in heutiger Zeit wenig geschätzt sind, dann nicht, weil “wir alle Ras­sis­ten sind, die sich auf eine einge­bildete Über­legen­heit stützen”. Neben der natür­lichen(!) Scheu vor allen “ander­sar­ti­gen” sind schon auch per­sön­liche Erfahrun­gen maßge­blich, die dann eben pauschal­isiert wer­den. Bei uns hört man übri­gens viel häu­figer “Sch.. Russen” (wahlweise “Rumä­nen”, “Polen”, “Bur­gen­län­der”, “Preußen”, “Jugoslawen”, ..) als das “N” Wort. Wom­it man sicher­lich wieder ein­er großen Anzahl fre­undlich­er und angenehmer Georgi­er, Tschetsch­enen, Usbeken, Ukrain­er, Bay­ern, Kärnt­nern, Slowe­nen, .. Unrecht tut.
    Wir haben genug eigene Prob­leme. Wir müssen nicht noch die unser­er amerikanis­chen Fre­unde importieren.
    Wenn Sie alle Begriffe entseuchen wollen, die irgend­wann irgend­wo für irgendwen als Schimpf­wort ver­wen­det wur­den, dann bleiben am Ende vielle­icht noch ein paar Füll­wörter übrig. Sie kön­nten ja auch den umgekehrten Weg gehen und ver­suchen, die Belas­tung aus der Sprache wieder her­aus zu interpretieren.
    Über jede beliebige geografis­che Region, optisch erkennbare Gruppe, Berufs- oder religiöse Gemein­schaft wer­den Witze gemacht, sie als däm­lich (hier kann der gel­ernte Schwarzse­her eventuell wieder ein frauen­feindlich­es Unwort erken­nen), faul, bösar­tig oder min­der dargestellt. Und das weltweit. Es scheint wohl in der Natur der Men­schen zu liegen. Mit dem Zwang zum Schön­sprech wird sich das nicht ändern. Besten­falls wer­den die Begriffe intellek­tuell ver­schleiert und “dem ein­fachen Gemüt bil­dungs­fern­er Mit­men­schen” weniger zugänglich.
    For­mal lin­guis­tisch mögen Sie Recht haben, aber die Schnittmenge mit der gelebten Wirk­lichkeit ist hierzu­lande ger­ing. Wir wis­sen nun: Sie wür­den Pip­pi heute anders über­set­zen, großzügig umschreiben oder ganz ein­stampfen falls Sie gebeten wür­den das zu übernehmen. Wur­den Sie aber nicht. Dieses Priv­i­leg war Cäcilie Heinig vor­be­hal­ten. Das mag Sie schmerzen, ist aber nicht zu ändern. Bewer­ben Sie sich doch um ein zeit­genös­sis­ches Werk und ver­di­enen Sie sich Ihren Ruhm mit Pos­i­tiv Beispie­len. Es wäre doch sich­er trau­rig, wenn das Einzige, was den Men­schen außer­halb Ihres intellek­tuellen Zirkels von Ihnen im Gedächt­nis bliebe “Das war doch der, der die Lind­gren in den Schmutz ziehen wollte”. Das haben Sie nicht nötig.
    Also lassen Sie bitte die Kirche im Dorf.
    ..
    Im Übri­gen habe ich natür­lich die Kom­men­tar Richtlin­ien gele­sen und soweit ich es ver­standen habe, habe ich dage­gen auch nicht ver­stoßen. Natür­lich ist das IHR Blog und Sie dür­fen meine Beiträge selb­stver­ständlich nach Herzenslust kürzen, ändern oder ganz löschen. Schreibfehler im obi­gen Text habe ich bewusst geset­zt, damit Andere etwas zu lachen haben. Ich bin schließlich nur ein Dumm­schwätzer ohne Uni­ver­sitätsab­schluss und habe daher keine Ahnung, wie ich mich in mein­er eige­nen Sprache kor­rekt aus­drück­en muss.

  145. stan

    Ich habe ger­ade erfahren, dass zwei Arbeit­skol­le­gen von mir sich nicht mehr so gut ver­ste­hen, wie sie es die let­zten 15 Jahre getan haben. Der eine hat plöt­zlich ange­fan­gen, den anderen kon­se­quent “Neger” zu nen­nen, was er in den let­zten 15 Jahren nicht getan hat. Was zwis­chen den bei­den vorge­fall­en ist weiß ich nicht. Der eine ist weiß und Europäer, der andere Schwarz und Afrikan­er. Er hat sich beim Chef beschw­ert und die Empfehlung bekom­men, das zu ignori­eren. So weit die Sto­ry, die ich bis jet­zt nur aus zweit­er Hand kenne.
    Ich habe weit­er oben emp­fohlen, in sich hineinzu­lauschen, was das Wort “Neger” für Assozi­a­tio­nen aus­löst. Das war ernst gemeint, denn wenn ich ehrlich bin, dann weiss ich, dass ich (47 Jahre alt) Assozi­a­tio­nen zu dem Wort “Neger” habe, die mir nicht gefall­en, die aber da sind. Zu dem Wort “Schwarz­er” habe ich auch Assozi­a­tio­nen, die nicht immer neu­tral sind, die aber lange nicht so von oben herab sind, wie die zu dem Wort “Neger”. Das ist mein per­sön­lich­er Grund, auf das Wort zu verzicht­en (der andere ist, dass Schwarze nicht als “Neger” beze­ich­net wer­den wollen).
    Es geht nicht darum, sich als Sprach­bere­iniger zu posi­tion­ieren (wie es A.S. vorge­wor­fen wird) und es geht nicht um linke Sprach­nörgelei. Es geht darum, sel­ber etwas zu begreifen. Darum, zu ver­ste­hen, wie Worte das eigene Denken for­men, und doch bitte min­destens darum, einen halb­wegs gepflegten Umgang miteinan­der hinzubekom­men. Und dieser halb­wegs gepflegte Umgang miteinan­der find­et erst dann statt, wenn begrif­f­en wird, dass es Men­schen gibt, die es als Belei­di­gung auf­fassen “Neger” genan­nt zu wer­den, egal welche Bedeu­tung diesem Wort von Men­schen, die es benutzen beigemessen wird.
    Es schafft meinen eige­nen Ras­sis­mus nicht sofort ab, wenn ich auf das Wort verzichte, aber ein bewusster Verzicht sen­si­bil­isiert mich für meine Vorurteile, mit denen ich dann umge­hen kann, wenn ich das gemerkt habe.
    Es hil­ft nix, wenn Ute das Wort nur benutzt, wenn kein­er dabei ist, der belidigt sein kön­nte. Da muss noch ein Schritt weit­er gan­gen wer­den, zu merken, dass ich das Wort ja vielle­icht denke, wenn ich einen Schwarzen sehe. Aber dann bin ich ja vielle­icht schon wieder sauer auf ihn, weil es so schw­er ist, das alles bei­seite zu lassen…
    Man braucht über­haupt nicht über “Euphemis­mus­fall­en” zu reden. Man kann sich ein­fach den Verzicht auf ein Wort antrainieren und dann guck­en, wie es weit­erge­ht, und zwar in dem Bewusst­sein, dass es mit dem Verzicht auf das Wort eben nicht getan ist, dass der Verzicht aber ein Schritt in die richtige Rich­tung ist.
    Ich habe “Neger” vor etlichen Jahren aus meinem aktiv­en Wortschatz getil­gt. Vorurteils­frei bin ich deswe­gen noch lange nicht, aber ich entwick­el mich.

  146. David

    der andere ist, dass Schwarze nicht als “Neger” beze­ich­net wer­den wollen

    Es ist bemerkenswert, wie schwierig es ist, diesen Umstand in ein­er solchen Diskus­sion als Begrün­dung zu positionieren.

  147. stan

    @R.O.
    Ein Dumm­schwätzer sind Sie allemal!
    Sie ver­weisen auf Ameri­ka (ein bekan­nter deutsch­er Reflex) mit sein­er “Sklaven­prob­lematik”, die wir ja wohl nicht hät­ten. Natür­lich nicht, denn wir braucht­en keine Sklaven zu importieren, wir haben die Leute gle­ich vor Ort mißhan­delt. Von deutsch­er Kolo­nialgeschichte in Afri­ka haben Sie wohl noch nie gehört, und das Volk der Herero ist Ihnen gegenüber nie erwäh­nt worden?

  148. Felix Rauch

    Das Prob­lem mit dem Wort ist zunächst, daß es geeignet ist, schwarze Men­schen zu beleidigen.
    Daß es bei Weißen oft ver­quere Assozi­a­tio­nen geben mag, die mit dem Begriff des schwarzen Men­schen selb­st verknüpft sind, bestre­it­et nie­mand. Der prob­lema­tis­che Charak­ter des N‑Worts erschöpft sich darin aber nicht.”
    Gibt es ein Beispiel, ein einziges, aus der Geschichte, in der Diskri­m­inierung und Unter­drück­ung durch gezielte Änderung der Sprache been­det wurde? Das IMHO einzige, was Kinder durch das Nich­taussprechendür­fen “prob­lema­tis­ch­er” Worte, sei es nun “Neger”, “Fick­en”, “Muschi”, “Scheisse” oder “Jeho­va” ler­nen, ist, dass diese Begriffe eben “prob­lema­tisch” sind, und damit auch die dahin­ter­liegen­den Sig­nifikate irgend­wie verkrampft behan­delt wer­den. Was das Ziel, eine Diskri­m­inierungs­freien Gesellschaft, in noch weit­ere ferne rückt. Ich propagiere gewiss keine rück­sicht­slose diskrim­i­na­torische Sprachver­wen­dung. Wenn die Alter­na­tive jedoch Tabuisierung und Verklemmtheit ist, posi­tion­iere ich mich auf der Seite der Deut­lichkeit. Und bemühe mich im All­t­ag um eine Verän­derung des uner­wün­scht­en Zus­tands. Auf der Ebene des Han­delns, nicht des Sprechens. Denn Worte sind stets nur der Schat­ten der Tat.

  149. Patrick Schulz

    Mit­glieder alter­na­tiv­er Pigmentierung”
    Soll ich mich als stark besom­mer­sprosster Men­sch hier jet­zt direkt ange­sprochen fühle?
    Für mich ist sowieso jed­er schwarz, der dun­k­lerge­färbte Unter­arme hat als ich und das dürften so um die 99% aller Men­schen über­haupt sein. Also soll­tet ihr als von mir unter­drück­te Min­der­heit jet­zt mal alle schön ruhig sein und diese ziel­lose Diskus­sion um Wort, das nur deswe­gen als diskri­m­inierend emp­fun­den wird, weil darüber gere­det wird, zu einem Ende bringen.

  150. David

    @Felix Rauch
    Brin­gen Sie sich doch bitte zunächst auf den aktuellen Stand der Diskus­sion. Sie müssen die Argu­mente die ich und andere vorge­bracht haben ja nicht akzep­tieren, soll­ten aber doch der Höflichkeit hal­ber darauf einge­hen und ver­suchen, sie zu entkräften, anstatt nur das Gegen­teil zu behaupten. Mich dauernd zu wieder­holen ist mir zu mühselig.

  151. Hel

    Au, das schmerzt…
    @Peter Perrey
    Dumm­bötelige copy cats sind wohl eher solche, die einen doofen Kom­men­tar gle­ich dreimal posten und glauben, mehr Ahnung als die Duden-Redak­tion über die ras­sis­tis­che Kon­no­ta­tion des Worts “Neger” zu haben…
    @R.O. (ste­ht das für “Ras­sis­tis­ch­er Oraldurchfall”?)
    Der Niger ist ein Fluss und Nige­ria ein Staat. “Neger” ist eine kolo­nial­is­tisch-ras­sis­tisch geprägte, mithin diskrim­ierende Beze­ich­nung für Men­schen schwarz­er Haut­farbe. Ihr gön­ner­haftes Geschwurbel von ehren­werten, ordentlichen “Negern”, Ihr sin­n­freier Ver­weis darauf, dass auch schwarze Men­schen schwarzen Men­schen Bös­es antun sowie Ihr schreiend blöder Ver­such, A.S. als Sprach-Nazi hinzustellen, ent­lar­ven Sie endgültig als Hohlkörper.

  152. Hel

    Noch mehr Ethnophaulismen
    Nehmen wir mal das Wort “Polacke” — der unbe­darfte Schlecht­sprech­er kön­nte darauf ver­weisen, dass es sich schließlich aus der pol­nis­chen Eigen­beze­ich­nung Polak für “Pole” abgeleit­et hat­te und daher über­haupt nicht abw­er­tend gemeint sein könne.
    Diese Schlussfol­gerung ist genau­so heuch­lerisch wie die ana­log zum “Neger” gezo­gene. Oder hat schon mal jemand gehört, dass Polen von Deutschen ganz wert­frei als “Polack­en” beze­ich­net wurden?
    Oder nehmen wir den “Itak­er”, der im Land­ser­sprech ursprünglich mit a am Ende für Ital­ienis­ch­er Kam­er­ad stand.
    Ob R.O. oder Peter Per­rey wohl den Wirt ihres Lieblingsi­tal­ieners mit “Na, du Itak­er” begrüßen und ihn über­trieben­er poli­tis­ch­er Kor­rek­theit bezichti­gen, wenn ihm diese Anrede nicht so zusagt…?

  153. R.O

    @stan:
    “wir braucht­en keine Sklaven zu importieren, wir haben die Leute gle­ich vor Ort mißhandelt.”
    Wenn Sie Ihren Schul­dreflex für einen Moment zügeln kön­nen, dann kann ich Ihnen ver­sich­ern, WIR haben diese Leute nicht mißhan­delt. Also zumin­d­est nicht ich und ich nehme auch nicht an, dass Sie das waren. Die Fähigkeit der Deutschen, sich per­sön­lich mit Erfol­gen (beim Sport etwa) und Schuld von völ­lig frem­den Men­schen zu iden­ti­fizieren ist wirk­lich beachtlich. Ich übernehme gerne die Ver­ant­wor­tung für mein Leben und zum Teil das mein­er Kinder, aber keines­falls ist die Schuld der Vor­fahren vererb­bar. Das ist eine Mär der christlichen Kul­tur. Ich kann die ver­gan­genen Gräuel furcht­bar find­en, ich kann den Nachkom­men der Opfer meine Hil­fe anbi­eten, aber ich bin nicht ver­ant­wortlich für die Tat­en dieser Men­schen und ganz bes­timmt habe ich mir auch deren Schuld nicht aufge­laden. Das mag bitte jed­er schon selb­st machen.
    Furcht­bare und men­sche­nun­würdi­ge Gräuel gibt es lei­der zu jed­er Zeit und an jedem Ort. Da haben die Deutschen ihren Anteil, wie die Amerikan­er, die Araber wie die Chi­ne­sen,.. und diese Dinge müssen immer und sofort bekämpft und die Ver­ant­wortlichen zur Rechen­schaft gezo­gen wer­den. Ich bin sich­er, da kommt jet­zt ein­er und schre­it “das kann man doch nicht ver­gle­ichen!”. Ich ver­gle­iche nicht, ich zäh­le auf.
    Umgekehrt ist aber auch die Opfer­rolle nicht erblich.
    Was Sie aber lei­der in mein­er Aus­sage nicht ver­standen haben: In Deutsch­land gab es jeden­falls in der jün­geren Geschichte keine Sklaverei. Dadurch hat die einge­sessene Bevölkerung anders als in Ameri­ka nicht das “Prob­lem” gehabt, dass “die Nachkom­men der­er, die vom Ur-Ur..Großvater noch wie Vieh gehal­ten wur­den” ver­suchen mussten sich in der Gesellschaft gle­ich­w­er­tig zu posi­tion­ieren. Wei­thin von jedem erkennbar durch ihre Haut­farbe. DIESER über Gen­er­a­tio­nen fort­dauernde Kon­flikt führt zu der in den USA aus­geprägten ras­sis­tis­chen Ein­stel­lung gegenüber Mit­bürg­ern dun­kler Hautfarbe.
    Bei uns waren “Schwarze” für das bre­it­ere Pub­likum eher exo­tis­che Beson­der­heit­en. Die Ver­ach­tung der Deutschen hat sich gegenüber anderen Per­so­n­enkreisen man­i­festiert. Mit bekan­ntem Ergeb­nis. Nach dem Krieg war der Kon­takt der Deutschen zu “Schwarzen” eher von den G.I.’s geprägt als von ein­er ver­meintlich über­lege­nen Posi­tion ein­er “Her­ren­rasse”. Kein guter Nährbo­den dafür, sich Far­bigen gegenüber über­legen zu fühlen.
    Dass Schwarze nun ver­mehrt ras­sis­tisch motivierten Angrif­f­en aus­ge­set­zt sind (sind sie?) ist also keine his­torisch gewach­sene Geschichte son­dern schlicht abgeschaut, weil es eben bequem ist, wieder mal einen Sün­den­bock zu haben. Idioten und Ras­sis­ten gibt es natür­lich trotz­dem reich­lich. Und sind es nicht die Schwarzen, dann eben die Türken. Jeden Tag ste­ht ein Dum­mer auf.
    Wenn, um beim The­ma zu bleiben, Die Pipi Über­set­zung vor 60 Jahren dem Zeit­geist entsprechend kor­rekt über­set­zt wurde, und diese Inhalte heute nicht mehr zeit­gemäß sind, dann ist das wahrschein­lich ein Anachro­nis­mus, aber eben nicht falsch gewor­den. Falsch wäre es, wenn es nicht so über­set­zt würde, wie es die Autorin geschrieben hat, ob man das nun mag oder nicht. Über­set­zun­gen und Hand­lun­gen von Büch­ern nachträglich “geän­derten poli­tis­chen und gesellschaftlichen Bedürfnis­sen anzu­passen”, ist ein Dienst, der in der Ver­gan­gen­heit lei­der auch nicht immer die gewün­schte Wirkung gebracht hat.
    Das als Aufhänger für eine unter­schwellige Anklage gegen “die Deutschen” zu machen, die ihren Kindern vor dem Schlafenge­hen mit­tels ras­sis­tisch motiviert­er Kinder­lit­er­atur sub­ver­sive Gedanken ein­trichtern, halte ich schlicht für über­trieben. Man darf Erwach­se­nen und Kindern dur­chaus ein wenig Unter­schei­dungs­fähigkeit zutrauen. Sog­ar in Deutsch­land. Man kann (Sprach) Prob­leme aber auch her­bei reden, wenn man nur hart­näck­ig genug ist.
    Neger und Zige­uner sind also aus der Über­set­zung ver­schwun­den. Eigentlich kom­men aber auch die Polizis­ten und Päd­a­gogen nicht wirk­lich gut weg in den Geschicht­en. Die wer­den sog­ar offen angefeindet.
    @Hel
    “R.O. (ste­ht das für “Ras­sis­tis­ch­er Oraldurchfall”?)”
    Nein. Da kön­nten Sie nicht falsch­er liegen. Ich bin aber ehrlich erstaunt, wie banal manche Men­schen sich hier aus­drück­en möcht­en. Immer­hin ist dies ein Lin­guis­tik Blog. Das The­ma scheint wohl bei eini­gen, vor­bei an den höheren Gehirnzen­tren, eine ani­malis­che Saite anzuschlagen.
    @Patrick Schulz
    Ja bitte, fühlen Sie sich ange­sprochen. Noch ist der Begriff völ­lig frei von neg­a­tiv­en Bedeu­tun­gen. Nehmen Sie sich an und prä­gen sie ihn pos­i­tiv, ehe jemand kommt und auch ihn anschwärzt. Ich habe diesen Begriff allerd­ings nicht selb­st erfun­den, son­dern auf ein­er anderen Web­seite für mich ent­deckt. Ich kann sie aber im Moment nicht richtig zitieren. Etwas noch neu­traleres ist mir bis­lang nicht unter gekom­men. “Alter­na­tiv” ist nach mein­er Erfahrung noch eine Gle­ich­w­er­tigkeit, ohne jede Bevorzugung.

  154. Felix Rauch

    @stan
    “Ein Dumm­schwätzer sind Sie allemal!
    Sie ver­weisen auf Ameri­ka (ein bekan­nter deutsch­er Reflex) mit sein­er “Sklaven­prob­lematik”, die wir ja wohl nicht hät­ten. Natür­lich nicht, denn wir braucht­en keine Sklaven zu importieren, wir haben die Leute gle­ich vor Ort mißhan­delt. Von deutsch­er Kolo­nialgeschichte in Afri­ka haben Sie wohl noch nie gehört, und das Volk der Herero ist Ihnen gegenüber nie erwäh­nt worden?”
    Kön­nen Sie eigentlich auch argu­men­tieren oder nur belei­di­gen? Man sollte Ihnen mal ordentlich die Ohren langziehen, Sie Schlin­gel. Viel Spaß beim weit­eren “mißhan­deln” der deutschen Sprache.

  155. stan

    @R.O.
    Nein, Sklaverei gab es in der jüng­sten deutschen Geschichte nicht. Es wurde bloß in den dreißiger Jahren vorher einge­bürg­erten schwarzen Afrikan­ern die Staats­bürg­er­schaft aberkan­nt. Und Zwangsar­beit in Konzen­tra­tionslagern und Men­schen­ver­suche sind ja nun ein­mal keine Sklaverei. Das Dritte Reich fand statt zu ein­er Zeit, als die Sklaverei in den USA schon den einen oder anderen Moment abgeschafft war.
    Nein, ich bin nicht schuld an den Tat­en mein­er Vorväter. Aber vielle­icht mache ich mich schuldig, wenn ich ihre ras­sis­tis­chen Tra­di­tio­nen fort­set­ze, z.B. dadurch, dass ich darauf beharre Schwarze “Neger” nen­nen zu dür­fen, auch wenn die das als Belei­di­gung empfinden.

  156. Felix Rauch

    Gibt es hier eigentlich irgend­je­mand der das Wort “Neger” in der All­t­agssprache ironiefrei ver­wen­det oder dies propagiert? Wenn nein, ist ein Großteil der hier stat­tfind­en­den Diskus­sio­nen ziem­lich müßig. Back to the roots.

  157. Helmut Wicht

    Negroes und Nobelpreise
    Ich hab’ mal bei Mar­tin Luther King nachgeschaut
    http://www.mlkonline.net/speeches.html
    Der ver­wen­det — selb­st in sein­er Nobel­preisrede — das Wort “Negroe” ganz selb­stver­ständlich, ich kann da keine pos. oder neg. Kon­no­ta­tio­nen erken­nen. Das war in den 60ern.
    Von daher bin wäre ich sehr zöger­lich, A. Lind­gren, die in den 40ern schrieb, wegen des schwedis­chen Wortes “neger” einen Ras­sis­musvor­wurf zu machen.

  158. Ute

    @ Hel­mut Wicht
    Der Ver­lag nimmt dazu auf der Home­page Stellung:
    “In den 1940er Jahren, als Astrid Lind­gren die „Pip­pi Langstrumpf“-Bücher schrieb, war in Skan­di­navien das Wort „Neger“ die übliche Beze­ich­nung für Men­schen mit schwarz­er Hautfarbe.”
    http://www.oetinger.de/…/neger-und-zigeuner.html

  159. Klausi

    Rät­sel
    Welche® der fol­gen­den Begriffe ist im Sinne der soge­nan­nten poli­tis­chen Kor­rekheit völ­lig daneben?
    Visuell, ver­tikal, men­tal oder akustisch her­aus­ge­fordert sowie anders begabt.
    Wer das Rät­sel löst, kann einen Gutschein für die Förder­schule gewinnen.

  160. Helmut Wicht

    @ Klausi
    “Welche® der fol­gen­den Begriffe ist im Sinne der soge­nan­nten poli­tis­chen Kor­rekheit völ­lig daneben?
    Visuell, ver­tikal, men­tal oder akustisch her­aus­ge­fordert sowie anders begabt.”
    Antwort:
    Der Begriff von der “poli­tis­chen Kor­rekheit”. Schon orthograph(f?)isch.
    scnr
    Kann ich mich bdG (bei der Gele­gen­heit) für das ver­dop­pelte Verb in meinem let­zten Post entschuldigen.

  161. Ute

    Übri­gens habe ich im Web inzwis­chen auch die Stel­lung­nahme von A. Lind­grens Tochter gefun­den, warum die Büch­er in Schwe­den selb­st nicht verän­dert wur­den und man dort stattdessen ein erläutern­des Vor­wort einge­fügt hat:
    http://www.aftonbladet.se/…er/article11012041.ab
    Grobe Zusam­men­fas­sung (Vor­sicht, meine Schwedis­chken­nt­nisse sind nicht per­fekt): Die Fig­ur der Pip­pi Langstrumpf ist nun mal in den 40ern behei­matet und aus den Büch­ern kommt vieles den Kindern von heute selt­sam vor. Der Begriff “Neger” bekam erst seit ca. 2000 einen neg­a­tiv­en Beigeschmack, und da Pip­pi selb­st keine Vorurteile hegt, haben die heuti­gen Rechtein­hab­er eine Änderung abgelehnt.

  162. Felix Rauch

    Deutsch­land — Ein Wintermärchen
    „Der Zol­lvere­in“ – bemerk­te er –
    „Wird unser Volk­sthum begründen,
    Er wird das zer­split­terte Vaterland
    Zu einem Ganzen verbinden.
    „Er giebt die äußere Ein­heit uns,
    Die soge­nan­nt materielle;
    Die geistige Ein­heit giebt uns die Censur,
    Die wahrhaft ideelle –
    „Sie giebt die innere Ein­heit uns,
    Die Ein­heit im Denken und Sinnen;
    Ein einiges Deutsch­land thut uns Noth,
    Einig nach Außen und Innen.“
    […]
    „Es blühte in der Vergangenheit
    So manche schöne Erscheinung
    Des Glaubens und der Gemüthlichkeit;
    Jet­zt herrscht nur Zweifel, Verneinung.
    „Die prak­tis­che äußere Frei­heit wird einst
    Das Ide­al vertilgen,
    Das wir im Busen getra­gen – es war
    So rein wie der Traum der Liljen!
    Auch unsre schöne Poesie
    Erlis­cht, sie ist schon ein wenig
    Erloschen; mit andern Köni­gen stirbt
    Auch Lind­grens NegerkönigFreiligraths Mohrenkönig.

  163. Felix Rauch

    @Klausi:
    “Visuell, ver­tikal, men­tal oder akustisch her­aus­ge­fordert sowie anders begabt.”
    Ich würde sagen: hor­i­zon­tal begabt.

  164. Klausi

    An Hemut Wich: Den Fehler müssen Sie mir nach­se­hen, ich war lei­der nicht auf der Förderschule.

  165. Helmut Wicht

    @ Klausi
    Alte Usenetregel:
    Fehlt es Dir an Argumenten,
    fang’ orthographisch an zu zänken.
    Und fehlt Dir jed’ Information,
    benörgel’ die Interpunktion.
    Und sagt man dann, Du seist ja blöde:
    Gräm’ Dich nicht, zitiere Goethe:
    “Einem Wort kann man kein Iota rauben..”
    Is’ vom Meis­ter. Muss man glauben.
    Grüße
    Hel­mut Wicht

  166. Christian S.

    @ Chris­t­ian S.: Dann dür­fen Sie Astrid Lind­gren nur auf Schwedisch lesen.”
    Naja. Das ist jet­zt a bissl albern. Natür­lich ist eine Über­set­zung nie per­fekt, aber es beste­ht schon ein Unter­schied zwis­chen “Ich schreibe eine Geschichte um” und “Ich habe nicht die per­fek­te Über­set­zung gefun­den”. Wäre das nicht so, dann wäre jede Über­set­zung eine Fälschung.

  167. jens meister

    Wer legt fest welche Worte nicht ok sind
    Mich stört an diesem Text primär, dass ‑mal wieder- jemand ohne Zweifel und abso­lut fes­tle­gen möchte welche Worte rück­wirk­end auszu­tauschen, ja, man kann es auch zen­sieren nen­nen. In der deutschen Wikipedia gab mal jeman­den, der unbe­d­ingt im Artikel zum Alten Tes­ta­ment erfasst haben wollte, dass die Beze­ich­nung “Altes Tes­ta­ment” anti­semi­tisch sein. Alt = ver­al­tet, Neues Tes­ta­ment = neu = bess­er. Ist das nun Quatsch? Oder nur das gle­iche wie die Forderung hier, Neger aus Pipi zu ent­fer­nen? Wenn man ein­mal damit anfängt, hört man dann jemals auf? Wo kann man dann noch eine Gren­ze ziehen?

  168. Peter Perrey

    Ach Gottchen, ja
    Was es nicht alles gibt: Da freut sich ein “Über­flieger” über mein — zugegeben­er­maßen spo­radis­ches — Vor­beis­chauen, ein ander­er braucht noch eine Erk­lärung zum Fachter­mi­nus ‘false friends’ und schließlich wer­den mir sog­ar die Tück­en der Tech­nik ange­lastet (vielle­icht wäre A.S. so fre­undlich, Dop­peltes mal zu löschen).
    Aber zur Sache: Ich habe hier noch nicht ein stich­haltiges [!] Argu­ment dafür gele­sen, warum das Wort “Neger” ras­sis­tisch sein soll und beispiel­sweise durch “Schwarz­er” erset­zt wer­den müsste. Bei­de Begriffe beziehen sich auf die Haut­farbe, bei­de son­dern gle­icher­maßen aus, indem sie das Nicht-Weiß­sein beto­nen. Das haben Grup­pen­beze­ich­nun­gen nun mal so an sich, dass sie der Kon­trastierung dienen. Solange eine solche Beze­ich­nung nicht ein­deutig her­ab­würdi­gend gemeint ist — und dafür gibt es in aller Regel auch entsprechende Son­der­for­men (s. nig­ger, Bazi, Itzig u.ä.) — sollte man darauf verzicht­en, anderen die eigene Aus­druck­sweise aufzwin­gen zu wollen.

  169. H.M.Voynich

    @A.S.
    “[…] denn Neger ist eben ein durch und durch ras­sis­tis­ches Wort […]”
    Wieso ist das so?
    Ich kann die Erfahrung von Her­rn (Dr.) Bernd Wal­ter teilen: in der DDR war Diskri­m­inierung ein ganz heißes Eisen, aber an “Neger” fan­den 17 Mil­lio­nen Men­schen nichts diskri­m­inieren­des, das war ein ganz neu­traler Begriff.
    Erst in den Neun­zigern mußte ich (in ein­er recht pein­lichen Sit­u­a­tion) erfahren, daß das Wort schon lange böse war. Mir hat­te natür­lich mal wieder nie­mand was gesagt.
    Aber wie kam es zu dieser unter­schiedlichen Auf­fas­sung in Ost und West?
    Ist es so, wie Peter Per­rey behauptet, daß es aus den USA rüber­schwappte (das würde erk­lären, warum es die DDR nicht erreichte)?
    Du (darf/soll ich? Auch die Anrede “Sie” wurde mir in anderen Blogs/Foren bere­its neg­a­tiv kon­notiert) argu­men­tierst, daß man die Betrof­fe­nen fra­gen muß, wie sie genan­nt wer­den wollen. Bei Mil­liar­den von Betroffenen …
    Let­ztlich hat “sie” aber auch nie­mand gefragt, ob sie “Schwarze” oder “Far­bige” oder über­haupt irgend­wie benan­nt wer­den wollen, und deshalb gibt es bei jed­er neuen Stufe der Tret­müh­le auch immer Protest aus den Rei­hen der so Neube­nan­nten — erin­nert sich jemand an “And you got the fuck­ing nerv to call me colored”?
    http://www.golyr.de/…all-me-coloured-606041.html

  170. David

    @Peter Par­rot

    Ich habe hier noch nicht ein stich­haltiges [!] Argu­ment dafür gele­sen, warum das Wort “Neger” ras­sis­tisch sein soll und beispiel­sweise durch “Schwarz­er” erset­zt wer­den müsste.

    Was glauben Sie flat­u­len­ter Arm­leuchter eigentlich, wer Sie sind? Ihre Knalldep­pen­po­si­tio­nen in allen Ehren, aber der Argu­mente wur­den hier genü­gend vorge­bracht. Daß Sie diese zu ver­ste­hen nicht in der Lage sind, über­rascht mich zwar kein Stück. Sie kön­nten sich aber zumin­d­est die Mühe machen, Ihre Begriff­s­tutzigkeit am konkreten Beispiel unter Beweis zu stellen, indem Sie es zu wider­legen ver­suchen, anstatt alle Argu­mente zusam­men als “nicht stich­haltig” abzu­tun und offen­bar zu erwarten, daß man sich infolgedessen eigens für Sie nochmal ein paar ganz neue ausdenkt.
    Was haben Sie eigentlich für einen gewalti­gen Schaden?

  171. Andrea

    Pip­pi Langstrumpf ist kein Vorbild
    Mit ca. 7 war Pip­pi Langstrumpf mein Idol, doch war mir damals schon bewusst, dass sie unkon­ven­tionell, und eine Außen­sei­t­erin ist. Sie geht nicht zur Schule, hat keine elter­liche Auf­sicht und kann machen, was sie will. Sie hat keine gesellschaftlichen Umgangs­for­men und lehnt Autorität ab.
    Pip­pi erfind­et Geschicht­en. Zum Beispiel behauptet sie, dass im Kon­go nie­mand jemals ein wahres Wort spräche. Darauf ange­sprochen, gibt sie jedoch ohne Zögern zu, gel­o­gen zu haben. Sie nimmt zu wenig Rück­sicht auf die Gefüh­le ander­er. Als sie einen schlafend­en Mann auf dessen Rasen erblickt, behauptet sie, ihn mit­nehmen zu wollen. Sie wolle ihn in den Kan­inchen­stall sperren.
    Pip­pi spricht mit anderen sehr autoritär, als sei ihre Meth­ode, etwas zu tun, die einzig richtige.Sie ist sehr egozen­trisch. Auf­grund ihres schlecht­en Betra­gens ist ihr der Schulbe­such jedoch ver­wehrt. Besorgte Nach­barn rufen bei ein­er Gele­gen­heit das Jugen­damt an und beschw­eren sich darüber, dass kein Erwach­sen­er Pip­pi beauf­sichtigt. Das Jugen­damt schre­it­et prompt ein und besorgt für sie einen Platz in einem Kinder­heim. Als Pip­pi sich weigert, mitzuge­hen, wird die Polizei gerufen. Sie verspot­tet den Polizis­ten, gibt auf seine Fra­gen keine vernün­fti­gen Antworten und entzieht sich dem Gewahrsam. Es gibt zahllose weit­ere Beispiele für ihr fehlangepasstes Ver­hal­ten in Gesellschaft. Als sie zu ein­er Teege­sellschaft ein­ge­laden wird, greift Pip­pi mit ihren Zehen nach den Kuchen­stück­en und tunkt sie in ihren Tee. Sie ver­streut über­all auf dem Boden der Gast­ge­berin Zuck­er, da sie es spaßig find­et, über die knack­enden Zuck­erkörn­er zu laufen. Danach fällt sie in den größten Kuchen. Sie behauptet, er sei jet­zt ruiniert, und ver­speist ihn allein.
    Wenn sie sich vorstellt einen “eige­nen Neger” zu haben, dann ist das doch typ­isch für sie. Sie schock­iert gern und ist poli­tisch unkorrekt.
    Ich finde, dass man ihr vor diesem Hin­ter­grund nicht einen so schamhaften Begriff wie “dunkel­häutige Men­schen” in den Mund leg­en kann, weil es nicht zu ihr passt.

  172. Chris

    nicht zu vergessen…
    der schwarzen/ afro-deutschen kinder, die diese büch­er sel­ber lesen.….…… meine tochter, papa schwarz­er amerikan­er, hat sich bis heute ( 12 j.) geweigert, die büch­er zu lesen, weil der vater pip­pis negerkönig ist.….bin auch für die radikale entfernung

  173. Monika Hendlmeier

    War Mar­tin Luther King Rassist?
    Ich finde es erschreck­end, wenn ich in vie­len Kom­mentaren dieses Blogs Aus­sagen lese à la “Wer das Wort Neger benutzt, ist ein Rassist.”
    Nach dieser Logik war auch Mar­tin Luther King Ras­sist, denn in seinen Reden benutzt er unzäh­lige Male das Wort “Negro”.

  174. Tom Schmidt

    Vorneweg: ich gebe gern schon im Voraus zu, dass ich nicht alle Kom­mentare gele­sen habe.
    Das enthül­lende an dem Artikel ist für mich die “böse For­mulierung” über Pip­pi. Offen­sichtlich wird Pip­pi wed­er gemocht noch ver­standen und die noch heute wichtige Funk­tion ein­er Pip­pi, die keine Wilden Hüh­n­er oder andere Kinder­büch­er von “neuen Autoren”, die so drin­gend eine Chance brauchen, aus­füllen kann. Nicht ohne Grund gilt Pip­pi als Rol­len­vor­bild für Mäd­chen, als Muster­beispiel für zivilen Ungehorsam…
    Eine gewisse Unken­nt­nis der Materie zeigt sich auch in der Ver­mu­tung Pip­pi würde in ein­er zeit­losen Phan­tasiewelt spie­len. Auss­er Taka-Tuka ist Pip­pi sehr deut­lich in ein­er (dama­lig) zeit­genös­sis­chen, Schwedis­chen Real­ität ange­siedelt. Auch andere Konzepte in den Büch­ern passen nicht in die zeit­lose Phan­tasiewelt: Kinder­heime a la Prus­seliese, die Rolle der Polizei und, und, und.
    Was die Neubear­beitung ange­ht, so bin ich zwiges­pal­ten: Zum einen mag der Lit­er­atur­wis­senschaftler in mir tat­säch­lich am lieb­sten den “Urtext”. Zum anderen darf man die Prob­lematik nicht kleinre­den. Eine Bear­beitung wie die neue Ver­sion birgt für mich evtl. sog­ar mehr Gefahren als die Fußnoten­lö­sung: Der latente Ras­sis­mus (Astrid Lind­gren ziel­gerichteten Ras­sis­mus zu unter­stellen wäre reich­lich absurd, aber natür­lich war sie ein Kind ihrer Zeit) wird glatt gebügelt, die Stolper­steine und notwendi­gen Gespräch­san­sätze ver­schwinden. Die Untertöne bleiben. Das macht den unter­liegen­den Ras­sis­mus dann wieder gesellschaftsfähig.
    Was also tun? Eigentlich das, was mit Pip­pi Büch­ern schon lange geschieht: Band 1 und 2 wer­den vorge­le­sen und Taka-Tuka fällt hin­ten runter, wird später gele­sen und dann ggf. auch verstanden.
    Eine gesellschaft­spoli­tis­che Zen­sur wie sie hier gefordert wird finde ich allerd­ings höchst zweifel­haft. Meine erste (sicher­lich nicht kor­rek­te) Assozi­a­tion war die Frage ob solche Büch­er denn “entartet” wären…
    Und noch in einem Punkt würde ich klar wider­sprechen wollen: Eine Welt ohne Pip­pi ist eine Dystopie. Denn Pip­pi macht aus Kindern Men­schen, die ihre Rechte wahr nehmen, die Erwach­se­nen die Zähne zeigen. Und auf das Beispiel wer diesen Platz ein­nehmen kann warte ich gespannt.

  175. andrku

    Wir ver­wen­den das…
    …Wort “Neger” heute nicht mehr? Wer hat das fest­gelegt? Übri­gens haben wir das noch in den 70iger und 80igern ganz nor­mal benutzt.
    Ich habe kein Prob­lem damit und ich habe es auch noch nie in neg­a­tiv­en Kon­text gehört oder benutzt. Diese über­trieben polit­i­cal cor­recte Posi­tion kon­nte ich noch nie nachvollziehen.
    Nen­nen wir die Sache doch beim Namen: man möchte gerne ein Wort für dunkel­häutige Men­schen haben, hat aber gle­ichzeit­ig ein schlecht­es Gewis­sen, weil Haut­farbe ja keine Rolle spie­len soll. Also wird jedes Wort nach kurz­er Zeit als Diskri­m­inierung wieder ver­wor­fen: Neger, Schwarz­er, Far­biger, Afro(amerikaner)…
    Ich finde das albern und die Dop­pel­moral bloßstel­lend, typ­isch amerikanisch kön­nte man sagen, von dort kommt der Trend wohl auch. Die haben es halt nötig ihr schlecht­es Gewis­sen zu umman­teln und das treibt manch­mal selt­same Blüten.
    Dass man “Neger” auch neg­a­tiv ein­set­zen kann, ist hinge­gen kein Argu­ment, schliesslich war auch “Jude” schon­mal Schimpf­wort und “Schwuler” ist es heutzu­tage noch für manche Kreise. Sollte man sie deshalb nicht mehr benutzen? Neger komm schlicht von (span. negro, frz. nègre von ursprünglich lat. niger für schwarz) schreibt Wikipedia. Was die Sache ja auch ganz gut trifft, nicht? Wir wer­den ja auch hell­häutig genannt…

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