Als ich im Januar das Bremer Sprachblog auf den Weg brachte, habe ich mir geschworen, über drei Dinge nie zu schreiben: erstens über die Frage, ob die Eskimos 400 Wörter für Schnee haben, zweitens über die Frage, ob Firefox ein besserer Browser ist als der MS Internet Explorer und drittens über die Frage, ob die Redewendung Sinn machen, die Bastian Sick so berühmt gemacht hat, ein Vorbote der sprachlichen Apokalypse ist. Auf alle drei Fragen schien mir die korrekte Antwort zu offensichtlich (Nein, Ja und Nein).
Bei den Schneewörtern haben meine guten Vorsätze gerade mal fünf Tage gehalten. Gleich mein dritter Beitrag hat das Thema ausführlich aufgegriffen. Beim Browserkrieg bin ich immerhin sechs Monate stark geblieben. Aber im Juli brauchte ich Hilfe mit dem Layout, das einer der beiden Browser nicht richtig darstellte, und da ging es nicht anders. Und heute fällt mein letzter Vorsatz.
Jeden Monat musste ich lesen, wie irgendein Journalist oder Blogger sich über die Redewendung selbst aufgeregt oder diese Aufregung genüsslich zerpflückt hat. Also (und ich nenne nur einen Beitrag pro Monat): Im Januar führte Alexander Marinos in der Westdeutschen Zeitung die Redewendung als Beweis dafür an, dass „die deutsche Grammatik … immer „englischer“ wird“. Im Februar hat Wiglaf Droste auf der Webseite des MDR Sinn machen mit Pipi machen assoziiert und behauptet, wer diese Redewendung verwende, wolle sich „aufpumpen, sich größer machen und bedeutender“. Im März hat Max im Spreeblick ein nicht ganz ernst gemeintes Plugin veröffentlicht, das den ungeliebten Ausdruck auf besuchten Webseiten durch sinnvoll sein ersetzt. Im April beklagte Thomas, dass es der Redewendung gelungen sei, „in einem öffentlichen Medium Fuß zu fassen“ (nämlich der Odenwälder Zeitung). Im Mai fand „Management-Guru“ Reinhard Sprenger in einem Interview im Handelsblatt, dass man mit der Redewendung „Objektivität behauptet — und unterschlägt, dass die Fakten auch ganz anders bewertet werden können“. Im Juni hatte zum ersten Mal in diesem Jahr jemand Mitleid mit dem gescholtenen Ausdruck. Julius Firefly rief die Anglizismenjäger mit einem subtilen Hinweis zur Vernunft: „glaub es oder nicht, aber englische Begriffe können Sinn machen“. Im Juli hat ConAlma dieses Signal der Hoffnung dann wieder zunichte gemacht: „Irgendwann stieß ich mich daran. Und seither ständig“. Im August machte Silent Tiffy dann kurzen Prozess mit allem Sprachdiktatorischen und dabei spielte auch das Sinn machen eine Rolle. Und im September knöpfte sich Björn Grau einige Argumente aus Bastian Sicks Gedankenblase zu dem Thema vor und ließ nicht viel davon übrig.
Und jetzt halte ich es nicht mehr länger aus. Der Oktober gehört mir! Und wenn ich gute Vorsätze breche, dann richtig. Deshalb werde nicht nur einmal über das Sinnmachen schreiben, sondern gleich fünfmal. Jeden Montag werde ich einen Aspekt dieser unschuldig ungeliebten Redewendung näher beleuchten.
Wir beginnen gleich heute mit der Frage, wann und wie die Redewendung Sinn machen in die deutsche Sprache übernommen wurde (dass sie aus dem Englischen stammt, setzen wir, wie alle anderen, voraus — natürlich ohne dass das tatsächlich zu beweisen wäre). Irgendwie sind sich alle einig, dass es sich um ein relativ junges Phänomen handelt. Bastian Sick schreibt beispielsweise:
Seit einiger Zeit hat sich im deutschen Sprachraum eine Phrase breit gemacht, die auf die alte Frage nach dem Sinn eine neue Antwort zu geben scheint. Mit ihr feiert die Minderheitensprache Denglisch ungeahnte Triumphe, grammatischer Unsinn „macht“ plötzlich Sinn.
Und schuld sind irgendwie „Journalistenfinger“ und „Politikermünder“ (ConAlma) oder vielleicht generische Werbeschaffende (Sick):
Irgendwer hat es irgendwann zum ersten Mal verkehrt ins Deutsche übersetzt, vielleicht war es sogar derselbe, dem wir die unaussprechlichen „Frühstückszerealien“ zu verdanken haben und das schulterklopfende „Er hat einen guten Job gemacht“ („He did a good job“), welches die bis dahin gültige Feststellung „Er hat seine Sache gut gemacht“ abgelöst zu haben scheint.
Gut, einfach so ins Blaue spekulieren kann man natürlich immer, vor allem, wenn es einem nicht um die Sache geht, sondern nur um ein paar billige Lacher auf Kosten anderer. Oder man setzt sich hin und recherchiert ein bisschen, bevor man seine Gedanken zu Papier bringt.
Die Teildisziplin der Linguistik, die sich mit dem Wortschatz einer Sprache beschäftigt, ist die Lexikologie, und eine ihrer Aufgaben ist es, Belege für die früheste Verwendung jedes Wortes zu finden. Diese frühen Belege helfen dabei, die Bedeutungsentwicklung eines sprachlichen Ausdrucks zu verstehen; außerdem liefern sie natürlich einen Hinweis darauf, wie lange es einen Ausdruck schon ungefähr gibt. Dabei darf man natürlich den ersten schriftlichen Nachweis nicht mit der tatsächlichen ersten Verwendung verwechseln, da die Schriftsprache der gesprochenen Sprache normalerweise mindestens ein paar Jahrzehnte hinterherhinkt.
Wann und von wem wurde die Redewendung Sinn machen also zum ersten Mal verwendet? Waren es wirklich Politiker oder Journalisten?
Dazu würden die Überlegungen des Mainzer Literaturwissenschaftlers Heiko Stahl passen. Einige Jahre vor Sick hat der sich über die Herkunft dieser Redewendung etwas ernsthafter Gedanken gemacht und dabei in Broder Carstensens Anglizismen-Wörterbuch folgenden Erstbeleg aus dem Spiegel gefunden:
SPIEGEL: Herr Minister, Sie machen in diesem Jahr über 30 Milliarden Mark neue Schulden. Zugleich müssen Sie 1979 rund 31 Milliarden für Zins und Tilgung des alten Schuldenbergs von 207 Milliarden ausgebe. Macht das noch Sinn? (SPIEGEL 29.1.1979: 84)
Aus dem selben Jahr findet er einen weiteren Beleg aus der Zeit und aus dem nächsten Jahr noch einmal einen aus dem Spiegel:
[…] vor der nächsten Bremer Premiere, […] “groß und klein” von Botho Strauß, macht die Entscheidung für Strindbergs Szenen einer Ehe und einer Läuterung schon Sinn. (ZEIT 28.9.1979: 45)
SPIEGEL: Herr Professor Mann, zumindest auf diesem Gebiet können Sie sich mit Ihrem Strauß nicht sehen lassen. Es macht doch keinen Sinn, einen Kanzlerkandidaten Strauß zu propagieren, aber zugleich zu sagen: Was er da redet über die Ostverträge, das ist Unsinn. (SPIEGEL 1.9.1980: 42)
Stahl suggeriert dann, dass möglicherweise die Presse, vielleicht auch speziell der Spiegel, schuld an der Übernahme der Redewendung aus dem Englischen, oder wenigstens an deren Vebreitung sei.
Das lässt sich aus den Belegen allerdings unter keinen Umständen schließen, denn das Anglizismen-Wörterbuch stützt sich bei der Auswahl der Beispiele auf das „Paderborner Korpus“, eine Sammlung von Pressebelegen — es wundert also nicht, dass man dort Belege aus der Presse findet.
Immerhin können wir damit schon einmal die Behauptung ad acta legen, dass Sinn machen erst „seit einiger Zeit“ verwendet wird: die Redewendung ist mindestens seit 1979, also seit fast dreißig Jahren, im deutschen Sprachgebrauch zu finden.
Aber die fortschreitende Digitalisierung unseres Schatzes an schriftsprachlichen Erzeugnissen erlaubt es uns, sogar etwas weiter in die Vergangenheit vorzudringen. Wenn man die Redewendung Sinn machen in all ihren grammatischen Varianten in die Google Büchersuche eingibt, bekommt man eine Fülle an Belegen. Bei vielen dieser Belege ist eine genaue Datierung nicht möglich, da die Angaben zum Publikationsjahr unvollständig oder offensichtlich fehlerhaft sind.
Der früheste sichere Beleg aber ist deutlich älter als Stahl annimmt. Er stammt aus dem Jahr 1966. Er stammt auch nicht von einem Journalisten oder Politiker, sondern von einem Verleger (Wolff, Kurt [1966]: Briefwechsel eines Verlegers, 1911–1963. Scheffler: Frankfurt a.M.):
Die Redewendung ist also selbst in der Schriftsprache mindestens vierzig Jahre alt, in der Umgangssprache vermutlich noch zehn bis zwanzig Jahre älter. Weitere frühe schriftsprachliche Belege stammen übrigens von anerkannten Philosophen (von Gagern, Michael [1970]: Ludwig Feuerbach: Philosophie- und Religionskritik. Die „Neue“ Philosophie. München: Anton Pustet):
und Literaten (Kieser, Rolf [1975]: Max Frisch. Das literarische Tagebuch. Frauenfeld: Huber) — leider ist nicht klar, ob hier Kieser spricht, oder sogar Frisch selbst:
Ich glaube nicht, dass die hier zitierten Autoren je das Wort Zerealien in den Mund genommen hätten (auch wenn dagegen eigentlich nichts einzuwenden wäre, denn das Wort hat einen tadellosen Stammbaum, der sich bis ins Lateinische zurückverfolgen lässt: es kommt ursprünlich von cerealis, lat. für „des Getreides“, oder besser „der Ceres“, der altrömischen Landwirtschaftsgöttin).
Ob vierzig bis fünfzig Jahre und die Autorität von Dichtern und Denkern ausreichen, um Sinn machen als Teil der deutschen Sprache zu akzeptieren, muss jeder für sich entscheiden. Eine Erfindung von Werbemachern oder „radikal, schrill und aggressiv“ schreibenden Spiegelredakteuren (Stahl) ist die Redewendung aber auf gar keinen Fall.
Die ganze Serie
Sinnesfreuden: Zweiter Teil
Sinnesfreuden: Dritter Teil
Am schönsten fand ich den letzten Absatz in der Abhandlung “Macht Sinnmachen Sinn?” von Heiko Stahl:
Hier scheint sich die Lösung der Frage nach dem Sinn aufzutun. Unsinn kann man, soll man aber nicht machen – “macht keinen Unsinn!” Mehr noch: wenn Unsinn die Negation des Sinns ist, dann ist ja “Sinn machen” durch Aufhebung der doppelten Negation das Äquivalent von “keinen Unsinn machen”. Ergibt dieser Unsinn überhaupt einen Sinn? Mir erscheint es sinnlos, weiter über diese Frage nachzusinnen…
Interessant.
Dennoch — ebenfalls ohne es beweisen zu können — wage ich den Ausspruch: Kein einziger derer, die seit einiger Zeit* zur Popularität von “Sinn machen” beigetragen haben, führte die Wendung im Munde, weil er sich gerade mit Max Frisch beschäftigte oder sich mitten im Philosophiestudium befand oder gerade die SPIEGEL-Sammlung im Keller geordnet hat.
Irgendwo verwendet wurde es vielleicht auch schon 1839. Oder 1907. Aber in der alltäglichen Kommunikation findet man es gehäuft wohl tatsächlich erst seit einiger Zeit*. (Vielleicht fehlte vorher einfach das Internet.) Man kann es daher ruhig als neues Phänomen behandeln.
Ich habe den Eindruck, ein gut Teil der Kritik richtet sich nicht nur gegen die Wendung selbst, sondern auch gegen das gedankenlose (und nicht selten besonders kennend klingen wollende) Nachsprechen. Oder schlicht gegen das Überrennen der schöneren Variante. So bei Max Goldt:
Gewiß, gewiß: Was sich einbürgert, wird irgendwann als korrekt gelten. So entwickelt sich Sprache. Ich weiß dies, so wahr mir Gott helfe und so sehr ich hier sitze. Bin ja Knowledgeworker von Hause aus. Doch es wär’ schade um das »Sinn ergeben«. Das Wort »machen« kommt schon häufig genug vor in unserer Sprache. Liebe machen, die Wäsche machen, Essen machen, sauber machen, Abwasch machen, Frau Heinrich machen — »Ich mach mal Frau Heinrich«, sagt die Friseurin zu ihrer Kollegin, wenn sie ihr mitteilen möchte, daß sie nun der Kundin Heinrich die Haare zu machen sich anschickt — Betten machen, Feuer machen, Internet machen — nein, Internet machen wir noch nicht. Wir gucken Internet. Weil es Sinn ergibt. Für viele zumindest.
Was ich eigentlich nur sagen wollte: Sehr interessant.
*) eine genau(er)e Angabe wäre hier noch viel alberner
@ stw (besonders, aber natürlich auch die anderen),
ich hatte mir die einschlägige Einschätzung Max Goldts anlässlich dieses Blogbeitrags auch noch einmal herausgesucht; sie ist und bleibt für mich normativ, und das in verschiedener Hinsicht:
# Sie ist ziemlich unaufgeregt — anders als Sick et al..
# Sie traut der Sprache was zu.
# Und sie sagt mal genau, warum man Sinn zwar machen kann, es aber besser nicht tun sollte.
Und das gar nicht mal so sehr in der hier zitierten Passage, sondern kurz davor. Dort steht, was Leute, die diese und solche Unbedachtheiten begehen, für Risiken eingehen. Er vergleicht sprachliche Defizite mit schmutzigen Fingernägeln — auch die sind nicht schlimm, betreffen nicht den Wert des Menschen an sich, aber sie diskreditieren sie für bestimmte Aufgaben — in seiner unnachahmlichen Art führt er hier, wenn ich mich recht entsinne, das Falten der blütenweißen Tischdecken der luxemburgischen Prinzessin Marie Astrid an.
Und das ist es doch: Wer Sprache so benutzt, stellt sich vielleicht weniger zu bestimmten Menschen oder Gruppen hin, als von anderen weg. Das ist vielleicht das größte Risiko nachlässiger Sprachbenutzung: Nicht-Zugehörigkeit zu signalisieren.
Diese Sichtweise erlaubt es auch (mir zumindest) die unangemessen scharfen Bekämpfer dieser kleinen Unart zu gruppieren: Bei den Besserwissern nämlich. Da möchte _ich_ aber nicht sitzen, frei nach Psalm 1. Man kann, wenn wir schon bei den Psalmen sind, hier wie überall die Kirche ruhig im Dorf lassen.
Gotthold Ephraim Lessing kombinierte “Sinn” und “machen” auch schon:
“Ein Übersetzer muß sehen, was einen Sinn macht.”
Lessing: Briefe, die neueste Literatur betreffend (10. Januar 1760)
Link [zeno.org]
“Nun ist es wahr, daß dieses eigentlich keinen falschen Sinn macht; aber es erschöpft doch auch den Sinn des Aristoteles hier nicht.”
Lessing: Hamburgische Dramaturgie (notiert am 8. März 1768)
Link [zeno.org]
Mal eine etwas ketzerische Vermutung. “Macht Sinn” hat etwas ausweichendes, der / die Schreiber(in) legt sich ja nicht wirklich fest. In vielen Fällen wäre ein “ist vermutlich sinnvoll” als Ersatz möglich, “macht Sinn” impliziert aber eine Tatsache, jedoch ohne echte Festlegung. Eventuell wurde die Übertragung ins Deutsche ja aus diesem Grund durchgeführt.
…makes sense würde ich, je nach Kontext, auch oft als “dürfte sinnvoll sein” übersetzen, auch hier findet keine echte Festlegung statt, sondern nur die Vermutung, dass etwas sinnvoll sein könnte.
Oder ich bin völlig auf dem Holzweg, es sei denn, es macht Sinn. 😉
Es grenzt in mienen Augen schon oft an Paranoia, jegliche Erklärung für einen vermeintlichen falschen Ausdruck in angelsächsischen Sprachraum zu suchen.
So stellt sich mir erst einmal die Frage, ob denn die vereinfachten Ausdrücke aus der Mathematik, die die gleiche Struktur wie “Sinn machen” aufweisen, denn nicht auch falsch sind — und das seit Jahrzehnten; konkret:
eins plus eins MACHT zwei
zwei plus zwei MACHT vier
Zweifelsohne hat sich das Wort “macht” hier auch eingeschlichen und das wort “ergibt” ersetzt — ähnlich wie “Sinn ergeben” zu “Sinn machen” wurde. Ersteres, möcjhte ich behaupten, ohne englischen Einfluss.
Ich beanspruche nun nicht des Rätsels Lösung, doch würde ich gerne zur Diskussion anregen, ob sich denn nicht auch so die Struktur des Ausdrucks “Sinn machen” ergeben hat. Denn In meinen Augen ergibt “Sinn machen” in gewisser Weise Sinn:
eins plus eins “macht” zwei
Aktion X plus (oder angewendet auf) Situation Y “macht” Sinn
Ich freu mich auf jegliche Anregung und Antwort
Das klingt für mich übrigens nach Deutschland. Eins plus eins ist zwei.
Zitat (oben): “Stahl suggeriert dann, dass möglicherweise die Presse, vielleicht auch speziell der Spiegel, Schuld an der Übernahme der Redewendung aus dem Englischen, oder wenigstens für deren Vebreitung sei.”
Unsinniger als “Sinn machen” dürfte die Presse sein, die plötzlich als “Schuld” daherkommt. Dadurch daß man Schuld trägt, wird man doch wohl nicht gleich eine solche… (Ist ja offenbar kein unabsichtlicher Schreibfehler wie die
fehlenden “r” und “n” in “Verbreitung sein”, sondern Anpassung an die — nicht
obligatorische! — Hauptregel der sogenannten Rechtschreibreform, die da heißt: “Falsch ist richtig!”)
Ich bin aber nicht schuld (alte Rechtschreibung), wenn es nicht meine Schuld war. Schuld tragen ist poetisch.
Das einzige, was mir komisch vorkommt, ist “Schuld an der […] oder wenigstens für”. Dieser Satz muß zuerst mit “schuld sein an” und dann mit “verantwortlich sein für” im Hinterkopf geschrieben worden sein.
Franzi Fuchs, *gähn*.
David, danke, ist korrigiert.
“die Frage, ob die Redewendung Sinn machen, die Bastian Sick so berühmt gemacht hat, ein Vorbote der sprachlichen Apokalypse ist.”
Wobei zu bemerken ist, daß Sick ganz klar sagt, daß dies eben kein solcher Vorbote ist.
Entschuldige mal, aber fünf Beispiele zu suchen und dann zu sagen: war schon immer so, ist so ziemlich das Unlauterste, was man machen kann. Was sich an den Beispielen zeigt, ist, daß die, die es verwendet haben (besonders Frisch, wenn er es war) mit dem Englischen Kontakt hatten — zu einer Zeit, wo dies noch nicht die Selbstverständlichkeit hatte, die es heute hat.
Die gängige Formel war jedenfalls, daß Dinge Sinn haben, sinnvoll sind. Der Grund dies beizubehalten ist freilich nicht Borniertheit, sondern das Wort “machen”, daß im Deutschen schlichtweg anders verwendet wird als sein englisches Pendant “to make”.
Die Angleichung der Verwendung, die im Begriff ist, ist tatsächlich Ausdruck eines Verfalls. Nicht aber, weil es aus dem bösen, fremden Englisch kommt, sondern weil die sprachliche Vielfalt verloren geht: Ärger machen, Sinn machen, Kuchen machen.
Wenn sich Tucholsky darüber amüsierte, daß Franzosen bei jedem Verb, nach dem man sie fragt “faire” sagen, so wird man selbiges vom Deutschen “machen” auch sagen können.
Da kann man nun zynisch sagen: who cares? Aber Zynismus ist nicht die Lösung, nicht mal für Blogger.
Thom, nein, das Unlauterste, was man machen kann, ist es, einfach irgendetwas zu behaupten und Gegenbeispiele mit fadenscheinigen Begründungen wegzudiskutieren, immer in der Annahme, dass man selber Recht hat und der Andere die Beweislast trägt. Davon abgesehen habe ich jede Ihrer unüberlegten Behauptungen bereits widerlegt.
… ob man gleich sich erst einen Sinn dazu machen muß (Goethe)?! Aber ja: die weyse ist, das man wenig wort mache, aber vill und tieffe meynungen ader synnen (Luther). Wer aber ganz ohne Fehl ist, der werfe jetzt den ersten Zwiebelfisch — er träfe nur Luther, Lessing, Goethe. Übrigens hätte ein kleiner Blick zu den Brüdern Grimm genügt (s.v. Sinn, II.21f.), woher das deutsche “Sinn machen” kommt: aus dem Mittellateinischen der Scholastik “sententiam facere”. Bsp.: Petrus der maister Lampardus, der die sentencias machet, das ist das puch von hochen synnen zu teutsch.
Jaja, man soll die Kirche ruhig im Dorf lassen. Trotzdem find ich’s schade, dass die entsprechenden Adjektive (‘logisch’ oder sinnvoll’ etwa) immer seltener zum Einsatz kommen. Am heftigsten geärgert hat mich eine Werbekampagne: HOLZ MACHT SINN, wollte die der Welt in Riesenlettern weismachen.
Ein weiterer “früher” Beleg von 1972 wäre noch im DWDS-Korpus zu finden gewesen, der lautet
Offe, Claus, Strukturprobleme des kapitalistischen Staates, Frankfurt a.M.: Suhrkamp 1972, S. 65
… ist, denn es macht keinen Sinn, die Gesamtheit …
und ebd. S. 75
… Nicht-Ereignis « dar. Es macht aber offenbar keinen Sinn, …
“Unsinn machen” ist aber nicht das Gegenteil von “Sinn machen” 😉 Daher finde ich es doch lohnenswert, darüber nachzusinnen. Es ist ja auch nicht so, als hätten sich Menschen/Journalisten/Autoren noch nie geirrt.
Vielen Dank für diesen großartigen Artikel, dem nichts hinzuzufügen ist, nur die Freude darüber, dass Stammtischgerede à la Sick wissenschaftlich und gutrecherchiert Paroli geboten wird!
Vielen Dank! Der Ausdruck “macht Sinn” mag nicht besonders elegant sein, aber es ist einfach nur widerlich, wie seit ein paar Jahren eine wahre Hexenjagd darauf veranstaltet wird. Kaum verwendet ihn jemand, kommt jemand um die Ecke geprescht um zu behaupten, dass sei kein vernünftiges Deutsch, obwohl ihn jeder versteht und grammatisch auch nichts daran auszusetzen ist. Selbst wenn es denn ein junger Anglizismus wäre, ist ein solches Verhalten wenig sinnvoll und trägt niemals zur Diskussion bei. Endlich kann man diese Störenfriede auf einen sachlichen Artikel wie diesen verweisen. Nochmals vielen Dank dafür!
Vielen Dank für diesen Artikel und die hilfreichen Beiträge einiger Leser, insbesondere donquichottes. Er hat völlig Recht! Es ist einfach unlogisch zu behaupten, eine Wendung wie “Sinn machen” stamme aus dem Englischen, wenn es bereits im Lateinischen dafür Belege gibt.
Sicher sind viele Ausdrücke aus dem Lateinischen erst über den Umweg des Englischen in die Deutsche Sprache gelangt — aber wenn schon ein Luther so schreibt, der selbst sagte, man müsse “dem Volk aufs Maul schauen” und entsprechend so schreiben, ist es doch mehr als unnötig, einen solchen Umweg auch nur in Betracht zu ziehen.
Desweiteren möchte ich daran erinnern, dass es Luther war, der die Bibel ins Deutsche übersetzt hat (Endfassung 1545 — die Fremdsprache, von der er am meisten beeinflusst war, dürfte wohl kaum das damals noch semantisch und syntaktisch bedeutend anders funktionierende Englisch (sprach er das überhaupt?)gewesen sein, sondern vielmehr das Lateinische sowie das Griechische.
Wie viele Jahrhunderte soll eine beliebige sprachliche Wendung benötigen, bis man ihr zugesteht, dass sie längst im Deutschen etabliert ist? Die kleinkarierte Ansicht Bastian Sicks entspringt ganz offensichtlich einer völligen Unkenntnis linguistischer Prozesse sowie einer erschreckenden Ignoranz gegenüber sämtlichen etablierten Quellen zur Geschichte der deutschen Sprache. Sich mit solch nichtvorhandenem Wissen auch noch auf die Fahnen zu schreiben, man wolle das deutsche Volk zu einem besseren Sprachgebrach erziehen, ist einfach nur lächerlich.
Was ich dem Beitrag entnehmen kann, ist, dass der Anglizismus “Sinn machen” offensichtlich älteren Ursprungs ist, als von Herrn Sick angenommen. Das ändert aber nichts am eigentlichen Kritikpunkt, dass hier eine schlampige 1:1‑Übersetzung aus dem Engischen vorliegt. Es ist nun mal nicht von der Hand zu weisen, dass beim “Sinn machen” kein Sinn “produziert” wird, sondern sich uns höchstens “erschließt”. Ich finde es daher inakzeptable, wie der Autor auf den Einwand von Thom reagiert hat.
Ähem, Edgar, abgesehen davon, dass der Gesamtbeitrag des Blog 5 Einträge umfasst, die erheblich genauer vorgehen als es Herr Sick auf Spiegel Online kann, haben verschiedene Kommentatoren Belege für erheblich früheres Auftreten des beanstandeten ausdrucks gebracht. So gibt es Verweise auf Luther, Goethe, Lessing; außerdem wird Grimms Wörterbuch mit einer Quelle zitiert, die jedem Preskriptiv-Grammatiker das Herz höher schlagen müsste, nämlich das gute alte Latein.
Aufgrund der angeführten Belege kann zumindest eines aufs Schärfste zurückgewiesen werden: Die Wendung ‘Sinn machen’ ist eindeutig keine Übersetzung aus dem Englischen — weder schlampig noch sauber.
Nichts Anderes ist der Sinn hinter der sprachhistorischen Untersuchung, Belege zu finden, die eine These fragwürdig machen. Natürlich ist das noch keine ausreichende Betrachtung, den semantischen Hintergrund zu klären, es genügt aber vollauf, Unsinn als solchen zu entlarven.
Ich habe in eine protestantische Bibel hineingeschaut, deren Text “der historischen Fassung von 1912” folgt. Besagte Fassung folgt wahrscheinlich Luther; es tut direkt weh, diese Bibel zu lesen, weil man richtig durchsieht, welche lateinische Wendung im Original (also der Vulgata) gestanden ist.
Ist das auch wirklich der Fall? Oder hat man in Norddeutschland schon immer “Sinn machen” gesagt?
Ach ja, immer diese Fragen, wo man richtig nachforschen muss, damit man sie beantworten kann. Wie nervig…
Ja, und “machen” hat ursprünglich “kneten” bedeutet, und “haben” “fangen, festhalten” (es ist nicht mit lat. habere verwandt, sondern mit capere). Das Argument von der Etymologie her ist ein logischer Fehlschluss.
Ob die Redewendung “Sinn machen” aus dem Englischen kommt oder nicht, ob sie im Deutschen “Sinn macht” oder nicht, ist mir an sich völlig gleichgültig. Sie besteht aus guten alten deutschen Wörtern, und jeder versteht, was gemeint ist. Es gibt viele althergebrachte Redewendungen, die jeder versteht, deren Zusammensetzung heutzutage aber nicht mehr durchsichtig ist und die daher streng genommen “keinen Sinn mehr machen”. Meine Empfehlung an “Sprachnörgler” wäre deshalb, sich nicht auf diesem Nebenschauplatz zu verzetteln.
Ich sehe auch nicht ein, warum diese Redewendung im Englischen mehr “Sinn machen” sollte als im Deutschen. Meine Empfehlung an Bastian Sick wäre deshalb, das Übel an der Wurzel anzupacken und die Engländer davon zu überzeugen, daß ihre Ausdrucksweise unsinnig ist. Dann würde sie ja vielleicht auch aus dem Deutschen wieder verschwinden.
Andererseits mag es ja durchaus sein, daß diese Redeweise im Deutschen “in letzter Zeit” stark zugenommen hat. Das fällt mir nicht so sehr auf, was aber daran liegen kann, daß mir das englische “make sense” einfach zu vertraut ist. Es erschiene dann auch plausibel anzunehmen, daß dieser zunehmende Gebrauch auf englischen Einfluß zurückzuführen wäre — egal, ob die Redewendung ursprünglich aus dem Englischen stammt oder eine autochthone deutsche Bildung ist.
Wenn sich aber jemand daran stößt, weil er es für einen Modeausdruck hält, den er einfach nicht mehr hören kann, so habe ich dafür durchaus Verständnis. Ich kann auch das echt deutsche Wort “Nachhaltigkeit” nicht mehr hören, von dem affigen Fremdwort “thematisieren” ganz zu schweigen.
Mich stört auch die gedankenlose Übernahme englischer Wendungen. So war vor einiger Zeit in den Nachrichten die Rede von dem “finalen Ergebnis” (“final result”), wo man im Deutschen normalerweise von dem “Endergebnis” spricht. In diesem Fall handelt es sich um eine banale Fehlübersetzung, die man mit dem Zeitdruck entschuldigen kann. Allerdings fällt mir immer häufiger auf, daß “final” in der englischen und nicht in der deutschen Bedeutung verwandt wird.
@David Marjanović (#9)
“Ich bin schuld” ist nicht nur die alte, sondern auch die neue Schreibung.
@Anatol Stefanowitsch (#13)
Dem anderen die Beweislast zuzuschieben, ist doch ein beliebtes Argument in diesem Blog. Ich zitiere: “Kennen Sie eine Studie, die diese Intuition belegt?”
Diese Verschiebungen werden auch weiter zunehmen, je mehr das Reden und Lesen von Englisch im deutschen Raum zunimmt. Weil ich beruflich wie privat viel Englisch lese (und lesen muss), ertappe ich mich zum Beispiel dabei, inzwischen immer wieder “eventuell” zu denken, wenn ich “schließlich” meine. Oder auch “aktuell” anstelle von “tatsächlich”.
Vielleicht erleben wir im Rahmen der Globalisierung auch irgendwann eine Bedeutungsangleichung von solchen falschen Freunden, auch wenn uns die Verschiebung am Anfang wie ein Fehler vorkommt — weil es ja auch erst mal einer ist. Durch sowas seh ich doch trotzdem nicht das Vaterland oder die Muttersprache in Gefahr.
Wobei “final” noch mal ein anderer Fall ist, weil das im Deutschen schon länger in der (aus dem Lateinischen stammenden) Bedeutung verwendet wird. “Finales Ergebnis” oder “Endergebnis” ist letztlich eine Stil‑, keine Bedeutungsfrage.
Ich stimme Ihnen durchaus zu. Die zunehmende Kenntnis des Englischen wird so oder so ihre Spuren im Deutschen hinterlassen. Auch mir geht es manchmal so, daß mir das englische Wort zuerst einfällt, ja daß ich Mühe habe, mich an das richtige deutsche Wort zu erinnern.
Ich sehe natürlich auch nicht “das Vaterland oder die Muttersprache in Gefahr”. Ich frage mich allerdings, warum Sie das überhaupt für erwähnenswert halten. Hat das denn irgend jemand behauptet? Leider krankt die ganze Diskussion über Anglismen, Fremdwörter, Sprachwandel usw. daran, daß allzu häufig diejenigen, die etwa ein Übermaß an Anglismen kritisieren, gleich als “Puristen”, “Deutschtümler” oder als solche, die in jedem Anglismus den Untergang des Abendlandes sehen, hingestellt werden. Solche mag es ja geben, begegnet bin ich allerdings noch keinem. Leider fühlen sich viele, die gegen ein solches Übermaß an Anglismen eintreten, selbst verpflichtet, einleitend in einer Art “disclaimer” zu versichern, daß sie selbstverständlich keine “Puristen”, “Deutschtümler” usw. seien. All das könnte man sich ersparen und die Diskussion wäre sehr viel fruchtbarer, wenn man sich darauf einigen könnte, dem anderen bis zum Beweis des Gegenteils gesunden Menschenverstand zu unterstellen.
Nochmals zu final: Im Englischen bedeutet das Wort abschließend, endgültig. Auch im Deutschen wird es gelegentlich in diesem Sinne gebraucht (z.B “Krankheit im finalen Stadium”). Andererseits wird es auch und m.E. überwiegend, etwa im philosophischen Zusammenhang, in dem Sinne von zweckbestimmt, zielgerichtet benutzt. So ist etwa der finale Todesschuß nicht etwa ein “endgültiger Todesschuß” sondern ein auf die Tötung abzielender Schuß. In einfachem Deutsch würde man eher von einem absichtlichen Todesschuß sprechen. Die Bezeichnung finaler Todesschuß wirkt auf mich sehr euphemistisch und bürokratisch.
Das Vordringen von final in der englischen Bedeutung führt zu Zweideutigkeiten im Deutschen und kann deshalb m.E. nicht erstrebenswert sein. Ob es sich aufhalten ließe, ist natürlich eine andere Frage. Außerdem gehört final im Deutschen einer hohen Sprachebene an und ist im alltäglichen Deutsch ohnehin überflüssig.
Ebensowenig erschiene es mir wünschenswert, wenn die englische Bedeutung von eventually ins Deutsche eindränge und man nicht mehr wüßte, was mit eventuell gemeint ist. Übrigens war vor nicht so langer Zeit das Wort eventual im Englischen zweideutig, weil es auch eventuell bedeuten konnte. Inzwischen bezeichnen englische Wörterbücher diese Bedeutung aber als “archaisch” oder verzeichnen sie überhaupt nicht mehr.
Nur ein Detail: “die Google Büchersuche”???
Daniel (#27): Sie haben Recht, es heißt natürlich „Google Buchsuche“. Dass sie getrennt geschrieben wird, dafür kann ich nichts.
Ah ja, stimmt, danke.
Ja, es macht Sinn und ist sinnvoll zugleich 🙂
Sehr interessante Beiträge zu diesem Thema. “Sinn machen” war und ist schon damals verwendet worden und in genau diesen Wurzeln liegt wohl auch die Lösung.
Auf “germanischem, deutschem, teutschem, teutonischem Gebiet” man mag es nennen wie man möchte, gab es schon immer unterschiedliche Begriffe für die selbe Sache.
Hier sei nur kurz eingefügt, daß es für Nahrungsmittel oder Tierbezeichnungen etc., in jedem heutigen Bundesland einen eigenen “lokalen” Begriff gibt. Recherchiere doch ein Jeder, wie Brötchen genannt werden oder wie “Marienkäfer” in Sachsen heißen 🙂
Wer sich mit der Sprachentwicklung einzelner Länder und des westeuropäschen Teils unseres Kontinents befasst, sollte auf die eigentliche Herkunft der englischen und somit auch der amerikanischen und australischen Sprache stoßen. Norddeutschland hat auf sprachlicher Ebene, vor allem im Niederdeutschen, viele Ähnlichkeiten mit dem Skandinavischen, insbesondere dem Dänischen sowie dem Holländischen und Englischen. Und woher stammt nun die heutige englische Sprache!?
Sie ist keine ureigene Sprache in dem Sinne und kann es auch nicht sein. Die Ureinwohner des heutigen “Großbritannien” sowie auch Küstenabschnitte “Frankreichs” sind im Bereich des Keltischen anzusiedeln. Dem folgte das Altenglische im 5.Jh bis zum Ende des Mittelenglischen im 15.Jh. Noch heute wird
dort Gälisch und Walisisch gesprochen. Und nicht ohne Grund gibt es dafür Übersetzungen auf Straßenschildern 🙂
Dies entstand, nachdem sich die Angeln, Sachsen und Jüten im 5.Jh in England ansiedelten. Die heutige englische Sprache hat ihren Ursprung also in den germanischen Sprachen und daher auch der indogermanischen Sprachfamilie.
Wie mit dem deutschen Sprachraum war es dann auch auf der “Insel” — fast jede umgebende Sprache wanderte mal durch oder blieb dort. Da wären die skandinavischen Einflüsse (Sky, School), Latain über die Römer sowie französische Einflüsse aus der Normandie, die wiederum Einflüsse aus dem Nordischen (Normannischen) aufweist.
In diesem Zusammenhang möchte ich auch auf die Tatsache hinweisen, daß Italienisch und Französisch zwar romanische Sprachen sind, jedoch ihren Bezug zum Latein in Teilen verloren haben. Sie entstammen zwar der Sprache des römischen Imperiums sind aber aus der Volkssprache hervorgegangen, dem Vulgärlatein, da das relativ ungebildete Volk (Lese- und Schreibkünste waren von den religiösen und weltlichen Herrschern aus gutem Grund nicht erwünscht) diese komplexe Sprache gar nicht anwenden konnte und auch nicht wollte! Um Einstein hier mit einfließen zu lassen: Sprache ist relativ 🙂
Und nun zurück zum “Sinn machen”!
Wenn man dies bedenkt und davon ausgeht, daß eine frühe Form dieser Wörter schon so angewandt wurde, ergibt dies durchaus einen Sinn. Nicht wir übernehmen diese Form aus dem Englischen, und hier seien zudem die literaischen Belege für eine frühe Nutzung im Deutschen angemerkt, sondern unsere Ahnen nahmen sie mit auf die Insel.
Diese Form fand literaisch mehrdeutige Verwendung und wird heutzutage zwar für die “richtigere” eigentliche Bedeutung “Macht das noch Sinn = Führt dies zum Ziel” benutzt. Im allgemeinen Sprachwirrwar wird dies durch eine ähnliche Bedeutung auch gleichgesetzt mit “Das macht Sinn = Das ist sinnvoll = Nützlich, Mehrwert oder Bereicherung”. Jedoch wird sich wohl kaum einer dazu verleiten lassen, zu sagen oder zu schreiben: “Dies macht dem Leben einen Sinn” oder anders “Das gibt 5 €”
Man wird aber durchaus auf folgende Aussage stoßen:
“Ich fahre als EINZIGSTER Mensch IN MALLORCA gern NACH ALDI, um dort mit TAXIS meine PIZZAS zu holen”
(Das tut schon beim schreiben weh und beim lesen erst recht *g*)
In diesem Sinne
“Carpe Diem” und “Immer Mensch bleiben”
Stefan Kähler
ps: Ich bin in Norddeutschland aufgewachsen und ein Kind der späten 70er.
Ich interessiere mich sehr für die glaubwürdigeren Hintergründe zu Politik,
Wirtschaft und Geschichte. Um die Welt zu begreifen, bedarf es einzig dem
Willen ihre wahre Hekunft zu ergründen.
Nur wer die Geschichte kennt und die Gegenwart begreift, kann seine Zukunft
sinnvoll gestalten und sie auf der Wahrheit aufbauen. Andere zu belügen ist
das Ende, aber sich selbst zu belügen ist der Anfang davon.
In welchem? Soll “ureigene Sprache” etwas heißen?
Hä? Wie soll man denn statt “Taxis” noch sagen können?
Ach jaaaa! Ich war ja gerade in Berlin, und da ist auf einem Verkehrsschild (“parken verboten außer für” oder so ähnlich) allen Ernstes “Taxen” gestanden! LOL! 😀 Zum Glück habe ich vor 20 Jahren Jan & Julia gelesen und dort “Wer will mit meiner Taxe fahren?” gesehen, sonst hätte ich… naja, weiß ich nicht, ob ich in aller Öffentlichkeit zu kichern angefangen hätte oder schlicht und ergreifend nicht verstanden hätte, worum es geht. Was mir zu “Taxen” zuerst einfällt, sind die “Taxen und Gebühren”, die anfallen, wenn man einen Flug bucht.
Das bedeutet “pflücke den Tag”, auf dass er dir wie die sprichwörtliche reife Frucht in den Schoß falle. Es ist eine Aufforderung zum Hedonismus — morgen könnte man schon tot sein.
Das merkt man.
Nein.
Alles, das mit “als das Wünschen noch geholfen hat” beginnt, ist ein Märchen. Es gibt keine Fragen über die Natur, die man mit Nachdenken allein verlässlich beantworten könnte. Wenn man die Wirklichkeit nicht beobachtet, merkt man nicht, wenn man falsch liegt, wenn, in anderen Worten, die eigene begrenzte Vorstellungskraft nicht gereicht hat, um die Wirklichkeit im eigenen Kopf zu modellieren.
Deswegen ist die Wissenschaft entwickelt worden: weil Philosophie allein einfach auf keinen grünen Zweig kommt.
Und wieder dreht sich alles um Verstand? Weil Sprache Verstehen und verstanden werden ist? Mir gefallen diese Überlegungen, von denen ich gerne profitiere. Es hat mich angeregt und weiter gebracht. Danke!
“Sie setzen sich zum Raten hin,
Uneins und doch in einem Sinn. (…)2
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Ach, pardon: Das heißt so:
“Sie setzen sich zum Braten hin,
Uneins und doch in einem Sinn. (…)
*
Macht doch Sinn — oder? — Im Volkslied “Misheirath”. Aus: Achim von Arnim und Clemens Brentano: Des Knaben Wunderhorn. Band 1.